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Google: Sammelklage von Leiharbeiter wegen unbezahlter Überstunden

Google

Wenn man von einem Traumjob in der IT-Branche spricht, dann findet sich ein Arbeitsplatz bei Google zumeist ganz weit oben auf den Wunschlisten der Arbeitssuchenden. Der Konzern im sonnigen Kalifornien unternimmt viel, um der Kreativität seiner Mitarbeiter freien Lauf zu lassen, aber nicht immer ist alles heiterer Sonnenschein, wie nun ein Bericht über unbezahlte Leiharbeiter zu Vorschein bringt.

Laut dem letzten Quartalsbericht sind weltweit bei Google über 60.000 Mitarbeiter beschäftigt, die auf viele Annehmlichkeiten zugreifen können. Kinderbetreuung, kostenlose Cafeteria, Ruheräume und allerlei andere Dinge lassen den Konzern hinter der Websuche und Android zum Traumarbeitgeber werden. Nicht jedoch für Leiharbeiter, denn bei deren Bezahlung scheint das Unternehmen nicht so hinterher zu sein wie man das erwartet.

Google wird verklagt

Nun hat Tymuoi Ha über ihren Anwalt David Sanford eine Sammelklage eingereicht, um die Bezahlung für zahllose Überstunden einzuklagen und das stellvertretend für alle Leiharbeiter, die bei Google beschäftigt sind. So habe man einen Arbeitsvertrag über 40 Stunden pro Woche gehabt, jedoch in der Regel bis zu 12 Stunden pro Werktag gearbeitet und sei auch angehalten gewesen, am Wochenende zu arbeiten. Kein Wunder, dass sich enorm viele Überstunden angesammelt haben und genau die soll der Konzern laut dem Vorwurf nicht entlohnt haben.

Jeder Leiharbeiter, welcher ab dem 27. Januar 2012 von Google eingestellt wurde, kann sich der Sammelklage anschließen und seinen ausstehenden Lohn für die geleisteten Überstunden einfordern.

Ausnutzen mit System?

Was nach einem nicht allzu unüblichen Streitthema klingt, könnte bei genauerer Betrachtung jedoch weitreichende Folgen haben. Sollten die Informationen stimmen, dann könnte die Ausbeutung der Leiharbeiter bei Google respektive Alphabet Inc. System haben. So sei für die Bezahlung zwar die jeweilige Leiharbeitsfirma zuständig – im konkreten Fall Urpan Technologies – aber wenn Google die geleisteten Überstunden nicht korrekt erfasst und übermittelt, würde tatsächlich eine gewisse Absicht dahinter stecken.

Laut Tymuoi sei es üblich für Leiharbeiter, dass ihre direkten Vorgesetzten enorm viel verlangen und die Arbeit ohne Überstunden einfach nicht zu schaffen sei. Und wenn man sich mal wegen der Überbelastung bei seinem direkten Vorgesetzten beschwert kann es passieren, dass der Abteilungsleiter den Leiharbeiter zu sich beruft, die Beschwerde über nicht bezahlte Überstunden als unangemessen bezeichnet und eine Entschuldigung gegenüber dem jeweils direkten Vorgesetzten des Leiharbeiters fordert.

Genau dies ist Tymuoi Ha passiert, nur das sie nach ihrer Entschuldigung aus Angst vor einer Entlassung eine Woche später tatsächlich gekündigt wurde.

Druckmittel gegen Google

Das die Zeitarbeitsfirma für die Entlohnung verantwortlich ist wissen auch die Klägerin und ihr Anwalt. Von daher könnte die Sammelklage auch ein anderes Ziel haben und das ist das Aufmerksam machen auf solche Zustände, dass Leiharbeiter systematisch ausgenutzt werden, um kostenintensivere Festanstellungen einzusparen. Schließlich werden die Leiharbeiter auch damit geködert, dass bei zufriedenstellender Leistung eine mögliche Festanstellung bei Google in Aussicht gestellt wird.

Ob die Sammelklage tatsächlich Erfolg haben wird bleibt abzuwarten. Schon früher wurde Google mit Klagen von Leiharbeitern konfrontiert, was zuletzt 2014 passierte. Damals klagte ein Freiberufler auf Schadensersatz, da er laut Arbeitsvertrag nur 30 Stunden pro Woche arbeiten sollte, von ihm aber 40 Stunden und mehr wie bei einem fest angestellten Mitarbeiter verlangt wurden. Nachdem er einen neuen (besseren) Arbeitsvertrag verlangte, kündigte ihn Google kurzerhand, was zu besagter Klage führte.

Mittlerweile ist der Streit über einen außergerichtlichen Vergleich beigelegt und ähnliches wird wohl auch bei der jetzt aktuellen Sammelklage passieren.

[Quelle: Spiegel Online]

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Stefan

Mann mit Bart und Faible für Smartphones und Tablets jeder Plattform, doch eindeutig bekennender Androidliebhaber.

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