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[Test] Huawei Ascend G615

huawei_ascend_g615Das Nexus 4 von LG und Google hat sich bereits zum De-Fakto-Standard für günstige aber dennoch kraftvolle Smartphones etabliert. Für gerade mal 349,- € bekommt man ein 4,7″ HD-Display, einen Quadcore und ganz viel pures Android. Bei dieser Kampfansage ist freilich fraglich, ob es überhaupt ein Konkurrent schafft, in Sachen Preis-Leistung heranzukommen. Aus diesem Grund schickt der chinesische Konzern Huawei das Ascend G615 in den Ring und bei uns durch den direkten Vergleichstest.

130407_4_11Das Nexus 4 hat zweifelsohne eine sehr starke Vorlage gemacht, die es so bisher nicht gab. Für die Ausstattung des Nexus 4 hätte man normalerweise gut und gerne 500,- Euro auf den Tisch legen können aber durch die Subventionierung durch Google sind 299,- Euro (mit 8 GB Speicher) bzw. 349,- Euro (mit 16 GB Speicher) ein Ding der Machbarkeit gewesen. Und dürfte nicht zuletzt einige Hersteller ein wenig verärgert haben. Die Chinesen von Huawei lassen sich davon aber anscheinend nicht beeindrucken und versuchen mit dem Ascend G615 gegen zu halten, einem Mittelklasse-Smartphone für Datenblatt mäßig vergleichbarer Hardware und ebenfalls für 299,- Euro UVP.

 

Technische Daten des Huawei Ascend G615

Technische Daten

HUAWEI Ascend G615

Prozessor

HiSilicon K3V2 Hi3620 Quadcore mit 1,4 GHz
GPU: Vivante GC4000 mit 16 Kernen

Betriebssystem

Android 4.0.4 Ice Cream Sandwich

Interner Speicher

8 GB Interner Speicher
Micro SD Slot bis 32 GB

RAM

1 GB

Modellbezeichnung

G615

Display

4,5″ (11,4cm) IPS+ Display mit 1.280 x 720 Pixel

Anschlüsse

MicroUSB, 3,5mm Audio Klinkenanschluss

Sensoren

Accelerometer, Proximity und Licht

Abmessungen (HxBxT mm)

134 x 67,5 x 10,5 mm

Gewicht

145 Gramm

Gehäusematerial

Kunststoff

Kamera

8,0 Megapixel Kamera, 1,3 Megapixel Frontkamera

Internet

HSPA+ mit bis zu 21 Mbit/s
WLAN 802.11b/g/n, WLAN Hotspot

Bluetooth

V3.0 mit A2DP

Akkutyp

Li-Ion

Kapazität

2.150 mAh

Gesprächszeit

bis zu 11 Stunden

Standby-Zeit

bis 360 Stunden

Netz

GSM 850/900/1800/1900, UMTS 850/900/1700/1900/2100 MHz

Preis

UVP 299,- Euro (aktuell 279,90 Euro Stand 07/04/13)
Besonderheit HDMI via MicroUSB (kein Kabel enthalten)

 

Zubehör

130407_4_10Das Zubehör ist zumindest bei unserem Testgerät sehr überschaubar ausgestattet. Bis auf das obligatorische Netzgerät inkl. dem nötigem USB Class-A auf Micro-USB Kabel, war nur noch eine Kurzanleitung mit dem Smartphone dabei.
Zur Verteidigung von Huawei müssen wir aber noch mit anfügen, dass unser Testgerät direkt aus China kam, wie man auch unschwer an der Verpackung erkennen kann. Doch auch eine redaktionelle Recherche ergab bei deutschen Verkaufsmodellen keine zusätzlichen Kopfhörer, Reinigungstuch oder vielleicht mal eine Micro-SD Karte. Denn das soll es ja in der Geschichte der Android Smartphones auch schon gegeben haben.
Vielleicht gibt es das einfach die knallharte Kalkulation nicht her.

Verarbeitung

130407_4_07Das Ascend G615 von Huawei kommt, wenn es aus der Pappschachtel entnommen und von der schützenden Folie befreit wurde, eher nüchtern daher. Auf den ersten Blick könnte man meinen, man hat ein Smartphone von LG vor sich liegen aber das täuscht. Auch wenn das Smartphone komplett aus Kunststoff besteht, wirkt es beim Anfassen nicht unbedingt billig, selbst wenn es nicht Unibody-Geräten wie der One-Reihe von HTC mit einem Metall-Korpus oder dem Glasschmeichler eines Xperia Z nachempfunden ist.
Huawei hat sich hier eher auf das einfache und wenig experimentierfreudige Äußere beschränkt, was dennoch tadellos verarbeitet ist. Durch seine Dicke von über 10,5 mm wirkt es trotz kleinerem Display wuchtiger im Vergleich zu einem Nexus 4, Galaxy S3 oder HTC One.

Dafür teilt es sich mit der Konkurrenz manche Eigenschaften, wie beispielsweise die komplett verglaste Front, die rechts oben sitzende Frontkamera und die kapazitiven Tasten zur Bedienung des Smartphones unterhalb des Displays. Hier wagt Huawei definitiv keine Experimente. Erfreulicherweise befindet sich zwischen Lautsprecher und Frontkamera eine Status-LED, die in verschiedenen Farben über verpasste Benachrichtigungen informiert. Wer so etwas mal hatte, wird es lieben.

130407_4_08Der Akkudeckel ist aus einem Guss und umgibt nicht nur die Rückseite, auch die Seitenränder des Gehäuses sind vom Akkudeckel mit eingefasst. Von daher bedarf es teilweise etwas roher Gewalt, will man Akku, SIM-Slot und MicroSD-Slot herankommen. Andererseits sitzt der Akkudeckel aus Hartplastik dadurch sehr sicher, was wiederum manche als besser empfinden könnten.
Ebenfalls ungewöhnlich sind die sich seitlich rechts befindlichen Tasten für Ein/Aus und die Lautstärke-Wippe: Diese sind direkt nebeneinander angeordnet, was eher untypisch bei Smartphones ist. Immerhin sind die Tasten sehr gut erfühlbar und haben einen sehr angenehmen Druckpunkt.
Sehr erfreut hat uns die Rückseite mit seiner leicht gummiert anfühlenden bzw. angerauten Oberfläche, womit das Smartphone sehr rutschfest in der Hand liegt. Eher unschön ist dagegen die Platzierung des MicroUSB-Ports, denn dieser befindet sich auf der linken Gehäuse-Seite und könnte für den einen oder anderen als störend empfunden werden.

 

Display

130407_4_06Das Display ist mit einer Auflösung von 1.280 x 720 Pixel verteilt auf 4,5 Zoll angenehm scharf. Überhaupt dürfte das Display eine der größten Stärken des Ascend G615 sein, da es leuchtstark, sehr realistische Farben bietet und zudem einen erfreulich hohen Blickwinkel bietet.
Lediglich in Sachen Schwarzwert hätte Huawei bzw. der Display-Lieferant etwas mehr bieten können, denn das Schwarz hat nicht selten einen leichten Grauschleier. Leider ist bei direktem Sonnenlicht die Ablesbarkeit des Displays nahezu nicht gegeben, was nicht zu letzt an der eher geringen Maximalhelligkeit des Displays liegt. Außerdem spiegelt das Displayglas ziemlich unschön. Im Vergleich zu einem Nexus 4 kann das Ascend G615 aber erfreulich gut mithalten und das Display ist immerhin mit eine der wichtigsten Entscheidungskriterien für oder gegen ein Gerät.

 

CPU & GPU

130407_4_05Herz des Ascend G615 ist ein HiSilicon K3V2 Quadcore, eine Entwicklung aus eigenem Hause und wird gerne werbetechnisch als 4-Takter mit Preisbremse beworben.
Der Quadcore ist mit vier Kernen auf Basis des ARM Cortex A9 bestückt, die jeder für sich mit bis zu 1,4 GHz Taktfrequenz ans Werk gehen können. Zwar kann der K3V2 sich nicht unbedingt mit den Top-Chipsätzen der Konkurrenz in Sachen Leistung messen, verstecken braucht er sich dennoch nicht. Im Bereich der Grafik gibt Huawei nur 16 Kerne zur Berechnung der grafischen Inhalte an, allerdings können die es sogar mit einem NVIDIA Tegra 3 und dessen 12 Kerne locker aufnehmen, wie unter anderem dieser Quadcore-Vergleich zeigt.

Auch wenn der K3V2-Quadcore grundsätzlich zum Spielen größerer Titel geeignet ist, fallen insbesondere bei grafisch anspruchsvollen Spielen hin und wieder kleinere Probleme auf. Bestes Beispiel sind die Titel von Rockstar Games wie GTA 3 oder GTA Vice City, wo es vermehrt zu Rucklern bei mittlerer und höchster Grafikqualität kommt. Hier empfiehlt es sich wirklich, in den Einstellungen die Grafikdetails herunterzuschrauben, um ein ruckelfreies Spiele-Erlebnis zu bekommen.

 

Akku

130407_4_01Mit 2.150 mAh Kapazität ist der Akku erfreulich groß dimensioniert für diese Preisklasse und verhilft dem Nutzer locker über einen Tag. Zumindest sofern man den Energiespar-Modus aktiviert, denn dann verbraucht das Ascend G615 im Durchschnitt gerade mal 1 bis 2% an Energie im Standby. Lediglich beim aggressivsten Setting kann es hin und wieder Probleme mit Datenverbindungen geben, dass diese einfach nicht wieder korrekt aufgebaut werden können. In diesen Momenten hilft dann nur ein Neustart des Gerätes zuverlässig. Auch wenn der Akku des Ascend G615 kein Ausdauerläufer ist, ermöglicht der Akku eine angenehm lange Nutzung des Smartphones.

 

Konnektivität

Huawei verbaut im Prinzip alles an Verbindungsmöglichkeiten, was dem Standard der Mittelklasse entspricht. Dazu zählen flottes WLAN-n inklusive WiFi Direct, Bluetooth 3.0 und auch DLNA für Multimedia findet sich wieder. Lediglich auf NFC und ein Gyroskop muss man verzichten, allerdings des Preises von nur 299 Euro UVP durchaus zu verschmerzen, auch wenn NFC in diesen Preisklassen des Öfteren anzutreffen ist. Beispielsweise in den Samsung-Modellen Galaxy Ace 2, Galaxy Fame, Galaxy S2 Plus oder Galaxy S3 Mini. Selbst das LG Optimus L5, L7 und L9 haben bereits NFC an Bord, insofern ist Nearfield Communication in Anbetracht der bargeldlosen Smartphone-Zukunft eher schmerzlich aber nun ja: Das ist meckern auf hohem Niveau im Anbetracht der sonstigen Ausstattung und Leistung.

Das Telefon-Modul des Ascend G615 funkt übrigens per Quadband GSM und Pentaband UMTS, womit es quasi weltweit nutzbar sein sollte. Erfreulich fix ist das Ascend G615 im UMTS-Netz unterwegs, erreicht es immerhin 21 MBit/Sekunde im Idealfall. Auch die GPS-Abteilung des Ascend G615 ist erfreulich fix, denn innerhalb weniger Sekunden wurden in der Regel die Satelliten gefunden. Nominell unterstützt das GPS-Modul auch das technisch sehr ähnliche russische Gegenstück GLONASS.

 

Multimedia

130407_4_04Auf der Rückseite ist eine Kamera mit einer Auflösung von 8 Megapixel verbaut, die von einem Dual-LED-Blitzlicht flankiert wird. Auf dem Papier somit durchaus gehobener Standard für eine Smartphone-Kamera. Erfreulicherweise bringt Huawei das auch in die Realität mit herüber, denn qualitativ können sich die Bilder definitiv die Aufnahmen eines Nexus 4 übertreffen und stellenweise sogar mit denen eines Galaxy S3 von Samsung mithalten. Für ein 300-Euro-Smartphone eine mehr als respektable Leistung. Aber auch kein allzu großes Wunder, schließlich handelt es sich bei der verbauten Kamera um einen BSI-Sensor. Dennoch fällt beim vergrößern von Bildern teilweise eine abnehmende Bildqualität auf, was sich in grobkörnigen vermatschten Details äußert. In dieser Preisklasse dürfte so etwas allerdings eher tolerierbar sein als bei einem Smartphone der 500-Euro-und-mehr-Klasse. Selbiges kann man auch von der Frontkamera sagen, deren Aufnahmen ebenfalls erfreulich hochwertig sind. Der Blitz ist nebenbei gesagt auch recht kraftvoll. Auch in Sachen Videoaufnahme gab es nichts wirklich zu bemängeln für diese Preisklasse.

In Sachen Video- und Musik-Formate erkannte das Ascend G615 im Prinzip alles und auf dem HD-Display lohnt sich das Anschauen von Filmen wenigstens. Selbst HD-Material spielte das Gerät ohne merkliche Ruckler ab.
Auch der Ton ist bei dem Huawei Ascend G615 nicht zu letzt durch die Dolby® Digital Plus™-Audiotechnologie mehr als nur herrausragend. Hier möchten wir nicht auf besonderes Klangvolumen oder ein breites Frequenzspektrum hinweisen, denn beides kann man von den Lautsprechern nicht sagen, aber sie sind einfach mal laut. So laut, dass wir einfach darauf noch einmal hinweisen wollen. Wer sich davon selber überzeugen möchte, kann in dem unten folgenden Video ab 21:40 Minuten ein Ohr riskieren.

Software

130407_4_03Ausgeliefert wird das Huawei Ascend G615 noch mit Android 4.0.4 Ice Cream Sandwich, welches sich durch eine recht geringe Anpassung durch Huawei erfreut. Lediglich in Sachen App-Icons hat Huawei Hand angelegt und diese einer farbenreicheren Überarbeitung unterzogen. Ebenso fällt lediglich eine Shortcut-Leiste in der Drop-Down Notification Bar auf, ansonsten ist alles erfreulich Stock Android geblieben. Okay, den Sperrbildschirm hat Huawei noch ein wenig verbessert. Und die Huawei-eigene Tastatur darf an dieser Stelle ebenfalls nicht vergessen werden, wobei diese gegen die Stock-Android Tastatur ausgetauscht werden kann.

Huawei installiert aber einige Tools vor, die durchaus von größerem Nutzen sein könnten. So findet sich eine Backup-Lösung vor sowie ein Tool zur Nutzung vom Datenaustausch via DLNA, ein eigener Musikplayer, eine App zum anfertigen von Notizen, eine App zur Nutzung des LED-Blitzlichts als Taschenlampe, eine leider etwas zuckelnde aber dafür umso hübscher animierte Wetter-App und eine Tool-Sammlung für die Smartphone-Sicherheit. Darüber hinaus finden sich die üblichen Google-Apps wieder sowie der Play Store. Für die nahezu volle Google-Experience und genügend App-Futter ist also vorgesorgt.

Insgesamt betrachtet bietet Huawei beim Ascend G615 einen interessanten Mix aus eigenen Anpassungen und der puren Android-Erfahrung, genau richtig sozusagen für Smartphone-Einsteiger, genügsame Anwender oder auch Plattform-Wechsler. Ein Update auf ein aktuelleres Android in Form von Android 4.1 Jelly Bean ist angekündigt und teilweise auch schon am Verteilen, wir hatten allerdings nicht das Glück, die Neuerungen wie Project Butter auf dem Ascend G615 auszuprobieren.

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=_OSdD59CSWY[/youtube]

Fazit

130407_4_02Beim Ascend G615 macht Huawei vieles richtig und manches wieder weniger gut aber insgesamt gesehen ist das Huawei Ascend G615 ein wirklich empfehlenswertes Gerät. Huawei braucht sich nicht mehr hinter den „großen“ Herstellern verstecken. Für Smartphone-Einsteiger bietet das Ascend G615 verdammt viel Leistung durch seinen Quadcore Prozessor und selbst Spielernaturen dürften mit dem Smartphone voll auf ihre Kosten kommen. Wenn das Nexus 4 von LG nicht so günstig wäre, könnte man das Ascend G615 von Huawei glatt als Preisbrecher bezeichnen aber so unterscheidet sich das Huawei vom LG nur durch den erweiterbaren Speicher per MicroSD-Card, der besseren Kamera und dem längeren Durchhaltevermögen.

Wertung
Geschwindigkeit 4/5
Display 3/5
Funktionalität 3/5
Verarbeitung 4/5
Preis 5/5

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Stefan

Mann mit Bart und Faible für Smartphones und Tablets jeder Plattform, doch eindeutig bekennender Androidliebhaber.

2 Gedanken zu „[Test] Huawei Ascend G615

  • Pingback: MP2005 - Android-Hilfe Forum

  • Interessant! Würdest Du also den G615 über den Nexus 4 empfehlen?

    Antwort
    • Wenn dir das neuste Android zu haben egal ist und du mehr Wert auf eine gute Kamera legst, dann ja. Zumal die empfindliche Glasrückseite des Nexus 4 auch nicht vorhanden ist und im Zweifelsfall kannst du den Akku wechseln. Gerade für mehrtägige Festivals ist das ein Killer-Argument. 😉

      Antwort

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