Cardboard Apps: Virtual Reality für Jedermann!
So ziemlich jeder Hersteller hat inzwischen eine sogenannte Virtual-Reality-Brille im Portfolio. Angefangen bei der in Kooperation mit Oculus 200 Euro teuren Samsung Gear VR über die LG VR-Brille und Pearl mit seiner 20 Euro preiswerten VRB60.3D, bis hin zu der von Google bekannten Cardboard-Brille im Papp-Selbstbau. Auch der Google Play Store hat inzwischen ein nahezu unüberschaubares Angebot an Cardboard-Anwendungen im Angebot. Zeit um sich einmal einen Überblick zu verschaffen, in welche virtuelle Realität wir für wenig Geld schon eintauchen können.
Virtual Reality an sich ist keine Erfindung der Neuzeit, denn schon 1982 nahm der SciFi-Klassiker Tron den Zuschauer in die virtuelle Realität mit. Seitdem hat sich das Thema enorm weiter entwickelt und 2012 mit der Oculus Rift den Massenmarkt ins Visier genommen. Neben Oculus/Facebook, Samsung, Google Cardboard und etlichen weiteren Unternehmen gibt es eine genügend große Auswahl an Hardware, aber worauf es letztlich ankommt sind die Inhalte.
Google Cardboard, was ist das?
Während beispielsweise Samsung und HTC auf eine jeweils eigene Plattform setzen, lassen sich eine Vielzahl an aktuell erhältlicher VR-Brillen mit der offenen Cardboard-Plattform nutzen. Das ist eigentlich nichts weiter als eine Software von Google bzw. ein SDK, welches sich um die korrekte Darstellung in Stereoskopie auf einem beliebigen Android Smartphone kümmert. Außerdem dient die gleichnamige Android-App als zentraler Hub für alle installierten Cardboard-fähigen Apps, deren Anzahl im Google Play Store bereits weit über 100 Apps liegt.
Wichtig ist jedoch zu wissen, dass Google mit Cardboard nicht in direkte Konkurrenz zur Oculus Rift und ähnlichen Brillen treten will. Stattdessen versteht Google das Gadget als kleine und mit maximal 20 Euro für fertige Kits vor allem preiswerte Einführung in das Thema Virtual Reality. Vorgestellt wurde die Plattform übrigens zur Google I/O 2014, wo es für alle Teilnehmer die ersten Exemplare der Papp-Brille geschenkt und zum sofortigen Ausprobieren gab.
[youtube]https://www.youtube.com/watch?v=DFog2gMnm44[/youtube]Das Interessante an dem Konzept ist, dass Google für die Papp-Brille ein freies Kit zum Download anbietet. So kann sich jeder aus dem nächstbesten Pappkarton seine eigene Google Cardboard basteln, sofern man das Grundset bestehend aus zwei Kunststoff-Linsen, einem Magneten und Gummis zum Zusammenhalten der Brille besitzt. Natürlich braucht es noch ein Android Smartphone, denn das dient als Bildquelle für den virtuellen Spaß.
Gesteuert werden die meisten Apps durch ein virtuelles Fadenkreuz bzw. durch die Kopfbewegungen mit der VR-Brille selbst. Ob ein Gamepad bzw. Controller unterstützt wird muss man selbst ausprobieren, aber nahezu alle Spiele kommen auch ohne ein Gamepad aus. Ansonsten ist bei den Google Cardboard Versionen der Virtual-Reality-Brillen ein Magnet an der linken Seite, worüber sich in den meisten Apps bestimmte Aktionen wie das Bestätigen einer Auswahl auslösen lassen. Für manche Apps empfiehlt es sich zudem Kopfhörer zu benutzen. Die meisten VR-Brillen haben Platz gelassen, um ein Kabel-gebundenen Kopfhörer im Smartphone zu nutzen.
Test folgt in Kürze
Übrigens haben wir bei uns in der Redaktion aktuell das VR-Headset von Pearl in der Papp- und der Kunststoff-Version. Diese werden wir ein bisschen ausprobieren und etwas später mit den Konkurrenten Samsung Gear VR und der LG VR for G3 vergleichen. Am Sonntag steht jedoch erst einmal der Test der beiden Pearl-Headsets an.
Die besten Apps für den VR-Einstieg
Hat man seine Cardboard-Brille – ob aus Pappe oder Kunststoff ist egal – einsatzbereit und ein Android Smartphone mit der Google-App bestückt, braucht es nur noch die richtigen Inhalte. Ob eine App die Cardboard-Plattform unterstützt kann man relativ einfach erkennen: Jede App im Google Play Store hat in ihrem App-Icon auf der Übersichtsseite eine kleine Mini-Version der Papp-Brille in einer der vier Ecken. Daran erkennt man, dass die App die stereoskopische Darstellung unterstützt.
Ansonsten kann man sich auch auf der Cardboard-eigenen Übersichtsseite des Google Play Store einen Eindruck über das Angebot verschaffen. Allerdings handelt es sich dabei nur um eine kleine Auswahl an kompatiblen Apps. Gibt man in der Suche mal „Cardboard“ ein, erscheint eine ungleich größere Auswahl an kompatiblen Apps. Unseren ersten Versuchen nach sind dies übrigens unsere App-Favoriten. Kleiner Tipp: Es empfiehlt sich vor dem Eintauchen in die virtuellen Welten sich hinzusetzen. Nicht weil man sich im Raum bewegen will, sondern weil es einem schwindelig wird und das passiert technisch bedingt leider sehr schnell.
Vanguard V
Ein Action-Shooter, bei dem man durch das Weltall düst und in einer vorgegebenen Flugbahn diverse Gegner ausschalten muss. Tolle Grafik, schnelles Gameplay und ein Erlebnis, welches wirklich beeindruckend ist.
Pocket Rally
Das Spiel selbst ist zwar nicht mehr neu, aber in dieser Version für Google Cardboard sehr wohl. Wer schon immer mal eine Rallye in 3D erleben wollte, ist mit der Demo genau richtig.
Showroom Cars
Nichts mit Rennen zu tun hat diese App, aber mit Autos sehr wohl. Anstatt diese im Wettstreit gegeneinander antreten zu lassen, kann man in dieser App einige Fahrzeuge virtuell von allen Seiten betrachten.
Flight
Oder wie wäre es mit einem virtuellen Rundflug in einer kleinen Propeller-Maschine? Zwar handelt es sich nur um einen einfachen Flug-Simulator, aber die Aussicht ist einfach grandios und das auf einem Android Smartphone.
Roman Pantheon
Abseits von Spielen eignet sich die Cardboard-Plattform aber auch zum virtuellen Erkunden von Sehenswürdigkeiten. Das römische Pantheon in 3D ist wirklich ein Erlebnis für sich.
Sea World
Wem es weniger nach Bauwerken ist, der kann sich vielleicht mit den Unterwasserwelten in dieser App anfreunden. Denn auch dort gibt es so einiges zu sehen. Spätestens wenn man sich einem Hai gegenüber sieht, wird Virtual Reality richtig grandios.
Paul McCarntey
Oder man gönnt sich ein wenig Entspannung bei einem Konzert des neben Ringo Starr noch letzten lebenden Beatles, Sir Paul McCartney. Seine Live-Performance von „Live and let die“ lässt sich in dieser App in vollen 360 Grad erleben und genießen. Man ist quasi mittendrin statt nur dabei.
Lanterns
Bei dieser App handelt es sich eigentlich nicht um ein Spiel, denn Lanterns ist ein Live Wallpaper. Dennoch trübt dass die visuelle Erfahrung in keinster Weise.
Sisters
Nichts für schwache Nerven: Ein Horror-Adventure ist so schon manchmal gruselig genug, aber wenn ein Geist auch noch in echtem 3D auf einem zukommt, steigt das Adrenalin in ungeahnte Höhen.
VR-Brillen
Natürlich ist das nur ein kleiner Überblick über die ganze Thematik „Virtual Reality mit Android“, da es neben Google Cardboard noch einige andere Plattformen gibt. Da seien vor allem die exklusiv für das Samsung Galaxy Note sowie Samsung Galaxy S6 verfügbare Samsung Gear VR zu nennen, die zum MWC 2015 vorgestellte HTC Vive, die VR-Brille von LG VR für das LG G3 und natürlich das Original Oculus Rift. Selbst Microsoft versucht sich mit der Microsoft HoloLens in diesem Bereich und das ist bisher der interessanteste Ansatz. Aber auch weniger bekannte Unternehmen aus diesem Bereich arbeiten an eigenen Brillen, wie Carl Zeiss und als Crowdfunding-Projekt. Man kann aber schon jetzt sagen, dass die virtuelle Realität womöglich nicht nur eine nette Spielerei bleibt.