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[Test] Panasonic Eluga

Vor 7 Jahren verabschiedete sich Panasonic vom europäischen Markt für Handys und Smartphones, mit dem seit Ostern erhältlichen Eluga will der japanische Konzern wieder ganz vorne mitspielen. Ob das den Japanern gelingen wird, wie sich Klingeltöne unter Wasser anhören und warum Schönheit nicht alles ist zeigt euch unser heutiger Test.

Mit dem Eluga wirft der japanische Konzern Panasonic ein Designer Smartphone auf den Markt, das vor allem durch eine eigene Formensprache zu begeistern weiß: Kantig und doch rundlich zugleich sticht es aus der Masse heraus. Das Eluga in der kleinen Version mit 4 GB internem Speicher und der Gehäusefarbe Silber hat mich eine Woche lang begleitet. Anfangs ungewohnt durch die zwei Seiten der Gestaltung, vorne ein eckiger Charakter aber auf der Rückseite rundlich verspielt, liegt es nach kurzer Zeit angenehm in der Handfläche. Das Gehäuse besteht überwiegend aus Kunststoff, was das Gerät mit 103 Gramm enorm leicht macht. Die Oberfläche ist mit einem Hauch von Schroffheit versehen, eine Riffelung hätte der Rutschfestigkeit hier mehr zur Genüge getan. Dennoch fühlt sich der Kunststoff nicht billig an.

Kantiges Design

Die technische Ausstattung des Panasonic Eluga:

  • Texas Instruments OMAP4430 mit 2x 1 GHz
  • PowerVR SGX540 GPU
  • 4,3″ AMOLED Display mit 960 x 540 Pixeln Auflösung
  • 1 GB RAM
  • 4 GB interner Speicher (gibt es auch mit 8 GB)
  • WIFI 802.11 b/g/n, Bluetooth 2.1 + EDR Erweiterung, GPS
  • Triband GSM, EDGE, Dualband UMTS, HSPA, HSPA+
  • 8 Megapixel Kamera, 1,3 Megapixel Frontkamera
  • MicroUSB
  • 123 x 62 x 7.8 mm
  • 103 g
  • 1.150 mAh Akku
  • Android 2.3.5 Gingerbread
  • IP55/IP57 zertifiziert

Zubehör

Das Zubehör ist gewohnt spartanisch, der große Karton impliziert hier leider etwas mehr. Im recht großen Karton des Panasonic Eluga liegen ein USB-Datenkabel, ein USB Adapter für die Steckdose, eine Kurzanleitung, Garantiekarte und eine NFC Karte, dazu aber später mehr. Die beiliegenden Kopfhörer mit integriertem Mikrofon sind etwas bassarm, man hat das Gefühl von Kopfhörern für 10 Euro aus dem Lidl in seinen Ohren zu haben, was sich auch im Tragekomfort wiederschlägt. Wer ernsthaft länger Musik hören will, er sollte sich nach einer Alternative umschauen. Ich bin mit dem Sony Ericsson MW600 an dieser Stelle mehr als zufrieden, das mit dem Eluga wie bisher gewohnt einen super Klang abliefert. Hier hätte Panasonic sich aus dem Groß der Hersteller positiv hervorheben können und beispielsweise eine Tasche beilegen können oder höherwertige In Ear Kopfhörer wie zum Beispiel Samsung. Ist allerdings üblich weiteren Umsatz per optional erhältlichem Zubehör zu generieren, da sind auch HTC, Samsung und Co. nicht anders.

An physischen Tasten verfügt das Eluga wie die meisten Smartphones über Laut und Leiser sowie die An/Aus Taste. Die Tasten sind gut zu erfühlen und bieten einen sehr guten Druckpunkt. Positiv hervorzuheben: Die Glasscheibe der Kameralinse liegt nicht direkt auf dem Untergrund auf sondern ist von einer leicht erhöhten Umrandung umgeben. HTC macht das seit Jahren anders, da zerkratzt das Linsenglas recht schnell, wie ich aus eigener Erfahrung berichten kann.

Tasten auf der Seite/Rückseite

 

Verarbeitung

Die Verarbeitung ist wirklich tadellos. Das Gehäuse des mir vorliegenden Gerätes besteht überwiegend aus einem silber lackierten Kunststoff der sich weder besonders hochwertig noch besonders billig anfühlt (eher irgendwas dazwischen), störende oder ungleichmäßige Spaltmaße habe ich keine vorfinden können. Die Front ist geprägt von einer einzigen Glasscheibe, Panasonic vertraut wie fast alle Hersteller auf Cornings Gorillaglas. Wie viele andere Hersteller setzt auch Panasonic beim Eluga auf der Front auf kapazitive Tasten, die mit silbernen Icons ihre Position verraten. Im dunkeln werden die Tasten mit einem kleinen Licht hervor gehoben, das mir persönlich etwas zu aufdringlich war. Hätte man durchaus etwas dezenter lösen können.

Bildschirmsperre und Tastenbeleuchtung in Aktion

Da das Eluga eine IP55/57 Zertifizierung inne hat, was es Wasserdicht bis 1 Meter Tiefe bei maximal 30 Minuten macht, sind Anschlüsse rar gesät. Auf der Stirnseite oberhalb des Displays befinden sich passgenaue Schutzklappen, die Zugang zum MicroSIM Slot und zur MicroUSB Buchse gewähren. Unverständlich für mich ist in diesem Zuge der offen liegende Kopfhörer Anschluss. Ist aber nicht weiter tragisch, denn weder da noch über die Lautsprecher dringt Wasser in das Innere ein, zumindest klingelte das Eluga fröhlich vor sich hin in der Schüssel voll Wasser. Interessant wie sich ein Klingelton Unterwasser anhört.

Verschlusskappen von MicroUSB und MicroSIM

 

Display

Das 4,3″ große Display setzt auf die AMOLED Technik, was eines bedeutet: Schwarz ist wirklich Schwarz. Darüber hinaus geizt Panasonic nicht mit Überfliegerdaten sondern setzt eher auf bewährte Technik, so zum Beispiel auf fast schon standardmäßige 800×480 Pixeln Auflösung. Im Vergleich mit dem One X von HTC und dem Galaxy S II von Samsung fällt die durchschnittlich geringere Helligkeit auf aber auch die Pentile Matrix des Displays. Das Galaxy S II und das One X setzen beide auf eine RGB Matrix, welche bei näherer Betrachtung nicht so gerastert wirken. Daher fällt bei genauer Betrachtung trotz gleicher Auflösung wie beim One X und trotz kleinerem Display eine stärkere Rasterung auf. Nach einiger Zeit der Gewöhnung fällt der Unterschied nicht mehr auf.

 

CPU & GPU

Als CPU kommt wie in den technischen Daten zu lesen ein OMAP4430 von Texas Instruments zum Einsatz, der mit 2x 1 GHz zu Werke geht. Ihm zur Seite steht für grafische Angelegenheiten eine PowerVR SGX540 GPU, die ihr Debüt im Samsung Galaxy S feierte. Der SoC ist übrigens der gleiche wie im Motorola Xoom 2 Media Edition, nur das der SoC hier mit 200 MHz weniger Takt laut Datenblatt arbeitet. Das ist in der Theorie her nicht weiter tragisch, wird durch Android 2.3 Gingerbread und der Oberfläche von Panasonic allerdings etwas zunichte gemacht. Bereits auf dem Homescreen ist ein deutliches ruckeln und zuckeln zu beobachten beim Wechsel der Seiten, ähnliches ist auch im App Drawer zu sehen.Das Update auf Android 4.0 Ice Cream Sandwich ist für den Sommer angekündigt, was einen ordentlichen Schub in Sachen Performance bringen dürfte, sofern Panasonic sich mit der Oberfläche mehr Mühe gibt.

Zum Vergleich noch ein paar Benchmark Ergebnisse, jeweils im Vergleich zum Samsung Galaxy S II und dem HTC One X. Je höher der erreichte Wert ist, umso besser. Zu beachten ist hierbei, dass das HTC One X über einen Quadcore verfügt, während im Galaxy S II und dem Panasonic Eluga jeweils einen Dualcore steckt.

Galaxy S II HTC One X Panasonic Eluga
Linpack v1.2.8, Single Thread 46,522 MFLOPS 52,103 MFLOPS 42,447 MFLOPS
Linpack v1.2.8, Multi Thread 38,491 MFLOPS 140,908 MFLOPS 65,198 MFLOPS
Nenamark v1.4 59,6 FPS 58,5 FPS 47,5 FPS
Nenamark v2.2 38,5 FPS 48,0 FPS  stürzt ab
SmartBench 2012 Productivity 1305 3588 1160
SmartBench 2012 Gaming 1493 2623 2419
Vellamo Mobile Web v1.0.6 1417 1678 719
AnTuTu v2.7.3, Default Test 3684 11223 5010
SetCPU v2.3.0, Long Bench* 198ms 214ms ms
SetCPU v2.3.0, Native Bench* 745,918457ms 561,979980ms ms

*Niedriger ist besser

Akku

Beim Akku liegt leider auch ein wenig der Hase im Pfeffer, denn dieser ist wie bei der One Reihe von HTC und dem Motorola Razr/Razr MAXX fest verbaut. Mit 1.150 mAh ist der Akku für ein Premiumgerät meiner Meinung nach deutlich zu unterdimensioniert, das es auch anders gehen kann zeigt Motorola mit dem Razr MAXX. Überraschenderweise hält der fest verbaute Akku länger durch als gedacht, auch wenn die Laufzeit nicht an das vom Galaxy S II heranreicht. Ein Tag mit gut einer halben Stunde telefonieren, geschätzte halbe Stunde via  WhatsApp schreiben und gute 2 Stunden Musik über Bluetooth hören reichen über den Tag. Wer zum Ende des Tages hin noch etwas aus dem Akku herauskitzeln muss, dem hilft der Eco Modus weiter. Allerdings sind die „Einschnitte“ auch deutlich zu spüren.

Übersicht Eco Modus

 

Konnektivität

Quasi zum Standard geworden sind Bluetooth, WLAN und 3G in einem Smartphone, das Eluga verfügt aber zusätzlich über NFC und hier wird es richtig interessant. Wie bei Sony legt Panasonic eine NFC-fähige Scheckkarte bei, mit der man diverse Dinge per NFC starten kann aber dazu später mehr. Das eingebaute WLAN funkt in den Standard b, g und n, mit ordentlichem Datendurchsatz. Leider ist mir in den letzten 2 Tagen die Verbindung zum WLAN nicht mehr geglückt, erst nach einem Hardreset funktionierte es wieder so wie es sollte. Einen Videoausgang bietet das Eluga hingegen nicht, was in der Oberklasse langsam zum Standard wird.

 

Multimedia

In Sachen Multimedia ist das Eluga recht gut geeignet, auch wenn ich zu anderen Kopfhörern als die beiliegenden rate. Musik via Bluetooth Headset, Videowiedergabe vom internen Speicher aus, Bilder mit Freunden anschauen? Alles kein Thema, erledigt das Eluga mit Bravour. Dank des AMOLED Displays mit 4,3″ und der qHD Auflösung sehen Bilder und Videos gestochen scharf aus. Spätestens hier macht sich die Pentile Matrix nicht mehr bemerkbar. Aufgrund der des mehr als nur knappen Speichers von nicht-erweiterbaren 4 bzw. 8 GB passt wenig Musik und bestenfalls ein oder zwei Filme in den Speicher des Eluga. Hier hätte wirklich ein MicroSD Slot abgeholfen oder zumindest mindestens 16 GB interner Speicher wie beim Galaxy Nexus von Samsung.

Homescreen

Die rückseitige Kamera löst mit 8 Megapixel auf, eine Blitzlicht LED sucht man vergeblich. Die Oberfläche der Kamera App wirkt aufgeräumt, wichtige Funktionen sind dank eigener Buttons am linken Rand schnell aufgerufen. Betrachtet man sich die aufgenommenen Bilder näher an einem entsprechenden Monitor, fällt die geringe Bildschärfe auf sowie hier und da leichte Überbelichtungen. Videos nimmt die Kamera übrigens mit 720p bei 30 Frames auf, beim schwenken während der Aufnahme tritt leichtes Tearing auf. Das man durch die Flachheit des Gehäuses Kompromisse eingehen musste merkt man auch bei der Tonaufnahme: Diese klinkt einfach nur blechern.

Die Kamera App

 

Software

Leider läuft auf dem Eluga bisher noch Android 2.3.5 Gingerbread, ein Update auf Android 4.0 Ice Cream Sandwich ist von Panasonic für den Sommer angekündigt, welches in meinen Augen dringend benötigt wird. Obwohl Panasonic eine eigene und stellenweise wirklich sehr durchdachte Oberfläche über Android stülpt, ist diese nicht ganz optimal auf die Hardware abgestimmt wie mir scheint. Dennoch weiß diese zu gefallen, zum Beispiel mit dem für Links- und Rechtshänder einstellbaren Ringmenü. Ist quasi ein zweiter Homescreen IM Homescreen, wirklich klasse gemacht.

Der Ringlauncher

Ebenfalls klasse in meinen Augen ist die software-seitige Integration von NFC, mit der sich allerlei Schindluder treiben lässt per NFC Tags wie bei Sony’s Xperia Modellen. Einen solchen NFC Tag legt Panasonic in Scheckkartenform übrigens mit in den Karton. Damit lassen sich Apps starten, eine Webseite aufrufen oder die Startseite ändern. Bei Sony lassen sich pro NFC Tag mehrere Aktionen speichern, was bei der eingebauten NFC App des Eluga nicht möglich ist. Hier schaffen Zusatz Apps aus dem Google Play Store Abhilfe wie zum Beispiel der NFC Task Launcher.

Mögliche Aktionen für NFC Tags

Wer besonderen Wert auf Sicherheit legt, dem spendiert Panasonic die Verschlüsselung seiner Daten wie Bilder oder Dokumente, kann ein gesichertes Mailkonto anlegen, diverse Entsperr Methoden einstellen oder gar das entsperren abhängig machen von einem NFC Tag. Letzteres hat mir persönlich wirklich sehr gefallen, man darf nur nicht den zugewiesenen NFC Tag verlieren. Interessant ist übrigens auch der standardmäßige Entsperr Dialog von Panasonic: Mittels kreisrunder Bewegung, egal ob links oder rechts, entsperrt man das Gerät.

Entsperren mittels NFC

Fazit

Mein Fazit zum Panasonic Eluga ist ehrlich gesagt durchwachsen, es gibt viel Licht aber auch Dunkel. Hervorheben aus der Masse tut das Smartphone sein Design, das Gewicht und die „Wasserfestigkeit“ nach IP55/57 Zertifizierung. Unter Wasser telefonieren stellte sich zwar als schwierig heraus, das angerufen werden störte das Eluga hingegen nicht im geringsten. In Sachen Software gibt es viele wirklich tolle Ideen und Ansätze, die blöderweise an der gefühlt lahmen Hardware zu knabbern haben. Wenn Panasonic an dieser Stelle noch viel Arbeit reinsteckt und weiter optimiert, bietet man dem Kunden ein wirklich gutes Paket zum guten Preis. Der größte Kritikpunkt, bzw. die beiden sind der nicht erweiterbare und viel zu kleine Speicher für heutige Zeiten sowie der unterdimensionierte Akku. Das man in ein flaches Gehäuse einen größeren Akku rein bekommt zeigt Motorola beim Razr bzw. Razr MAXX. Wer davon sich nicht abschrecken lässt und ein Smartphone sucht dem Wasser nix anhaben kann, der dürfte beim Eluga von Panasonic sehr gut aufgehoben sein.

7,8mm Eluga gegen 8,9mm One X

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Stefan

Mann mit Bart und Faible für Smartphones und Tablets jeder Plattform, doch eindeutig bekennender Androidliebhaber.

3 Gedanken zu „[Test] Panasonic Eluga

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