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Ausprobiert: Alcatel One Touch Fire mit Firefox OS

Alcatel One Touch Fire mit Firefox OS

Das One Touch Fire des französisch-chinesischen Joint-Venture Alcatel ist eines der ersten Smartphones, welche erstmals mit Firefox OS ausgeliefert werden. Hierzulande wird das günstige Smartphone von der Telekom-Tochter Congstar vertrieben und das bereits ab 89,99 Euro ohne Vertrag. Wir haben uns das Smartphone mal etwas näher angeschaut.

Android hat mittlerweile nahezu alle Marktsegmente erobert, seien es die billigsten Smartphones, Massentaugliche Mittelklasse-Geräte oder Prestige-trächtige Oberklasse-Smartphones mit Top-Hardware. Mit Firefox OS hat die Mozilla Foundation allerdings erstmal nur einen Markt im Blickfeld, wo es eine Nische für eine lebendige Konkurrenz sieht und das ist der Markt für besonders günstige Smartphones bzw. Feature Phones. Letztere will Mozilla im Idealfall komplett ersetzen durch entsprechende Firefox OS Geräte. Insofern sind die ersten Geräte von Alcatel und ZTE hauptsächlich für Schwellenländer gedacht, dennoch bietet Congstar besagtes One Touch Fire auch in Deutschland. Dieses haben wir mal einem kleinen Blick auf System und Gerät selbst unterzogen.

 

Firefox OS, das Web in der Hosentasche

Firefox OS selbst geht einen recht neuen Weg: Das gesamte Betriebssystem setzt auf offene Webtechnologien, insbesondere auf HTML5, CSS3 und JavaScript. Lediglich der Kernel ist ein angepasster Linux-Kernel, aber ansonsten dürften sich Web-Entwickler absolut heimisch fühlen. Trotzdem fühlt man sich als passionierter iOS- und Android-Nutzer direkt zurecht, da Mozilla sich in Sachen Oberfläche an den beiden dominanten Plattformen orientiert hat. Von iOS inspiriert ist der Homescreen, während Bedienung und Notification Center sichtlich Einflüsse von Android erhalten haben.

Eine Besonderheit von Firefox OS selbst ist die sogenannte „adaptive Suche“. Diese ist mit einem Druck auf die Home-Taste jederzeit erreichbar und ist weit mehr als nur eine simple Websuche. Selbst Apps werden anhand der Suchbegriffe mit gesucht (und gefunden), denn durch die Programmiersprache HTML5 lassen sich etliche Apps als reine Web-Apps ausführen. Heißt konkret, dass die Apps auf den Servern des jeweiligen Anbieters laufen und die Informationen sowie Interaktion auf dem Gerät erfolgt. Und genau hier kommt die adaptive Suche besonders zur Geltung, da derartige Apps sich dadurch finden und nutzen lassen. Selbst Apps, andere Web-Dienste und passende Bilder werden gefunden, die thematisch zum Suchbegriff passen oder Informationen dazu bereitstellen.

Das Angebot an Apps für Firefox OS im Firefox Marktplatz selbst ist bisher noch recht überschaubar: Laut offiziellen Angaben wurden etwa 2.800 Apps eingereicht, darunter einige prominentere Apps für Facebook, Twitter oder YouTube. Nach und nach will Mozilla das Angebot weiter ausbauen, unter anderem mit weiteren populären Apps für DropBox und auch Spiele sollen noch etliche hinzukommen. Mit Cut the Rope gibt es immerhin einen ersten Top-Titel und das kostenlos. Echte Web-Apps lassen sich übrigens in der Regel direkt herunterladen und als ganz normale lokale App nutzen. Webtechnologien machen es möglich, was ein recht großer Vorteil gegenüber anderen Plattformen ist: Man muss die App nicht erst herunterladen und lokal installieren, um sie ausprobieren zu können.

Einzig die manchmal sehr klein ausfallenden Tasten für Zurück, Optionen und dergleichen in den Apps sind nervig, da diese zu treffen einiges an Übung erfordert. Hier sollte Mozilla in den kommenden Updates wirklich etwas verändern, denn der Frust-Faktor steigt dadurch nur unnötig an. Außerdem sollten die Software-Tasten in den Apps vielleicht gerade im Hinblick auf Neueinsteiger besser als solche gekennzeichnet werden.

 

One Touch Fire mit Schwächen

Aber Firefox OS allein macht noch kein gutes Smartphone aus, mindestens ebenso wichtig ist die Hardware, auf welcher das Betriebssystem ausgeführt wird. Und genau an dieser Stelle patzt das erste Firefox OS Smartphone für den deutschen Markt. Für 89,90 Euro kann man zwar kein Top-Smartphone erwarten, die Schwächen sind trotzdem frustrierend. Kann allerdings auch daran liegen, dass unsereins von Galaxy S4 und HTC One verwöhnt ist, das lässt sich nicht so einfach unter den Teppich kehren.

Dennoch ist der nicht näher spezifizierte Singlecore-Prozessor von Qualcomm alles andere als flott, Firefox OS hat hin und wieder kleine Gedenkpausen trotz der 1 GHz. Selbst bei den vorinstallierten Apps und Standard-Anwendungen wie dem Kalender, Taschenrechner oder Mailclient fällt das eher negativ auf. Die Verzögerungen könnten allerdings auch an der Kombination aus langsamen Prozessor und geringen 256 MB RAM liegen, obwohl Mozilla von einem sehr Ressourcen-schonenden Betriebssystem spricht. Den Eindruck erweckt das One Touch Fire jedoch nicht unbedingt.

Hier einmal je ein Testfoto im Vergleich zum HTC One, der Canon EOS 600D und der Sony SmartShot QX10:

Das 3,5″ große Display bietet mit seinen 480 x 320 Pixel zwar durchaus eine standesgemäße Auflösung, welche man für den Preis von knapp 90 Euro erwarten kann. Die träge Reaktion des Touchscreens gepaart mit einer verdammt hohen Blickwinkelabhängigkeit ist hingegen alles andere als erfreulich, vor allem bei der Betrachtung von oben und unten. Bereits die kleinste Neigung des Gerätes verfälscht sichtlich die Farben. Selbst Multitouch-Gesten wie das klassische Pinch-to-Zoom werden nicht gerade selten zur einer Geduldsprobe, die mehrere Anläufe braucht. Das sich bei unserem Testgerät (vielen Dank nochmal an dieser Stelle an Congstar) zudem eine Luftblase unterhalb der Glasschicht befindet, lässt die Meinung über Alcatel selbst ein Stück weiter fallen.

Die Verarbeitung hingegen ist fast schon wie erwartet für den Preis: Kunststoff mit Klavierlack-Optik dominiert das Gehäuse, welches bei unserem Modell in Orange gehalten ist, mit einer weißen Front. Alternativ gibt es bei Congstar die Farbe Olivgrün, wem das Firefox-Orange nicht so zusagt. Immerhin haben die Hardware-Tasten, eine Lautstärke-Wippe und die Power-Taste, einen ordentlichen Druckpunkt und sind gut in das Gehäuse eingelassen. Das Gerät selbst schmiegt sich angenehm in die Hand, die Oberfläche ist allerdings nicht sonderlich rutschfest.

 

Fazit

Während Firefox OS selbst interessante Ansätze bietet wie Web-Apps und Webtechnologien als Grundlage für „Offline-Apps“, scheitert eine (gute) Benutzererfahrung in erster Linie am One Touch Fire selbst. Ob das nun am schwächelnden Prozessor liegt oder am doch nicht so effizient ausgenutzten bzw. zu klein dimensionierten RAM, lässt sich nicht beurteilen. Das Display leistet übrigens seinen Beitrag, denn das ist gelinde gesagt suboptimal. Trotzdem bietet das One Touch Fire von der Hardware her gesehen das, was man für 90 Euro erwarten würde: Ein Einsteiger-Smartphone, bei welchem einige Abstriche gemacht werden müssen.

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Stefan

Mann mit Bart und Faible für Smartphones und Tablets jeder Plattform, doch eindeutig bekennender Androidliebhaber.

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