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[Test] Gigaset ME Pro – Deutschland lässt sich Zeit

Mit gleich drei Modellen hatte Gigaset letztes Jahr zur IFA 2015 seinen Smartphone-Einstand gegeben, wovon das Gigaset ME Pro das Top-Modell ist. Mit „Design made in Germany“ und einigen Besonderheiten will das Münchner Unternehmen sich gegen die etablierten Großen der Branche behaupten. Leider lässt es sich damit ordentlich Zeit. Wir haben uns nun einmal das zweite veröffentlichte Smartphone genauer angeschaut.

Wenn man als Neueinsteiger mit einem bekannten Namen aus anderen Bereichen im Smartphone-Markt ein Ausrufezeichen setzen will, macht man das am besten mit Leistung, Design und Power – wie das Gigaset ME Pro. Das Android Phablet gehört zu den ersten drei echten Android Smartphones des in Düsseldorf ansässigen und mit Hauptsitz in München sitzenden Unternehmens Gigaset, welches vor allem für seine vielen DECT-Festnetztelefone bekannt sein dürfte.

2005 ist das Unternehmen als eigenständiger Teil der Siemens AG gegründet worden und hat deren Mobilfunk-Geschäft übernommen.
2015 erfolgte schließlich der Neustart mit den drei Android Smartphones der ME-Reihe, die genau genommen nicht die ersten Android-Geräte des Unternehmens an sich sind. Mit dem SL930A hatte man das erste DECT-Festnetztelefon mit 3,5 Zoll großem Touchscreen und Android Betriebssystem vorgestellt. Insofern könnte man das Gigaset ME Pro auch als dessen Evolution betrachten.

Leider lässt sich das Unternehmen außerordentlich viel Zeit seine im vergangenen Herbst vorgestellten Produkte in den Handel zu bringen. Während wir das Gigaset Me bereits schon testen durften (zum Test), haben wir mit dem Gigaset ME Pro erst das zweite Smartphone des deutschen Herstellers im Verkauf. Was zur IFA 2015 noch Highend Technik war, ist inzwischen schon „fast “ Mittelklasse. Wirklich schade, aber werfen wir doch vor dem Fazit erst einen ausführlichen Blick auf das Android Smartphone.

 

Technische Daten des Gigaset ME Pro

Technische Daten

 

Prozessor

Snapdragon 810 Octa-Core mit 4x 1,8+1,5 GHz und 64-Bit
GPU: Adreno 430

Betriebssystem

Android 5.1.1 Lollipop mit Gigaset UI

Interner Speicher

32 GB Interner Speicher (erweiterbar per MicroSD)

RAM

3 GB

Modellbezeichnung

n/a

Display

5,5 Zoll IPS Display mit 1.920 x 1.080 Pixel

Anschlüsse

USB Typ-C, 3,5mm Audio Klinkenanschluss

Sensoren

Beschleunigung, Gyroskop, Annäherung, Licht, Kompass, Infrarot, HALL, Pedometer, UV-Licht, Puls und Fingerabdruck

Abmessungen (HxBxT mm)

156 x 76 x 7,7 mm

Gewicht

195 Gramm

Gehäusematerial

Edelstahl, Glas

Kamera

20 Megapixel Kamera, 8 Megapixel Frontkamera

Internet

WLAN a/b/g/n/ac

Bluetooth

4.1 HS BLE

Akkutyp

Fest verbauter Li-Ion

Kapazität

3,8 V/4.000 mAh

Gesprächszeit

bis zu 40 Std. (2G)/40 Std. (3G)

Standby-Zeit

bis zu 665 Std. (Single-SIM)/374 Std. (Dual-SIM) Std.

Netz

GSM 850/900/1800/1900,
UMTS 900/2100 MHz,
LTE 800/1.800/2.600 MHz

Preis

UVP 549 Euro
Besonderheit Fingerabdruck-Sensor, Infrarot, Dual-SIM mit Hybrid-Slot, Gesundheitssensoren (Puls, UV, Schritte), Telefonie über Schädelknochen, Kontaktübertragung zu DECT-Telefonen, USB Typ-C

 

Zubehör

Wie schon das kleinere Schwestermodell kommt auch das Gigaset ME Pro in einem schicken schwarzen Karton mit strukturierter Oberfläche zum Käufer, welcher lediglich von einer Orange-farbigen Magnet-Lasche zugehalten wird. In der Verpackung befindet sich schließlich das eigentliche Android Smartphone, unter dem sich wiederum das Zubehör versteckt.

Zum Lieferumfang des Gigaset-Modells gehört ein Netzteil mit Quick-Charge-Technologie, ein USB-Kabel mit USB Typ-C Stecker, ein Eject Tool für den Hybrid-Slot, ein klanglich sehr hochwertiges Kabel-Headset mit Austausch-Aufsätzen in zwei anderen Größen und der übliche Papierkram (Schnellstartanleitung und Garantie-Hinweise).

 

Design und Verarbeitung

Den ersten Vertreter der ME-Reihe hatten wir bereits letztes Jahr testen können, welcher mit einem frischen Design und hochwertiger Verarbeitung bei uns punkten konnte (zum Test des Gigaset ME). Der große Bruder Gigaset ME Pro steht diesem Modell in nichts nach: Der Rahmen ist aus Edelstahl, die Rückseite aus Glas und trotzdem besitzt es einen komplett eigenständigen Charakter.

Dennoch oder gerade deswegen hat Gigaset bei der Verarbeitung keinen Grund zur Kritik gelassen. Jegliche Spaltmaße fallen enorm klein sowie gleichmäßig aus. Das Gigaset ME Pro fühlt sich durchweg hochwertig, für manch einen vielleicht sogar schwer an. Selbst das Glas der Rückseite hat eine spezielle Beschichtung spendiert bekommen, wodurch Fingerabdrücke erheblich schwerer zurückbleiben als man es von anderen aktuelleren Flaggschiff-Vertretern wie dem Samsung Galaxy S7 her kennt.

Leider hat das Gigaset ME Pro eine große Schwäche: Es ist trotz mattiertem Edelstahl-Rahmen und beschichteter Glasrückseite extrem rutschig. Ein Tribut, welchen man dem eleganten und edlen Äußeren zollen muss. Von daher sollte man bei glatten Oberflächen sein Gigaset ME Pro ständig im Auge behalten: Nicht das es sich unbemerkt selbstständig macht und auf den Boden fällt. Denn auch wenn der Edelstahl-Rahmen enorm widerstandsfähig sein sollte, kann das Glas auf Vorder- und Rückseite sehr schnell Risse bekommen.Auf meiner Armlehne des Ledersofas, welche rein optisch nicht schräg ist, rutscht das Smartphone binnen 5 Minuten wie ein Hovercraft runter. Wäre es nicht so bedrohlich, wäre es ein Feature.

Auf der Vorderseite gibt sich das Gigaset ME Pro hingegen sehr bodenständig und fast auch in gewisser Weise traditionsbewusst. Der 5,5 Zoll große Bildschirm aus 2.5 D Glas ist in einen relativ dicken Edelstahl-Rahmen eingefasst, welcher ober- und unterhalb fast schon ein wenig an die Proportionen eines iPhone erinnert. Dass es auch kompakter geht zeigen andere Hersteller wie HUAWEI, vor allem wenn man sich vor Augen hält, dass das Gigaset-Phablet mit 7,7 mm erfreulich dünn geraten ist. Tut aber nicht viel an dem zweiten Punkt ändern: Mit 195 Gramm gehört das Gigaset ME Pro ohne Zweifel mit zu den schwersten Smartphones seiner Klasse.

Ein hochwertiger Rahmen aus echtem Edelstahl und ein enorm großer Akku fordern halt doch irgendwo ihren Tribut.
Andererseits könnte man auch sagen, dass mit dem höheren Gewicht die Wertigkeit des Gigaset ME Pro selbst auch ein wenig zunimmt. Immerhin schwören so manche potentiellen Käufer auf ein hohes Gewicht für die suggestive Gesamtqualität.

Einen kleinen Kratzer auf dem ansonsten hochwertigen Gehäuse hinterlassen die Lautstärke- sowie Power-Taste: Sie haben etwas sehr viel Spielraum und wackeln deutlich spürbar im Rahmen des Gigaset ME Pro. Auch der SIM-Tray ragt etwas überdeutlich aus dem ansonsten sehr schicken Rahmen hervor.

Die Rückseite ziert wie schon bei dem kleineren Standard-Modell Gigaset ME eine Trapezförmige Einrahmung im oberen Teil, wo sich die Kamera mit dem LED-Blitzlicht nebst UV- und Pulssensor verbirgt. Auch im unteren Bereich ist diese Einrahmung in entgegengesetzter Richtung im Gigaset ME Pro vorhanden. Wie gesagt: Das Smartphone bekommt dadurch einen ganz eigenen Charakter. Auf den angenehm dezent eingelassenen Fingerabdruck-Sensor verzichtet der Hersteller wie bei dem kleineren Modell nicht.

Spannend wird es wieder auf der Unterseite des Rahmens, denn das Gigaset ME Pro gehört mit zu den wenigen aktuell verfügbaren Modellen, bei welchen der neue USB Typ-C zum Einsatz kommt. Direkt daneben befinden sich der Lautsprecher des Android Smartphones und die üblichen Kunststoff-Einsätze im Metall-Rahmen, um die Empfangsleistung nicht durch einen fehlerhaften Griff in der Hand negativ zu beeinflussen.

Die Stirnseite wiederum ziert neben einem Mikrofon zur Geräuschunterdrückung bei Telefonaten auch die 3,5 mm Audio-Buchse für ein Kabel-Headset der eigenen Wahl und ein Infrarot-Blaster. Eben jenes Bauteil, welches Samsung dieses Jahr von seinen Smartphone-Neuheiten entfernt hat.

Auch wenn das Gigaset ME Pro etwas arg spät den Markt erreicht kommt man nicht umhin festzuhalten, dass deutsche Hersteller sehr wohl noch hochwertiges Design gepaart mit Premium-Materialien zu einem attraktiven Paket schnüren können.

 

Display

Mit 5,5 Zoll in der Diagonale ist das Gigaset ME Pro der größte Vertreter der ME-Familie. Deswegen bleibt die Auflösung trotzdem bei 1.920 x 1.080 Pixel, was sicherlich viele begrüßen werden. Immerhin braucht es QuadHD nicht zwingend wenn man auf VR-Inhalte verzichten kann. Entgegen dem Trend hält sich Gigaset also zurück bei seinem IPS-Display, was die Pixeldichte anbelangt.

Davon lässt sich der Rest des Panels aber nicht beirren: Die Darstellung ist scharf, mit natürlicher Farbwiedergabe und hervorragenden Blickwinkeln gesegnet. Auch die Helligkeit ist angenehm hoch sowie die Kontraste, lassen aber im direkten Vergleich zu einem Samsung Galaxy S7 edge (zu unserem Test) zum Beispiel sichtlich Federn.
Wer sich nicht mit solchen Vergleichen abgibt, bekommt ein insgesamt tolles und vor allem auch nicht unnötig hochauflösendes Display im Gigaset ME Pro an die Finger.

 

CPU und GPU

Mit seinem Smartphone-Debüt wollte Gigaset alles richtig machen und neben der Top-Verarbeitung auch auf Top-Technik setzen. Leider ist diese mittlerweile veraltet, auch wenn der Snapdragon 810 für sich genommen kein schlechter Prozessor ist. Dennoch reicht es rein von den nüchternen Benchmark-Werten her betrachtet im AnTuTu nur für lediglich 69.514 Punkte.

Ein aktuelles Flaggschiff wie das bereits erwähnte Samsung Galaxy S7 edge kommt da auf deutlich mehr Punkte.
Tut aber unterm Strich nur wenig zur Sache, denn die verbauten 3 GB RAM verhelfen dem Gigaset ME Pro trotzdem zu einer sehr flüssigen Bedienung im Alltag ohne die kleinsten Gedenkpausen.

Leider hat auch das Gigaset ME Pro das Problem, dass der Snapdragon 810 unter Last etwas heißer wird als andere Prozessoren dieser Leistungsklasse. Zwar nicht so deutlich wie das kleinere Gigaset ME, aber dennoch spürbar wärmer – obwohl er mit 1,8 GHz nicht einmal auf maximaler Leistung arbeitet.

Die Drosselung bei zu großer Wärme bekommt man meistens nur bei grafisch anspruchsvollen Spielen zu spüren, denn dann nehmen stotternde Bilder wie bei einer zu geringen Bildwiederholrate zu. Am Adreno 430 Grafikchip selbst kann es kaum liegen, denn dessen Leistung kann auch aktuelle moderne Grafik-Kracher nahezu mühelos stemmen.

 

Akku

Neben dem tollen Design und der hochwertigen Verarbeitung kann das Gigaset ME Pro vor allem in einer Sache punkten: Der Akku ist schier riesig verglichen mit der Konkurrenz. Lediglich das HUAWEI Mate 8 kann da noch mithalten, denn Gigaset verbaut in seinem Top-Modell einen Energiespender mit satten 4.000 mAh Kapazität.

Genau das macht sich auch in Kombination mit der Display-Auflösung in der Ausdauer bemerkbar: Zwei Tage hält das Phablet locker am Stück durch bei moderater Nutzung. Darunter verstehen wir gelegentliche Telefonate, das Chatten via Google Hangouts nebst WhatsApp, Musikhören per Bluetooth mit mindestens 3 Stunden pro Tag, ein kleines Spielchen in der Mittagspause, mehrmals etwas Fotografieren sowie im mobilen Netz per LTE surfen.
Im Dauerbetrieb bei mittlerer Helligkeit und einem Video in Dauerschleife hält das Gigaset ME Pro mit guten 7 Stunden durch, was schon ein respektabler Wert ist.

Aufgeladen ist der riesige Akku dank des im Lieferumfang befindlichen Netzteils in gerade mal etwas über 2 Stunden.

 

Konnektivität

Natürlich darf ein Premium-Smartphone im Bezug auf die Verbindungsmöglichkeiten sich keine größeren Patzer erlauben. Von daher darf das Gigaset ME Pro nicht nur über ein LTE Cat6 fähiges Modem zurückgreifen, sondern auch auf WLAN-ac, Bluetooth 4.1 und GPS. Einzig die fehlende NFC-Antenne darf man bei einem Premium-Smartphone von 2015 kritisieren. Auch wenn das mobile Bezahlen als Nutzung Nummer 1 für NFC angesehen wird, so lassen sich bereits im Einsatz befindliche NFC-Tags nicht weiter nutzen mit dem Gigaset ME Pro. Selbst ein Infrarot-Blaster findet seinen Platz.

Sehr positiv ist dagegen der verbaute USB Typ-C, welchem zweifelsohne die Zukunft gehört. Nicht nur ist dieser schneller bei der Übertragung von Daten oder von Energie, sondern auch mit einem reversiblen Stecker versehen. Das bedeutet, dass man das Kabel nicht mehr falsch herum hineinstecken kann.
Man kann sogar eine zweite Micro-SIM verwenden wenn man das möchte. Allerdings muss man in diesem Fall auf die MicroSD-Speicherkarte verzichten, da es sich um einen Hybrid-Slot anstelle eines echten Dual-SIM-Slots handelt.

Eine absolute Besonderheit des Gigaset ME findet sich auch im Gigaset ME Pro wieder ein: Es gibt keinen Lautsprecher auf der Front für Telefonate. Um sich von der Konkurrenz abzuheben, haben die Ingenieure von Gigaset kurzerhand auf die Bone Conduction Transducer Technologie zurückgegriffen.

Das bedeutet, dass der Schall vom Smartphone selbst über die Wangenknochen an das Ohr übertragen wird. Auf diese Weise kann niemand in der Umgebung ungewollt mithören und man selbst das Gigaset ME Pro besonders laut stellen beim Telefonieren, ohne die Umgebung zu belästigen.

Zumindest theoretisch, denn die Gesamtlautstärke bleibt hinter konkurrierenden Geräten zurück und auch die Klarheit des Gesprächspartners lässt mitunter sehr zu wünschen übrig. Eventuell wäre es besser gewesen, auf traditionellere Telefon-Techniken zurückzugreifen.

Denn die Technik selbst braucht etwas Gewöhnung, funktioniert aber abgesehen davon erstaunlich zuverlässig. Sofern man das Smartphone entsprechend konstant an den Wangenknochen drückt. Ein ungemeiner Pluspunkt ist allerdings, dass die Bone Conduction Transducer Technologie auch auf der Rückseite des Gigaset ME Pro funktioniert und nicht auf die Frontseite beschränkt ist.

 

Kamera

Selbst bei den verbauten Kameras versucht sich Gigaset im Premium-Bereich. Prinzipiell kann man die Fotoqualitäten mit denen des kleineren Schwestermodells Gigaset ME vergleichen. Mit dem Unterschied, dass der verbaute Sony IMX230 Sensor mit 20 anstelle von 16 Megapixel auflöst. Das Saphirglas als Abdeckung für die Optik mit ihren 6 Linsen behält das Phablet-Modell bei, ebenso die Blende mit f/2.2 und den zweifarbigen LED-Blitz.

Das heißt, dass bei entsprechendem Sonnenlicht Fotos des Gigaset ME Pro scharf, detailreich, kontraststark und mit natürlichen Farben gelingen. Nimmt jedoch das Licht ab, fällt auch die Bildqualität der Fotos sichtlich ab: Pixelmatsch und eine gefühlt zu niedrige Belichtung sind das Resultat. Erfreulich ist, dass der optische Bildstabilisator zumindest ein wenig das stärkere Bildrauschen eindämmen kann. Spätestens dann sollte man den optionalen HDR-Modus einschalten, denn dieser holt wieder deutlich mehr an Bildqualität aus den Fotos heraus. Allerdings braucht man dazu auch die Zeit, denn bei aktivierter HDR-Option nimmt sich das Gigaset ME Pro deutlich mehr Zeit bis eine Aufnahme im Kasten ist.

Am besten verschafft man sich selbst einen ersten kleinen Eindruck mit unserem Testfoto in direkter Konkurrenz zur Canon EOS 600D, einem Samsung Galaxy S5 und dem HUAWEI P8.

Videos nimmt das Gigaset ME Pro mit maximal 2K-Qualität auf, sprich mit 2.560 x 1.440 Pixel. Von der Bildqualität her sind diese mit den Fotos vergleichbar und schnellere Kameraschwenks sollte man nach Möglichkeit vermeiden: Der Tearring-Effekt ist ungewöhnlich stark ausgeprägt für ein Premium-Smartphone.
Ein optischer Bildstabilisator hätte vielleicht noch etwas mehr aus den Videos herausgeholt, aber darauf verzichtet der Hersteller auch in seinem Top-Modell.

Bei der Kamera-App hat sich nach wie vor nichts getan und das darf man sehr wohl positiv auffassen. Denn im Gegensatz zu manch anderen Herstellern ist die Oberfläche der Gigaset MET Pro Kamera sehr aufgeräumt, auf das Wesentliche beschränkt und nicht mit Funktionen in den Einstellungen zubombardiert.

Will man mehr als nur Weißabgleich und ISO-Wert einstellen, muss man zwangsläufig auf eine der umfangreicheren Kamera-Apps aus dem Google Play Store zurückgreifen. Denn neben einer kleinen Auswahl an Kamera-Filtern oder Effekten, dem manuell zuschaltbaren HDR-Modus, einer Gesichtserkennung oder dem Auslöser über den Fingerabdruck-Sensor (hilfreich für Selfies) gibt es kaum etwas Einzustellen in der Kamera-App von Gigaset.

 

Multimedia

Wie schon im kleineren Gigaset ME sind auch im Gigaset ME Pro 32 GB intern verbaut. Davon stehen dem Nutzer nach einem Werksreset gute 22,01 GB zur freien Verfügung, die sich bei Bedarf auch mit einer bis zu 128 GB fassenden MicroSD Speicherkarte erweitern lassen.
Natürlich verträgt das Smartphone auch Speicherkarten mit 200 GB Kapazität, da es sich um den allgemeinen SDXC-Standard handelt, welcher Speicherkarten theoretisch bis zu 2 TB Kapazität erlaubt. Die – bezahlbare – Technik ist allerdings erst bei etwa 200 GB angelangt.

Auch bei den musikalischen Qualitäten hebt sich das Gigaset ME Pro wieder deutlich ab. Die Kombination aus hochwertigem Audio-Chip nebst Verstärker und einem hochwertigen Kabel-Headset entlocken dem Smartphone angenehme Bässe ohne störende Höhen und einen insgesamt sehr satten Sound. Über die beiliegenden Kopfhörer wohlgemerkt, denn der interne Lautsprecher hat in den höheren Tonlagen durchaus so seine Schwächen. Dennoch gehört er gefühlt mit zu dem Besten was die Smartphone-Branche so zu bieten hat.

Zumal der vorinstallierte Audio-Player nicht nur mit einer schicken nüchternen Oberfläche ohne größere Spielereien aufwarten kann, sondern auch mit einem 7-Band-Equalizer.

Um die Audio-Qualitäten möglichst perfekt abzurunden, darf sich der Benutzer des Gigaset ME Pro über die Unterstützung von Dirac HD Audio und dem aptX Bluetooth-Protokoll für hochwertigen HiFi-Sound mit effizienter Datenkomprimierung ohne Qualitätsverluste freuen. Letzteres setzt jedoch ein entsprechend kompatibles Bluetooth-Headset voraus.

 

Software

Als Gigaset seine ME-Smartphones vorstellte, war Android 6.0 Marshmallow noch ein hoch aktuelles Thema gewesen. Mittlerweile ist seitdem fast ein halbes Jahr vergangen und das Gigaset ME Pro kommt mit dem selbst zum Zeitpunkt der offiziellen Vorstellung nicht mehr ganz aktuell gewesenen Android 5.1.1 Lollipop auf den Markt. Dies kann man dem Unternehmen wirklich ankreiden, denn selbst die ersten Einsteiger-Smartphones sind schon mit dem neueren Android 6.0 Marshmallow angekündigt und zum Teil auch im Handel verfügbar. Bleibt nur zu hoffen, dass es möglichst schnell das angekündigte Update gibt, wie man es von Herstellern mit Premium-Ambitionen erwartet.

Sieht man von diesem Detail ab, zeigt sich die Oberfläche des Gigaset ME Pro wie auf dem kleineren Schwestermodell von einer sehr aufgeräumten und nur geringfügig angepassten Oberfläche. Das schwarz-gelbe Farbthema zieht sich durch das gesamte Betriebssystem hindurch.

Für den Homescreen setzt das Unternehmen auf eine Eigenentwicklung, die sich hauptsächlich durch den fehlenden App Drawer bemerkbar macht. Will heißen, alle installierten Apps tauchen auf dem Homescreen auf und müssen über kurz oder lang in Ordnern sortiert werden, will man die Übersicht bewahren.
Außerdem ist keinerlei Bloatware vorhanden, wenn man den Amazon Kindle Reader, Evernote und OfficeSuite außen vor lässt.

Die restlichen vorinstallierten Apps sind überwiegend von sehr nützlicher Natur wie der Telefon-Manager zur Verwaltung diverser Dinge. Man kann temporäre Daten finden und löschen lassen, die Zugriffsberechtigungen einzelner Apps steuern, einen Viren-Scan durchführen, App-Benachrichtigungen in der Titelleiste einschränken und noch einiges mehr. Kurzum, das was HUAWEI als echten Mehrwert seinen Android Smartphones spendiert, findet sich auch auf dem Gigaset ME Pro in leicht abgewandelter Form wieder.

Auch die recht umfangreiche Fitness-App Health findet sich wieder, welche neben den am Tag zurückgelegten Schritten vor allem für den Pulsmesser neben der Kamera benötigt wird. Mehr als ein nettes Gimmick ist dieser jedoch nicht, denn dazu denkt man einerseits zu selten daran den Puls zu messen und auf der anderen Seite ist keine medizinische Genauigkeit gewährleistet. Auch der UV-Sensor ist mehr eine nette Zugabe, die bei dem nächsten Strandurlaub sicherlich witzig sein kann.

Da ist der Fingerabdruck-Sensor schon ein nützlicheres Extra, wenn auch eines mit seinen Macken. Auch wenn der Fingerbadruck-Sensor des Gigaset ME Pro selbst bind sehr gut zu erreichen und zu erfühlen ist, so hat er mitunter Probleme mit dem Erkennen von registrierten Fingerabdrücken und lässt sich auch manchmal etwas sehr viel Zeit zum Entsperren aus dem Standby. Da ist man gerade von HUAWEI erheblich besseres gewohnt.

Wer viele Fernbedienungen zu Hause nutzt, wird sich über den verbauten Infrarot-Sensor und der passenden vorinstallierten App freuen.

Immerhin: Mit Gigaset elements ist bereits eine App zum Steuern des smarten Zuhauses vorinstalliert. Wer sich auf die Gigaset-Welt für das Smart Home einlässt, wird dies sicherlich zu schätzen wissen. Für alle anderen ist diese App tatsächlich Bloatware.
Wer bereits ein DECT-Telefon sein Eigen nennt, kann zudem mit der App Contact Push das Telefonbuch seines Gigaset ME Pro auf ein DECT-Festnetztelefon übertragen lassen.

Eine kleine Randbemerkung außerhalb des Testurteils wollen wir euch jedoch nicht vorenthalten. Unser Testgerät hatte des öfteren echte Reaktionsprobleme, die sich durch bis zu 1-2 Sekunden Auszeiten bemerkbar gemacht hatten. Wir gehen hier aufgrund eines Testsamples (außerhalb der regulären Verkaufscharge) mit einem unfertigen Betriebssystem, von einem Fehler aus, der vor Auslieferung noch gefixed wird. Wir sind diesbezüglich im Kontakt mit dem Hersteller und werden entsprechend berichten.

 

Fazit zum Gigaset Me Pro

Leider ist das Gigaset ME Pro trotz vergleichsweise günstiger 549 Euro UVP ein wenig zu spät dran. Vorgestellt wurde das Android Smartphone bereits vor etwa einem halben Jahr und mittlerweile ist die verbaute Technik bereits wieder überholt. Vor allem da die Software nicht auf dem aktuellen Stand ist für ein Premium-Smartphone ist. Trotz Innovativer Schädelknochen-Technik gibt es immer wieder Grund zu Klagen bei der Telefon Gesprächsqualität.
Da kann auch die noch immer sehr schnelle Hardware, das schlanke System sowie die hochwertige Optik in Kombination mit Premium-Materialien nur bedingt drüber hinweg täuschen. Doch unter dem Strich bekommt man auch auch ein halbes Jahr später mit dem Gigaset ME Pro trotz allem ein für diesen Preis beachtliches Android Smartphone „Made in Germany“.

Positiv

  • Schnell
  • Infrarot
  • Verarbeitung
  • Speichererweiterung
  • Gesundheitssensoren
  • Preis
  • Schädelknochentechnik

Negativ

  • Kamera
  • Telefon
  • Fingerabdruck-Sensor
  • Rückseite

gigaset-me-pro-testurteil-androidtv

Wertung
Geschwindigkeit 5/5
Display 5/5
Funktionalität 3/5
Verarbeitung 5/5
Preis 5/5

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Stefan

Mann mit Bart und Faible für Smartphones und Tablets jeder Plattform, doch eindeutig bekennender Androidliebhaber.

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