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[Test] Huawei P9 – Mit dem Zweiten fotografiert man besser!

HUAWEI P9 Test

Neben der üblichen Modellpflege will das chinesische Unternehmen mit seinem neuen Flaggschiff-Smartphone dem HUAWEI P9, auch in einem ganz anderen Bereich auftrumpfen: Der Kamera. Schon der Vorgänger setzte ein Ausrufezeichen, aber mit der Expertise von Leica will man an die Spitze der Kamera-Smartphones. Dass aber Hardware allein nicht immer ausreicht, zeigt sich am Ende unseres Test.

Als HUAWEI vor etlichen Wochen ganz offiziell die Zusammenarbeit mit dem deutschen Kamera-Hersteller Leica ankündigte (zum Beitrag), ließ das bereits aufhorchen. Bereits mit dem HUAWEI P8 hatte der chinesische Hersteller letztes Jahr ein Android Smartphone vorgestellt, welches eine hervorragende Kamera besaß. Ein Profi-Modus mit sehr vielen Einstellmöglichkeiten wie Weißabgleich, ISO-Wert bis hin zu einer enorm langen Verschlusszeit, waren schon im Vorgänger Bestandteil der Funktionen.  Kamera-technisch setzte schon das HUAWEI P8 die Konkurrenz stark unter Druck.

Auch der RGBW-Sensor war eine große technische Verbesserung, sodass die Ankündigung mit der Expertise von Leica für die kommenden Top-Modelle wie dem HUAWEI P9 auf Großes hoffen lassen. Aber auch an anderer Stelle setzt das neue P-Modell kräftig einen drauf, um den Anspruch von HUAWEI als weltweite Nummer 3 der Smartphone-Branche gerecht zu werden.

 

Technische Daten des HUAWEI P9

Technische Daten


Prozessor

64-Bit HiSilicon Kirin 955 Octa-Core
mit 4 x 2,5+1,8 GHz
GPU: ARM Mali T880 MP4

Betriebssystem

Android 6.0.1 Marshmallow mit Emotion UI 4.1

Interner Speicher

32 GB Interner Speicher (erweiterbar per MicroSD)

RAM

3 GB

Modellbezeichnung

EVA-L09

Display

5,2 Zoll IPS Display mit 1.920 x 1.080 Pixel

Anschlüsse

MicroUSB Typ-C, 3,5mm Audio Klinkenanschluss

Sensoren

Beschleunigung, Gyroskop, Annäherung, Licht, HALL, eKompass und Fingerabdruck

Abmessungen (HxBxT mm)

145 x 70,9 x 6,95 mm

Gewicht

144 Gramm

Gehäusematerial

Aluminium

Kamera

12 Megapixel Dual-Kamera von Leica, 8 Megapixel Frontkamera

Internet

WLAN a/b/g/n/ac

Bluetooth

4.2 HS BLE

Akkutyp

Fest verbauter Li-Ion

Kapazität

3,8 V/3.000 mAh

Gesprächszeit

n/a

Standby-Zeit

n/a

Netz

GSM 850/900/1800/1900,
UMTS 900/2100 MHz,
LTE 800/1.800/2.600 MHz

Preis

UVP 569 Euro
Besonderheit Telefon-Manager, starke Kamera mit Dual-Sensoren und Leica-Objektiv, Fingerabdruck-Sensor, Touch Knuckle 2.0, USB Typ-C

 

Zubehör

Dass man es nicht mit einem der billigeren Geräte zu tun hat, zeigt bereits die Verpackung des HUAWEI P9. In einem schicken weiße Karton mit strukturierter Oberfläche, Geräte-Logo und Hinweis auf die Leica Dual-Kamera kommt das Android Smartphone zum Vorschein, sobald man den Deckel abgenommen hat. Verpackt in einer schützenden Folie um das komplette Gerät herum.

Nimmt man die Kunststoff-Schale in welcher das HUAWEI P9 eingelegt war heraus, kommt das zum Lieferumfang gehörende Zubehör zum Vorschein – schön verpackt in mehreren Papp-Schachteln. Dazu gehören weiße Kopfhörer inklusive Steuer-Einheit für Telefonate, ein USB Typ-C Kabel zum Aufladen sowie zur Datenübertagung mit einem PC, ein USB-Netzteil und ein SIM Eject Tool.

[youtube]https://www.youtube.com/watch?v=ZyXfpKAGfes[/youtube]

In der dritten großen Papp-Schachtel befindet sich neben dem SIM Eject Tool … nichts. An dieser Stelle erhalten deutsche Kunden die Betriebsanleitung sowie die Garantie-Bestimmungen. Nur Kunden in Asien erhalten noch zusätzlich eine Hülle für das P9 Smartphone.

 

Design und Verarbeitung

Wenn man das HUAWEI P9 in die Hand nimmt, ist schon auf den ersten Blick die Design-Linie der Chinesen zu erkennen. Gegenüber dem Vorgänger-Modell (zu unserem Test) hat sich das Design nur behutsam weiterentwickelt. Man könnte fast nur von Modellpflege sprechen, was aber bei diesem Android Smartphone keinesfalls negativ gemeint ist. Denn die hochwertige und geradlinige Verarbeitung hat HUAWEI beibehalten, womit das Unternehmen in die weltweite Top 3 der Smartphone-Hersteller aufgestiegen ist.

Das bedeutet, dass man ein kantiges und dennoch weich geformtes Smartphone in der Hand hält. Die Ecken und Übergänge zwischen Rahmen sowie Front und Rückseite sind insgesamt runder gestaltet wenn man das Vorgänger-Modell als Vergleich heranzieht. Mit diesem kleinen Kniff liegt das HUAWEI P9 gefühlt angenehmer in der Hand. Das kühle und leicht strukturierte Aluminium der Rückseite tut sein Übriges dazu. Gerade deswegen verzichtet HUAWEI nicht auf die bei Metallgehäusen sehr beliebte Diamant-Schliffkante, um dem Gerät noch etwas zusätzliche Eleganz zu verleihen.

Man könnte es sogar als kleinere Ausgabe des HUAWEI Mate 8 bezeichnen (zu unserem Test), da es sehr viele Stil-Elemente übernimmt inklusive das allgemeine Äußere. Denn auch bei dem HUAWEI P9 dominiert das Display die Front und wird von verhältnismäßig schmalen Streifen ober- und unterhalb eingerahmt. Dadurch wirkt das Smartphone an sich schmaler, was auch durch einen sehr schmalen Rahmen an den Längsseiten des 5,2 Zoll großen Display-Panels begünstigt wird.

Mit der mehrfarbigen Status-LED, der 8 Megapixel Frontkamera, diversen Sensoren für Helligkeit und Annäherung sowie dem Lautsprecher für Telefonate ist nichts großartig besonderes auf der Front de HUAWEI P9 verbaut. Auf einen LED-Blitz verzichtet der Konzern, was angesichts eines guten Sensors sowie großer Blende auch nicht zwingend nötig ist.

Im Rahmen sind die Lautstärke-Wippe sowie die längliche und markant geriffelte Power-Taste auf der rechten Seite eingelassen. Beide Tasten sind sehr gut zu erreichen, sitzen fest im Rahmen und bieten auch einen deutlichen sowie knackigen Druckpunkt. Ein leichtes Wackeln wie bei manch anderen Premium-Smartphones ist nicht zu fühlen, was ein klarer Pluspunkt für das HUAWEI P9 ist.

Auf der linken Seite ist der SIM-Tray verbaut, der sich fast nahtlos in den Rahmen einfügt. Auch das bekommen nur wenige Hersteller hin. Leider handelt es sich bei den in Deutschland verkauften Geräten des HUAWEI P9 grundsätzlich nicht um einen Hybrid-Slot. Bedeutet, dass man ausschließlich eine Nano-SIM plus einer MicroSD-Speicherkarte nutzen kann und nicht alternativ zwei SIM-Karten.Als Grund wurde hier die Provider Auflagen, wie beispielsweise von Vodafone genannt, die exklusiv das Goldene Modell verkaufen.

Auf der Unterseite setzt HUAWEI hingegen auf die Zukunft: Es ist ein USB Typ-C Anschluss verbaut, bei dem das „richtig herum“ reinstecken sich erledigt hat.
Links neben der USB-Buchse ist die 3,5 mm Audio-Buchse für Kabel-Headsets untergebracht, während der Mono-Lautsprecher rechts davon verbaut ist (Nur das Huawei P9 Plus verfügt über Stereo Lautsprecher). Auf der Stirnseite des HUAWEI P9 findet sich nichts wieder, wenn man von dem einzelnen Mikrofon absieht. Auch hier gibt es nur bei der Plus-Variante einen zusätzlichen IR-Blaster.

Auf der Rückseite sind gleich mehrere Dinge neu: Natürlich die zusammen mit Leica entwickelte Dual-Kamera in dem schwarzen Streifen und ein Fingerabdruck-Sensor. War dieser bisher den Mate-Modellen sowie einigen Honor-Geräten vorbehalten, hält dieser nun auch im HUAWEI P9 und damit der Flaggschiff-Reihe Einzug. Wer die Sensoren von HUAWEI bereits kennt, der weiß wie gut, schnell und vor allem zuverlässig dieser funktioniert.

Zusammengefasst untermauert HUAWEI einmal mehr, dass der chinesische Konzern sehr wohl rein von der Qualität und der Verarbeitung seiner Geräte in der Oberklasse angekommen ist. Im HUAWEI P9 kommt zudem eine stetige Verfeinerung des Designs zum Tragen, wodurch das Smartphone locker qualitativ locker mit dem iPhone oder Galaxy S7 von Samsung (zu unserem Test) mithalten kann.

 

Display

Mit 5,2 Zoll bleibt das HUAWEI P9 erfreulich handlich und sortiert sich gewissermaßen zwischen den beiden größten Konkurrenten ein, namentlich das Samsung Galaxy S7 mit einem 5,1 Zoll Display und dem LG G5 mit einem 5,3 Zoll Display. Im krassen Gegensatz zu den genannten Modellen besitzt das P9 „lediglich“ eine FullHD-Auflösung – die man über eine ROG getaufte Funktion künstlich auf 1.280 x 720 runterschrauben kann, um die Performance zu erhöhen und gleichzeitig den Energieverbrauch zu zügeln.

Das Panel selbst ist scharf, hell und kontrastreich. Farben stellt das IPS-Panel sehr natürlich dar, ohne dabei zu kräftig zu werden wie ein AMOLED-Panel. Dennoch gibt es hellere Smartphones, was sich insbesondere unter freiem Himmel bemerkbar macht: Das HUAWEI P9 hat manchmal Probleme gegen das Sonnenlicht anzukommen. Im Bezug auf die Blickwinkelstabilität kann man nicht viel meckern.

Wem die Darstellung des HUAWEI P9 Displays zu kühl ist, findet in den Einstellungen für das Display eine Option zum Anpassen der Farbtemperatur.

 

CPU und GPU

Seit einigen Jahren setzt HUAWEI verstärkt auf eigene Prozessoren, welche von dem Tochter-Unternehmen HiSilicon entwickelt und produziert werden. Im Fall des HUAWEI P9 ist dies ein HiSilicon Kirin 955, ein 64-Bit-fähiger Prozessor mit insgesamt acht Kernen. Die vier Cortex A72 Kerne sind dabei mit ihren 2,5 GHz hauptsächlich für rechenintensive Aufgaben zuständig. Im Gegensatz dazu sind die restlichen vier Cortex A53 Kerne bis 1,8 GHz getaktet und für einfachere Aufgaben gedacht sowie im Standby aktiv.

Dieses big.LITTLE-Prinzip von ARM soll Leistung bereitstellen wenn sie gebraucht wird und Energie sparen wenn es sinnvoll ist. Unterm Strich kommt das HUAWEI P9 damit auf gute 96.921 Punkte im AnTuTu-Benchmark.

[youtube]https://www.youtube.com/watch?v=DRx6jeUCzDY[/youtube]

Zum Vergleich: Das HUAWEI Mate 8 mit einem leicht niedriger getakteten Kirin 950 Prozessor erreichte bei uns „nur“ 86.261 Punkte.

Im Alltag sind demzufolge keinerlei Performance-Probleme zu befürchten, was die verbauten 3 GB RAM auch überwiegend bestätigen. Es gab so gut wie keine Situation, in denen sich das HUAWEI P9 ernsthaft langsam oder stockend zeigte. Alles lief sehr flüssig über das Display.

Selbst Spiele, welche von einer ARM Mali T880 GPU mit vier Kernen gerendert werden. Sicherlich mag die GPU des Kirin 955 damit nominell schwächer sein als die T880 mit 12 Kernen im Exynos 8890 des Samsung Galaxy S7, aber unter Normalbedingungen sind so gut wie keine Unterschiede festzustellen. Real Racing 3, Dead Trigger 2 und selbst ein GTA San Andreas sind flüssig spielbar. Die vergleichsweise geringe FullHD-Auflösung des Displays und der damit verbundene geringere Rechenaufwand zahlen sich für das HUAWEI P9 also aus.

 

Akku

Trotz einer Gehäusedicke von gerade mal 6,95 mm haben es die Ingenieure geschafft, einen 3.000 mAh fassenden Akku im HUAWEI P9 unterzubringen. Vor allem wenn man sich vor Augen hält, dass es mit 144 Gramm nahezu genau so viel wiegt wie sein Vorgänger. Damit steigt die Kapazität deutlich im Vergleich zum HUAWEI P8, was sich auch in Kombination mit der moderneren Hardware positiv auswirkt.

Während Power-User sicherlich jeden Abend den Griff zum Netzteil machen müssen, kommt man mit einer moderaten Nutzung von zwei bis drei Telefonaten, Chatten via WhatsApp und Hangouts, dem gelegentlichen Schießen von Fotos, Surfen im Netz, Mails beantworten und Musik per Bluetooth-Headset hören auf fast eineinhalb Tage. Dies ist eine mehr als deutliche Steigerung zum Vorgänger-Modell und sehr zu begrüßen. Spielt man ein Video in Dauerschleife bei aktivem WLAN und mittlerer Helligkeit ab, ist nach gut viereinhalb Stunden der Akku leer.

Leider könnte man fast sagen, ist der Akku wie bei vielen aktuellen Smartphones fest verbaut. Dafür lässt er sich relativ flott aufladen, da HUAWEI im HUAWEI P9 eine eigene Schnelllade-Technik unterstützt, womit der Akku innerhalb von gut zwei Stunden wieder voll einsatzbereit ist.

 

Konnektivität

War die technische Ausstattung der P-Serie nicht immer auf dem neusten Stand, so zieht das HUAWEI P9 sprichwörtlich fast alle Register. Nicht nur ein Dualband-fähiges WLAN-Modem mit Unterstützung des WLAN-Standards 802.11ac ist verbaut, sondern auch ein LTE Cat6-fähiges Modem mit bis zu 300 Mbit/Sekunde im Download. Dessen Besonderheit liegt in den zwei Antennen: Das HUAWEI P9 kann sehr schnell zwischen zwei LTE-Zellen wechseln, enorm schnell eine LTE-Verbindung herstellen und auch der Empfang selbst ist überdurchschnittlich gut. Erfreulich ist zudem, dass das in Deutschland gebräuchliche LTE-Band 20 im vollen Umfang unterstützt wird.

Bluetooth 4.2 mit LE-Profil, GPS inklusive Unterstützung für das russische GLONASS und sogar NFC runden das Paket ab. Als das sprichwörtliche I-Tüpfelchen lässt sich die USB-Buchse bezeichnen. Leider unterstützt Huawei hier nicht den schnellen 3.1 Standard, sondern noch den mit der Bezeichnung versehenden“Highspeed USB“ 2.0.

Bei Telefonaten zeigt sich ein hervorragendes Klangbild, welches natürlich und verständlich aus dem Lautsprecher oben kommt. Beide Gesprächspartner klingen weder blechern noch anderweitig verzerrt. Einzig die Geräuschunterdrückung produziert manchmal kleinere Verzerrungen im Ton.

 

Kamera

Bei all diesen tollen Details und leistungsfähigen Hardware darf man nicht vergessen, dass der eigentliche Star im HUAWEI P9 die verbaute Dual-Kamera ist. Mit zwei Sony IMX286 Sensoren und dem passenden Summarit-H Objektiv aus dem Hause Leica – speziell für HUAWEI-Smartphones entwickelt – will HUAWEI in die oberste Liga der Smartphone-Fotografie.

Technisch ist die Kamera-Konstruktion eine sehr spannende Sache. So nimmt nur der linke Sensor tatsächlich Farb-Informationen mit 12 Megapixel Auflösung auf, während der zweite rechte Sensor ausschließlich monochrome Fotos knipst – ebenfalls mit 12 Megapixel. Beide Bilder werden schließlich zusammengelegt, was wiederum einer enorm gesteigerten Lichtausbeute resultiert. Verglichen mit der iSight Kamera des iPhone 6s spricht HUAWEI von einem Plus an 300 Prozent.

Die Zusammenarbeit mit Leica zahlt sich zweifelsfrei aus. Das der zweite Monochrom-Sensor nicht ohne Grund verbaut ist, merkt man, wenn aus Spaß bei einer Aufnahme die Linse des Monochrom-Sensors verdeckt: das Bildrauschen nimmt sehr deutlich zu. Jedoch muss man beachten, dass wie bei den meisten Smartphones die volle Kamera-Auflösung im 4:3 Seitenformat zur Verfügung steht und nicht im populäreren 16:9 Breitbildformat.

Im Endeffekt sind die Fotos des HUAWEI P9 wirklich klasse: scharf, detailreich, mit sehr niedrigem Bildrauschen, besitzen natürliche Farben mit der Tendenz zu einer angenehm warmen Farbtemperatur und ausgewogener Belichtung mit sehr guten Kontrasten und all das im Automatik-Modus. Kurzum, HUAWEI hält sein Versprechen, was hervorragende Fotos anbelangt. Dennoch ist die Software manchmal zu übereifrig, was sich vereinzelt in unscharfen  Bildbereichen bei Gegenlicht oder verwaschenen Objektsäumen zeigt. Auch hatte die Software ab und an zeitliche Aussetzer, welche aber mit dem nächsten Update wieder behoben sein sollen.

Auf den an dieser Stelle sonst üblichen direkten Foto-Vergleich mit einer Canon EOS 600D, einem Samsung Galaxy S5 und dem HUAWEI P8 verzichten wir und verweisen stattdessen auf unseren nachfolgenden kleinen Foto-Walk mit Star-Fotograf Paul Ripke in der britischen Hauptstadt London.

One Night in London: Huawei P9 Foto-Session mit Paul Ripke

Einzig im Videomodus macht das Android Smartphone aus China keine so tolle Figur. Dies liegt nicht zwangsläufig an der maximal möglichen Auflösung von FullHD, sondern vielmehr am fehlenden optischen Bildstabilisator. Wer unruhige Hände hat, sieht das sehr schnell in Form von verwackelten Videos, auch wenn die Bildqualität selbst erfreulich gut und vor allem vergleichbar mit Fotos ist. Starke Artefakte bei schnelleren Kameraschwenks sind sehr moderat und auch der Ton wird vergleichsweise sehr gut aufgezeichnet. Dennoch reist das zusammen nicht den fehlenden optischen Bildstabilisator heraus.

Aber nicht nur bei der eigentlichen Kamera-Hardware hat Leica sein Wissen eingebracht. Auch die Kamera-App selbst trägt den Leica-Schriftzug nicht umsonst. Per einfacher Wischgeste vom Auslöse-Button aus lässt sich augenblicklich der Profi-Modus aktivieren, mit welchem der Nutzer des HUAWEI P9 erheblich mehr direkten Einfluss auf die Aufnahme hat mit Belichtung, Verschlusszeit der Blende, ISO-Werte, Weißabgleich und weitere Dinge.

Mit seitlichen Wischbewegungen lassen sich die verschiedenen Aufnahme-Modi der Kamera-Software einblenden, wo man auch einen Monochrom-Modus findet. Auch diverse Beauty-Modi, Slow-Motion-Videos Panorama und Bildeffekte sowie –filter finden sich in der Software wieder. Man kann sogar endlich auch Fotos im RAW-Format aufnehmen, wenn man diese später am Desktop-Rechner mit der passenden Software nachbearbeiten will. Sogar die letztes Jahr eingeführte und spaßige Lichtmalerei ist mit dabei und ganz neu: Ein Dokumenten-Scanner ist auch in der Kamera-Software des HUAWEI P9 integriert.

War schon die Kamera des HUAWEI P8 damals Klasse, so setzt das HUWAEI P9 die Fotoqualitäten erneut eine ganze Stufe höher. Wer ein tolles Kamera-Smartphone sucht und leichte Schwächen in der Software oder den Video-Qualitäten verkraftet, wird mit dem P9 nichts verkehrt machen. Lediglich der fehlende Bildstabilisator könnte bei Schnellknipser zum Nachteil gereichen. Huawei erklärt dies damit, dass man sich gegen diesen entschieden hat, damit die Optik nicht wie bei den Mitbewerbern aus dem Gehäuse schaut.

 

Multimedia

Denn auch Speichertechnisch lässt sich HUAWEI nicht Lumpen und spendiert dem HUAWEI P9 in der in Europa erhältlichen Standardausführung ganze 32 GB internen Speicher. Davon stehen dem Nutzer am Ende noch etwas arg knappe 20,36 GB zur freien Verfügung, die sich bei Bedarf mit einer bis zu 200 GB fassenden MicroSD-Speicherkarte erweitern lassen.

Auch wenn HUAWEI ein Headset beilegt, sollte man auf eigene Kopfhörer ausweichen. Der Klang ist bestenfalls als okay zu bezeichnen, da sie etwas sehr leise sind, wenig Bass ausgeben und auch zu leicht von Störgeräuschen außerhalb übertönt werden können. Da ist selbst der nach unten strahlende Mono-Lautsprecher qualitativ noch besser, welcher zudem nur in der Spitze hörbar übersteuert. Ansonsten liefert das HUAWEI P9 einen ausgewogenen Klang, welcher technisch bedingt nicht allzu viel Bass liefert.
Wer hier größeren Wert auf optimalen Klang legt, findet im HUAWEI P9 Plus seine Erfüllung. Hier hat der Hersteller im Mono Betrieb oben einen Hochtöner und unten einen Basslautsprecher verbaut. Im Quermodus spielt das P9 Plus sogar in Stereo.

In Sachen Multimedia-Software selbst gibt es im Vergleich zu den anderen aktuellen Top-Modellen von HUAWEI keine großen Änderungen. Nach wie vor kommt der HUAWEI-eigene Musikplayer mit schicker Oberfläche zum Einsatz, welcher die ganzen Standard-Funktionen bietet und zusätzlich – sofern im jeweiligen Musiktitel eingebettet – Liedtexte ausgeben kann. Auf einen separaten Equalizer muss man jedoch wie auch auf das altbekannte FM-Radio verzichten.

Hinzu kommen noch eine eigene Galerie-App mit Unterstützung von Gesten des Fingerabdruck-Sensors, ein Video Player und Diktiergeräte-App. Natürlich steht einem auch die Nutzung anderer Apps für Medien zur Verfügung. Vorinstalliert ist die Google-Play-Suite.

 

Software

Ausgeliefert wird das HUAWEI P9 bereits mit der neusten Android-Version von Google, sprich Android 6.0.1 Marshmallow. Darüber stülpt HUAWEI wie gewohnt die eigene Emotion UI, die sich in Version 4.1 nicht sehr stark von der Variante des HUAWEI Mate 8 unterscheidet. Heißt unter anderem, dass es keinen App Drawer gibt und die Optik allgemein vereinzelt sehr stark an iOS von Apple erinnert.

Insbesondere Animationen und der Gauß-Unschärfefilter sind dafür verantwortlich. Sogar die Schnellsuche nach Apps und anderen Inhalten, die sich mit einer Wischgeste nach unten auf dem Homescreen aufrufen lässt, kommt seltsam vertraut vor. Es lässt sich aber auch nicht abstreiten, dass HUAWEI stellenweise eigene Akzente setzt. Bedeutet, dass nach wie vor das Stock-Design des puren Android nicht wieder zu erkennen ist und von HUAWEI um etliche kleinere Funktionen erweitert wurde. Selbst die Themes Engine ist wieder mit dabei, um das Aussehen jederzeit mit zusätzlichen Themen zu verändern.

Entsperren mit einem Fingertipp

Premiere in der P-Serie feiert indes der Fingerabdruck-Sensor auf der Rückseite, den man bereits aus dem HUAWEI Mate 8 her kennt. Das bedeutet, dass dieser sehr flott reagiert, Gesten zur Bedienung des Smartphones unterstützt und einfach zu erreichen ist. Das Entsperren aus dem Standby heraus erfolgt gefühlt in Bruchteilen einer Sekunde, was man bei anderen Herstellern mit ähnlicher Technik nicht immer erwarten kann.

Kleines Detail am Rande: Die Fingerabdruck-Software des HUAWEI P9 kann nun einzelne Finger auch korrekt benennen, anstatt ihnen bloß eine wenig sagende Finger-ID zu verpassen.

Ansonsten übernimmt das HUAWEI P9 nahezu alle bekannteren Funktionen der restlichen HUAWEI Premium-Smartphones, einschließlich des umfangreichen als auch überaus nützlichen Telefon-Managers, Wischgesten zur Steuerung, Multi-Window-Unterstützung, Headset-Steuerung, SmartCover-Unterstützung und auch das Ändern der Software-Tasten gehört dazu.

Selbst eine Kompass-App findet sich wieder, Spielereien mit der Hardware wie ein beschlagender Spiegel in der Kamera-App oder eine Taschenrechner-App, die im Querformat zum wissenschaftlichen Taschenrechner wird. HUAWEI stattet die Emotion UI 4.1 für das HUAWEI P9 mit allerhand nützlicher Software aus. Sogar eine brauchbare Backup-Lösung gibt es, die allerdings nur bei dem Wechsel zwischen HUAWEI-Geräten etwas bringt.

Doch all dies kann eine Sache nur schwer verdecken: Im Energiespar-Modus hat das HUAWEI P9 die Angewohnheit, Push-Benachrichtigungen von Messenger-Apps und andere Arten von Push-basierenden Apps gerne mal zu verschlucken oder gar nicht erst auszuliefern. Es besteht die Hoffnung, dass die Fehler mit kommenden Software-Updates behoben werden und da hat sich HUAWEI zumindest bei seinen Premium-Modellen in den letzten Jahren kontinuierlich verbessert.

 

Fazit zum HUAWEI P9

Groß hat der chinesische Hersteller die Marketing-Trommel für die Foto-Qualitäten des HUAWEI P9 gerührt und kann diese sogar weitestgehend mehr als deutlich – Dank der Leica Kooperation – einhalten. Dass es hier und da noch kleinere Fehler bei dem 569 Euro teuren Android Smartphone gibt, ist fast schon normal heutzutage, aber dies trübt den Gesamteindruck nur bedingt. Mit dem P9 ist HUAWEI eines der besten derzeit verfügbaren Android Smartphones auf dem Markt gelungen, welches nur noch durch das hauseigene P9 Plus Modell übertrumpft werden kann.

Die Kooperation mit Leica hat zwar nicht die Über-Kamera mit Abstand hervor gebracht, aber verstecken braucht sich das HUAWEI P9 vor einem Samsung Galaxy S7 oder LG G5 keineswegs. Sie hat ihren eigenen Charme, den man auch lieben muss. Einzig das Design der EMUI 4.1 Oberfläche könnte so manchen abschrecken. Mit anderen Themen und eventuell einem anderen Homescreen Launcher lässt sich dieser Punkt in den Griff bekommen.

Ist das HUAWEI P9 also eine Empfehlung wert? Für Kamera-affine Nutzer auf jeden Fall und wer Qualität im Allgemeinen sucht, ist bei HUAWEI ebenfalls an der richtigen Adresse. Nur für 569 Euro allein ist dies aber ein wenig zu teuer, wenn es schon vergleichbare Smartphones mit mehr Punkte auf der Ausstattungsliste zum ähnlichen Preis gibt. Gerade für Stammkunden des Herstellers, die noch günstigere Preise gewohnt sind. Hier reden wir aber nicht von den großen Drei, sondern der chinesischen Konkurrenz, welche in Europa weitestgehend noch nicht expandiert.

[button size=“large“ icon=“plus“ color=“green“]Positiv[/button]
  • Leica Dual-Kamera
  • Design
  • Durchdachte Funktionen
  • Verarbeitung
  • Akkuleistung
  • Deinstallierbare Bloatware
  • USB Typ-C (2.0)
[button size=“large“ icon=“minus“ color=“orange“]Negativ[/button]
  • Kein Force Touch
  • Preis
  • Kamera-Software (Update angekündigt)

huawei-p9-testurteil-androidtv

Wertung
Geschwindigkeit 4/5
Display 4/5
Funktionalität 5/5
Verarbeitung 5/5
Preis 5/5

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Stefan

Mann mit Bart und Faible für Smartphones und Tablets jeder Plattform, doch eindeutig bekennender Androidliebhaber.

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