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[Test] LG G Flex – Gebogener Mutant mit Regenerationsfähigkeit

Das Rennen um das erste Smartphone mit einem gebogenen Display hat LG denkbar knapp verpasst, dennoch ist das G Flex von LG um einiges erfolgreicher als das Galaxy Round. Ein Grund dafür ist die weltweite Verfügbarkeit und noch so einiges anderes mehr, was es echt einzigartig am Markt macht. Die scherzhafte Bezeichnung „Bananen-Phone“ ist jedenfalls nicht gerechtfertigt.

140316_3_01In den letzten Jahren versuchen sich Hersteller von Smartphones mit immer neuen Entwicklungen gegenseitig auszustechen und Kundschaft anzulocken. Bis vor wenigen Monaten geschah das vor allem über die Hardware, wo man sich mit Prozessor-Leistung, Display-Auflösung oder Kamera zu übertrumpfen versuchte. Mittlerweile erfolgt der Wettlauf verstärkt über die Gesamtheit aus Hardware und Software, um sich aus der Masse hervor zu tun oder mit Technik für besonders wenig Geld. LG versucht es mit dem LG G Flex jedoch mal in eine andere Richtung: Das Smartphone vereint etliche neue Technologien erstmals in einem käuflichen Gerät, die sich bis zu einem gewissen Grad verbiegen lassen. Ob die „runde Sache“ abgesehen von der futuristischen Seite noch andere Vorzüge hat, soll unser Test klären.

 

Technische Daten des LG G Flex

Technische Daten

LG G Flex

Prozessor

Qualcomm Snapdragon 800 Quadcore mit 2,2 GHz
GPU: Adreno 330

Betriebssystem

Android 4.2.2 Jelly Bean

Interner Speicher

32 GB Interner Speicher

RAM

2 GB

Modellbezeichnung

D955

Display

6″ POLED Display mit 1.280 x 720 Pixel

Anschlüsse

MicroUSB, 3,5mm Audio Klinkenanschluss

Sensoren

Accelerometer, Proximity und Licht

Abmessungen (HxBxT mm)

160,5 x 81,6 x 8,7 mm

Gewicht

177 Gramm

Gehäusematerial

Kunststoff

Kamera

13 Megapixel Kamera, 2,1 Megapixel Frontkamera

Internet

GSM (850/900/1.800/1.900 MHz) + UMTS/HSPA+ (850/900/1.800/1.900/2.100 MHz) 42 Mbit/s + LTE (800/1.800/2.600 MHz) + WLAN a/b/g/n/ac

Bluetooth

4.0 HS BLE + EDR

Akkutyp

Fest verbauter Li-Ion

Kapazität

3,8 V/3.500 mAh

Gesprächszeit

bis zu 13 Std.

Standby-Zeit

bis zu 494 Std.

Netz

GSM 850/900/1800/1900, UMTS 850/900/1700/1900/2100 MHz

Preis

UVP 799,- Euro (aktuell ab 599,99 Euro Stand 16/03/14)
Besonderheit WiFi Direct, Miracast, IrDA, LED, NFC, DLNA, FM Radio, Curved Display

 

Zubehör

Wie die meisten Smartphones der letzten Jahre ist auch das G Flex was das Standard-Zubehör betrifft sparsam. Abgesehen vom Smartphone selbst findet sich in dem Karton nur ein Kabel-Headset wieder, eine Schutzhülle oder dergleichen sucht man vergebens. Immerhin gibt es ein USB-Datenkabel und einen passenden Netzadapter über welchen das Smartphone aufgeladen werden kann. Manch anderer Hersteller schafft dieses kleine Zubehör bereits ab. Weitere Überraschungen bietet der Lieferumfang des Smartphone-Riesen nicht, sieht man von dem kleinen Stift in Form eines G zum Herausholen des SIM-Karten-Schlitten ab, der die MicroSIM aufnimmt. Ansonsten gibt es nur noch den üblichen Papierkram wie Schnellstart-Anleitung, Garantie-Informationen und so weiter. Da tröstet auch der auffallend gebogene Karton nicht drüber hinweg, dass LG ruhig etwas spendabler hätte sein können.

 

Verarbeitung

140316_3_06Wenn man das G Flex das erste Mal aus dem Karton nimmt und in der Hand hält, dann heißt es zunächst erst einmal „Wow“. Einfach nur Wow. Das Phablet ist mit seinem 6 Zoll großen OLED-Display einfach nur riesig aber dann auch wieder nicht, denn das G Flex insgesamt ist sehr kompakt gebaut. Die nächste positive Überraschung findet sich schon bei der ersten Berührung wieder, sobald das Smartphone in der Handfläche liegt. Durch das gebogene Gehäuse schmiegt es sich fast regelrecht in die flache Hand, was sich einfach nur unglaublich gut anfühlt. Das tröstet sogar darüber hinweg, dass LG wie auch Samsung auf ein Gehäuse aus reinem Kunststoff setzt, was allerdings auch seine Gründe hat und die liegen unter anderem am Gehäuse selbst.

Wie nur schwer zu erkennen ist das Smartphone leicht gekrümmt, sodass es nicht eben auf dem Tisch liegt. Merklich wackeln tut es deswegen trotzdem nicht. Wenn man jetzt das G Flex versucht durchzubiegen und flach auf den Tisch zu drücken, dann funktioniert das auch. Ohne dass das Smartphone dabei kaputt geht, wohlgemerkt. Möglich wird das erst durch den verwendeten Kunststoff für das Gehäuse, mit Metall wäre das nicht möglich gewesen. Aber nicht nur das Gehäuse selbst ist bis zu einem gewissen Grad flexibel: Auch das OLED-Display und der Akku lassen sich in ihrer Form verändern. Das funktioniert recht gut wie LG selbst in diversen Videos zeigt. Trotzdem ist man bei einem Selbstversuch leicht gehemmt, schließlich kostet das Gerät etliche Hundert Euro die man nicht so leichtfertig aufs Spiel setzen will. LG rechtfertigt das gekrümmte Gehäuse damit, dass sich das G Flex besser in der Gesäßtasche transportieren lässt, was so auch unterschrieben werden kann. Jedoch sollte man es vor dem hinsetzen wieder rausnehmen, sonst hat man früher oder später schön teuren Elektroschrott.

Selbstheilung wie bei Wolverine

140316_3_13Für das Geld bekommt man allerdings auch einiges geboten. Die Rückseite des G Flex beispielsweise ist mit einer neuartigen Beschichtung versehen, die Kratzer in wenigen Minuten verschwinden lassen soll. Bezieht sich zwar nur auf kleinere Kratzer die so in den üblichen Taschen mit Schlüssel und Co. entstehen können und keine durch Messer oder Scheren verursachte Kratzer. LG nennt das Werbe-wirksam den „Wolverine-Effekt“, angelehnt an die Selbstheilungskräfte des gleichnamigen Marvel-Comichelden. Wie gesagt, bei kleineren Kratzern funktioniert das tatsächlich aber größere sind dann doch eine Spur zu heftig für die Beschichtung. Diese wurde von LG Chem entwickelt und ist eine Mischung aus porösem Polyolefin und einer Nano-keramischen Schicht. Dass das Phablet beim Biegen etwas knarzt sollte daher verwundern. Das liegt in der Natur der Sache.

Abgesehen von der Beschichtung mit den Selbstheilungskräften hat die Rückseite des LG G Flex noch weiteres zu bieten. Neben der Kamera mit 13 Megapixel Auflösung inklusive LED-Blitzlicht sind es die Hardware-Tasten, welche die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Wie beim kleineren LG G2 sind das die Lautstärke-Wippe und die dazwischen eingelassene Power-Taste. Letztere fungiert zusätzlich als mehrfarbige Status-LED, die bei eingehenden Nachrichten und anderen Ereignissen zu blinken beginnt. Auf der Vorderseite befindet sich erfreulicherweise eine zusätzliche (mehrfarbige) Status-LED. Weitere Tasten an den Rändern des Gehäuses gibt es nicht, lediglich den SIM-Schlitten für die MicroSIM auf der rechten Seite. LG hat die rückseitigen Tasten beim G2 damit begründet, dass der Zeigefinger zum einen eh immer auf der Rückseite verweilt und man dadurch das Smartphone selbst dünner bauen könnte, bzw. mit weniger Rahmen um das Display herum. Jedenfalls ist die intuitive Haltung des Fingers auf den Tasten wirklich erstaunlich. Eine unschöne Eigenart des ansonsten tadellos verarbeiteten Phablet hat die Rückseite trotzdem: Durch die Klavierlack-Optik werden Fingerabdrücke geradezu magisch angezogen. Das und der Kunststoff selbst geben einem das Gefühl, dass es sich nicht um ein knapp 600 Euro teures Smartphone handelt sondern um eines aus der Einsteiger- bzw. Mittelklasse.

 

Display

140316_3_07Eines der Highlights dürfte das Display sein, bei welchem LG erstmals auf die Plastic-OLED Technologie setzt. Diese Technologie ist das Geheimnis der Flexibilität, mit welcher sich das Gerät biegen lässt. Anstatt eines Glas-Substrat kommt ein gleichwertiges Substrat aus Kunststoff zum Einsatz, was für die flexiblen Eigenschaften verantwortlich ist. Das Panel selbst löst mit 1.280 x 720 Pixel in der einfachen HD-Auflösung auf, was meistens nur im direkten Vergleich zu ähnlich großen FullHD-Phablets auffällt. Zu nennen sind hier das Galaxy Note 3 von Samsung (zum Test), HTC One max (zum Test) und das Acer Liquid S2 (zum Test). Trotzdem ist das Display des G Flex sehr gut zum Anschauen von Filmen geeignet, was nicht zuletzt an der Größe von 6 Zoll liegt.

Womit das OLED-Display punkten kann ist die Intensität der Farben und Technologie-bedingt bei den Kontrasten. Letztere werden vor allem dadurch erreicht, da bei der OLED-Technologie die einzelnen Pixel selbst leuchten und nicht von hinten beleuchtet werden müssen. Daher ist Schwarz wirklich tiefstes Schwarz und verbraucht keinerlei Energie wenn nur Schwarz dargestellt wird. Lediglich die Helligkeit könnte etwas höher sein, eine Sache an der alle OLED-Smartphones zu leiden haben im Vergleich zur LCD-Konkurrenz. Der Betrachtungswinkel des Display fällt erwartungsgemäß bei LG sehr hoch aus. Trotzdem hätte das Unternehmen in dieser Disziplin mehr rausholen können, gerade was die Auflösung und damit die Pixeldichte betrifft. 245 PPI sind für ein Oberklasse-Smartphone – so groß es auch sein mag – einfach nicht mehr zeitgemäß. Das lässt sich jedoch auf die neuartige Display-Technologie schieben, die derzeit einfach die technologische Grenze des derzeit Machbaren aufzeigt.

 

CPU & GPU

140316_3_30Das LG G Flex wird als ein Highend-Smartphone beworben, weswegen das Beste gerade gut genug ist. Und das hört auf den Namen Snapdragon 800, ein Quad-Core-SoC (System-on-a-Chip) von Qualcomm. Dessen vier Prozessor-Kerne takten mit bis zu 2,26 GHz und werden für grafische Aufgaben von einer Adreno 330 GPU unterstützt. Alles flutscht nur so über das Display, merkliche Gedenkpausen beim Starten von Apps oder der Darstellung von Spielen sind beim besten Willen nicht zu bemerken. Das könnte durchaus mit der HD-Auflösung zusammenhängen, da weniger Pixel angesteuert werden müssen im Vergleich zu einem FullHD-Panel. Das sorgt denn auch im AnTuTu Benchmark für hervorragende 36.101 Punkte, die von der Leistungsfähigkeit des G Flex zeugen.

 

Akku

140316_3_11Wie schon beim kleineren LG G2 ist auch beim LG G Flex der Akku fest verbaut und lässt sich zumindest nicht vom einfachen Kunden selbst wechseln. Mit 3.500 mAh Kapazität ist dieser jedoch enorm groß und verhilft dem Phablet im Zusammenspiel mit der OLED-Technik des Displays zu 14 Stunden maximaler Dauerbenutzung. Für ein Smartphone vor allem in dieser Größe ein absoluter Bestwert, der von anderen Geräten nicht einmal annähernd erreicht wird. Für Dauertelefonierer sind immerhin gute 11 Stunden drin, da sollte sich wirklich die komplette Lebensgeschichte inklusive etlicher Anekdoten dem geneigten Zuhörer erzählen lassen. Aber auch im Web beweist das Phablet anhaltende Puste mit gut 8 Stunden Dauersurfen. Solch ein Ausdauerwunder braucht allerdings auch seine Zeit, bis es wieder vollkommen fit ist: In guten drei Stunden ist der Akku wieder voll einsatzbereit.

 

Konnektivität

140316_3_03Was das Herz begehrt und der anspruchsvolle Nutzer von einem 600 Euro teuren Smartphone erwartet, hat LG in das G Flex gepackt. WLAN nach dem schnellen ac-Standard, Bluetooth in der Energie-effizienten Spezifikation 4.0 als auch LTE Cat4 mit bis zu 150 Mbit pro Sekunde im Download stehen auf dem Papier. Hinzu kommen die üblichen Verdächtigen wie GPS und dessen russisches Gegenstück GLONASS, sodass man sich wirklich weltweit zurechtfinden dürfte. Vorausgesetzt es sind entsprechende Karten-Apps installiert aber das ist ja mit Google Maps der Fall.

Hinzu kommen noch weitere kleine Feinheiten wie WiFi Direct für den Austausch von großen Daten, Miracast für das Spiegeln des Display-Inhaltes auf einen Fernseher. Wer weiterhin auf die klassischen Geräte setzt wird das G Flex dennoch zu schätzen wissen: Mit Hilfe der IrDA-LED lässt sich das G Flex als Universal-Fernbedienung einsetzen. Mit LG QuickRemote ist eine entsprechende Software bereits vorinstalliert. Selbstverständlich ist NFC ebenso vorhanden.

 

Multimedia

140316_3_09Die Rückseite ist aus vielerlei Hinsicht von Interesse, die dort verbauten Hardware-Tasten sind nur ein Teil des Gesamtpakets. Ein weiteres Teil ist die 13 Megapixel Kamera, die sich vor der Kamera des LG G2 wahrlich nicht verstecken muss. Zumindest wenn die Ausleuchtung der Szenerie sehr gut ist, ansonsten kommt es recht schnell zu Unschärfen bei den Fotos. Das gilt auch für Makro-Aufnahmen. Insbesondere am Abend und in schlecht ausgeleuchteten Räumen ist das zu beobachten, was an der langen Verschlusszeiten in solchen Situationen liegt. Bei hellem Tageslicht sind Fotos hingegen wirklich gut, vor allem Details wissen dann zu gefallen. Der starke Abfall der Bildqualität bei schwachem Licht führt daher, dass der optische Bildstabilisator des G2 nicht verbaut ist.

Videos nimmt das G Flex wie die meisten Smartphones mit FullHD auf und das wahlweise mit 30 oder 60 Frames pro Sekunde. Die Bildqualität ist allerdings absolut auf dem höchsten Niveau: Sehr gute Kontraste, eine sehr feinfühlige Belichtungsautomatik und ein vergleichsweise selten einspringender Autofokus. Selbst die Frontkamera beherrscht FullHD-Videos, was in der Oberklasse mittlerweile zur Selbstverständlichkeit geworden ist. Nur der interne Speicher könnte dem Ganzen einen Dämpfer verpassen: 32 GB Speicher sind fest verbaut, von denen etwa 24,08 GB zur freien Verfügung stehen. Eine Erweiterung des Speichers per MicroSD-Karten gibt es nicht.

Neben den Foto- und Videoqualitäten eignet sich das LG G Flex nicht unbedingt als Unterhaltungsmaschine, jedenfalls was den Mono-Lautsprecher auf der Rückseite betrifft. Dieser klingt wie jeder andere Smartphone-Lautsprecher auch und das ist nicht gerade Party-tauglich. Mit Kopfhörern hingegen liefert das G Flex einen richtig guten Sound, der kristallklar ohne übersteuerte Höhen daher kommt. Musikfreunde werden mit dem Phablet voll auf ihre Kosten kommen, sofern auch entsprechend hochwertige Kopfhörer genutzt werden.

Das die Kamera etwas taugt, zeigt euch das Testfoto im Vergleich zur Sony SmartShot QX10, der Canon EOS 600D und dem LG G2:

Software

140316_3_15Das Hardware nicht mehr alles ist haben viele Hersteller mittlerweile erkannt. Während Motorola mit der Generation Moto X auf spartanische Software-Ausstattung setzt, geht LG eher in die entgegengesetzte Richtung. Enorm viel Software-Features packt das südkoreanische Unternehmen in sein Phablet hinein, wovon vieles wirklich nützlich ist. Zum Beispiel LG KnockOn, womit sich das Phablet aus dem Standby durch simples Klopfen auf das Display aufwecken lässt. Befindet man sich auf dem Homescreen des LG Launchers, dann lässt sich über dieselbe Geste das G Flex wieder in den Standby schicken. Angesichts der Power-Taste auf der Rückseite eine mehr als willkommene Erweiterung. Aber auch so denkt LG an einige Feinheiten, die den Umgang mit dem Riesen-Smartphone vereinfachen. Was jedoch mehr las unverständlich ist: Wenn man in den Anzeige-Optionen die automatische Drehung des Display-Inhaltes aktiviert, funktioniert KnockOn nicht im Querformat. Bleibt zu hoffen, das LG den Fehler mit dem Update auf Android 4.4.2 KitKat behebt, sofern es denn einer ist.

140316_3_29Zum Beispiel können die OnScreen-Tasten von Android wahlweise an den linken oder rechten Rand geschoben werden, was die Einhand-Bedienung ungemein vereinfacht. Allerdings dürfte das Phablet wegen seiner Größe trotzdem hauptsächlich mit zwei Händen genutzt werden. Es ist einfach besser. Daher geht auch LG mittlerweile auf die Multitasking-Schiene, die mit dem Galaxy Note 2 von Samsung so richtig populär wurde. Heißt im Klartext, dass das LG G Flex zwei Anwendungen gleichzeitig anzeigen kann. Der Konzern nennt das Feature ganz simpel „Dual Window“. Allerdings müssen das installierte Apps wie bei Konkurrent Samsung und dessen Multi Window explizit unterstützen. 13 Apps sind das, die sich über ein Gedrückthalten der Zurück-Taste aufrufen lassen, ähnlich wie es bei Samsung der Fall ist.

Weiter geht es mit QSlide, was auch eine gewisse Art von Multitasking darstellt. Bei diesem Feature werden kurzerhand kleine Fenster über die aktuell genutzte Anwendung gelegt, die sich zusätzlich in ihrer Transparenz einstellen lassen. Noch mehr aus dem Thema Multitasking kann man mit SlideAside herausholen: Mit der Drei-Finger-Geste werden die letzten drei genutzten Apps als kleine Karteikarten dargestellt, zwischen denen man beliebig hin und her wechseln kann.

Android mit Feinheiten
Abgesehen davon hat LG die Android-Oberfläche mit der Optimus UI wie bisher auch gewohnt stark überarbeitet und angepasst. Liebhaber der puren Android-Oberfläche wird das weniger gefallen, aber irgendwie muss man sich als Hersteller ja auch aus der Masse herausheben. Übrigens kommt das langsam veraltete Android 4.2.2 Jelly Bean zum Einsatz, was irgendwann in den kommenden Monaten ein Update auf Android 4.4.2 KitKat erhalten soll. Das war schon immer eine der größten Schwächen von LG: Aktuelle Software zeitnah verteilen (auch wenn das G2 mittlerweile ein Update erhält).

140316_3_18Unter anderem hat LG das Drop-Down-Fenster für Benachrichtigungen mit diversen Shortcuts, QSlide-Apps, Helligkeitsregler und dem Lautstärke-Regler vollgestopft, was mitunter etwas zu überladen wirkt. Mehr als die Hälfte des Platzes zum Anzeigen von Benachrichtigungen aller Art beansprucht LG für seine Erweiterungen. Hier hätte LG es wirklich etwas zurückhaltender angehen können oder zumindest die Option zum Deaktivieren einzelner Funktionen einbauen können. Immerhin eine Sache kann man LG wirklich zu Gute halten: Die Oberfläche insgesamt ist überwiegend in Schwarz gehalten, insbesondere die Hintergründe in den Einstellungen. Damit wird der Vorteil der OLED-Technologie voll ausgespielt, was schon beim Moto X für hervorragende Ausdauer trotz verhältnismäßig kleinem Akku sorgte.

Ein kleines Highlight hingegen dürfte QTheater sein, was vom gebogenen Display ein wenig Gebrauch macht. Zieht man im Querformat mit beiden Daumen (oder jeden anderen Fingern) das Display auseinander, dann wird wie im Theater ein digitaler Vorhang geöffnet und gibt den Schnellzugriff auf Fotos, Videos und YouTube frei. Der Sinn davon ist eigentlich nur, dass die Apps direkt aus dem Standby heraus erreichbar sind, ohne das man erst das G Flex entsperren und dann manuell zur jeweiligen App navigieren muss. Man könnte es gut und gerne als Gimmick bewerten, was es nüchtern betrachtet auch ist. Ein schon irgendwie cooles Gimmick.

140316_3_14Einen echten Mehrwert bieten zwei zusätzliche Modi, die LG seinem Phablet spendiert. Zum einen ist das der Guest Mode, mit welchem man sein LG-Smartphone ruhigen Gewissens mal an seine Kinder oder Freunde geben kann. Mit einem eigenen Entsperr-Muster wird der Guest Mode gestartet, für welchem sich einzelne Apps definieren lassen, die nicht nutzbar sind. Beispielsweise kann der Google Play Store ausgeblendet werden wenn der Sprößling keine Apps kaufen darf. Oder Gmail und die SMS-App, wenn die Freundin keine Blicke auf das Mail-Postfach erhalten darf, weil man per eMail seinen Heiratsantrag mit seinen Freunden abgesprochen hat. Der zweite Modus nennt sich EasyHome und vereinfacht den Homescreen auf wirklich das Allernötigste: Das Telefon, Kamera, Kontakte, Galerie, Nachrichten, dem Uhren-Widget mit Wetter-Anzeige sowie vier zusätzlich anpassbare Verknüpfungen. Mehr gibt es nicht.

Selbst die Steuerung des LG G Flex per Sprache ist möglich und damit ist kein Google Now gemeint. Letztes Jahr stellte LG Voice Mate vor, eine eigene Interpretation eines Sprachassistenten. Dieser ist leider nach wie vor auf die englische Sprach ausgelegt, was bereits durch die englisch-sprachige Oberfläche ersichtlich wird. Erinnert sehr stark an S Voice von Samsung, wie so einiges anderes an Software auch. Zum Beispiel der QTranslator: Einfach die App starten, Kamera auf ein zu übersetzendes Wort halten und das Gerät seine Magie machen lassen.

Fazit vom LG G Flex

Abschließend betrachtet könnte man das G Flex von LG fast schon als eine Art Machbarkeitsstudie von verschiedenen Technologien betrachten, an denen der südkoreanische Konzern forscht und entwickelt. Flexibles Display, flexibler Akku, ein flexibles Gehäuse und ein selbstheilendes noch dazu. Wirklich brauchen tut man all das noch nicht aber es zeigt deutlich den Anspruch von LG, einer der technologisch führenden Konzerne der Welt zu sein. Alle anderen bekommen ein fast rundum gelungenes Phablet, dass neben Leistung und sinnvoller Features kaum Wünsche offen lässt. Einzig der hohe Preis von knapp 600 Euro ohne Vertrag kratzen an der ansonsten vielversprechenden Fassade, was dem LG G Flex fast nicht gerecht wird.

Was man LG jedoch wirklich ankreiden kann ist die einfache HD-Auflösung in dieser Preisklasse. Auch wenn man den Unterschied nur bei genauerer Betrachtung erkennt und das in erster Linie bei einem direkten Vergleich, nagt dieser Fakt dennoch am Unterbewusstsein und stellt den Premium-Anspruch ein wenig in Frage. In Summe lässt sich LG mit dem G Flex attestieren, dass der Konzern großen Mut zu neuen Technologien zeigt aber das reicht nicht aus. Wer auf die selbstheilende Rückseite sowie dem gebogenen Gehäuse verzichten kann, der sollte sich das LG G2 anschauen. Die Ähnlichkeiten sind sehr stark mit dem Unterschied, dass es das G2 mit 32 GB Speicher für etwa 150 Euro weniger zu haben ist.

Wertung
Geschwindigkeit 5/5
Display 4/5
Funktionalität 5/5
Verarbeitung 5/5
Preis 4/5

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MaTT

Mit dem Palm groß geworden und dem Qtek 1010, sowie HTC Hero die unstillbare Lust an dem OS Android bis zum heutigen Tage entdeckt. Als Gründer von Android TV (heute GO2mobile), pflasterten Meilensteine bei Areamobile (Head of Video Content) oder NextPit (Senior Editor) den Weg von Bestenlisten, News, Tests und Videos. Auch heute noch Spezialagent für alles Kreative.

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