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Wem gehört eigentlich Android und was ist alles Open Source?

Google Android

Diese Woche sorgte Oracle wieder für einen kleinen Aufreger, indem der Datenbank-Spezialist vertrauliche Informationen von Google im Bezug auf Verdienst mit Android verraten hatte. Nicht nur in solchen Situationen stellt sich die Frage: Wer besitzt eigentlich Android, darf man das so einfach benutzen und verdient Google damit Geld? Dieser und weiterer Fragen gehen wir in dem nachfolgenden Beitrag auf den Grund.

Die Geschichte von Googles wohl bekanntestem Produkt – neben der prominenten Websuche und dem kostenlosen Webmail-Dienst Gmail – beginnt im Oktober 2003 und das im Silicon Valley. Genauer gesagt in Palo Alto, wo Andy Rubin das Unternehmen Android Inc. gründete und mit der Entwicklung eines auf dem Linux-Kernel aufbauenden Betriebssystems begann. Was zunächst als Plattform für smarte Kameras gedacht war (zum Beitrag), entwickelte sich einige Zeit später in Richtung smarter Telefone, um gegen die Übermacht von Symbian und Windows Mobile anzutreten. Bei einer Präsentation gewannen Rubin und seine Mitstreiter die Aufmerksamkeit von Google.

Das war 2005 um genau zu sein, denn dem damals noch jungen Startup-Unternehmen ging bereits das Geld aus. Also machte sich Andy Rubin auf die Suche nach Investoren und landete bei Google, nachdem Samsung kein Interesse zeigte. Ein großer Fehler wie man heute weiß. Denn Larry Page – damals President of Products bei Google – war so begeistert von dem Konzept, dass er das Unternehmen gleich mit 50 Millionen US-Dollar übernahm (zum Beitrag). Kurz danach investierte Google erneut über 10 Millionen US-Dollar für den Erwerb diverser Patente, damit die Entwicklung ohne größere Sorgen voranschreiten konnte.

Wem gehört Android?

Da stellt sich automatisch der Verdacht, dass Google die Rechte an Android besitzt – immerhin hatte man wie erwähnt 2005 die Firma nebst Entwickler und Lizenzrechte aufgekauft. Nur ist dem nicht so, denn 2007 wurde das Betriebssystem der Open Handset Alliance (OHA) übergeben. Google selbst ist lediglich eines der Gründungsmitglieder neben Intel, NVIDIA, Telefónica , China Telecom, HTC, LG, Samsung, Motorola und etlichen weiteren Unternehmen aus der Mobilfunk-, Halbleiter- und Soft- sowie Hardware-Industrie. Eine Liste aller offiziellen Mitglieder findet ihr an dieser Stelle.

Kurzum, Android gehört allen und gleichzeitig niemandem.

Google ist dennoch der größte Anteilhaber und das aus mehreren Gründen: Man kümmert sich nicht nur federführend um die Weiterentwicklung, sondern definiert auch Android durch die vielen Google-eigenen Dienste. Außerdem zeichnet sich Google für den Online-Auftritt sowie das Management der OHA verantwortlich.

Welche Unternehmen außer Google noch zu den größten Helfern zählen lässt sich nicht eindeutig sagen. Viel ist nicht heraus zu finden, nur das Nokia nachweislich bis 2011 mit am meisten zu dem Projekt beigetragen hatte. Bekannt ist jedoch, dass auch Sony respektive deren Mitarbeiter sich sehr stark im Android Open Source Project engagieren und mit die meisten Änderungen sowie Verbesserungen am Quellcode einreichen.

Android und das Thema Open Source

Was uns direkt zum nächsten Punkt bringt: Der komplette Quellcode von Android ist Open Source im Rahmen des Android Open Source Project kurz AOSP, unterliegt eigenen Angaben der OHA zufolge der Apache V2 Open Source Lizenz und kann bei Google komplett kostenlos heruntergeladen werden.

Die Apache V2 Open Source Lizenz besagt, dass Mitglieder der OHA den offenen Quellcode von Android auch für kommerzielle Zwecke verwenden können, ohne das sie zwingend bei der Weiterentwicklung und Verbesserung des Betriebssystems selbst helfen müssen. Prinzipiell kann jeder der möchte am Quellcode des Betriebssystems mitarbeiten und seine Verbesserungsvorschläge einreichen.

Nähere Informationen zu dem Thema und worauf man bei dem Einreichen neuer Patches achten muss, hat Google an dieser Stelle zusammengefasst. Welche Patches noch nicht von den Verantwortlichen sowie der AOSP-Community abgesegnet sind, kann man hier einsehen.

Android Open Source Project

Trotzdem lässt sich daraus an sich noch keine vollständige Firmware im eigentlichen Sinne erstellen, da Hardware-Treiber für Prozessoren, Bluetooth-Module, WLAN und so weiter integriert werden müssen. Zumeist liegen diese als vorkompilierte Binaries vor, sprich man muss Treiber zusätzlich einbinden, für die Lizenzgebühren bei den jeweiligen Herstellern fällig werden. Natürlich nur, falls für die benötigte Hardware selbst keine Open-Source-Treiber vorliegen oder kostenlos als Binary-Paket zum Download angeboten werden.

Die Open-Source-Sache ist auch mit der Grund, warum Amazon für seine Fire-Tablets, das Fire Phone und die Fire-TV-Geräte kein eigenes Betriebssystem von Grund auf neu entwickelt hat, sondern den Quellcode von Android nutzt. Der Versandriese verpasst dem Betriebssystem lediglich eine eigene Oberfläche, bei welcher die Amazon-eignen Dienste aus nahe liegenden Gründen im Vordergrund stehen, ohne dabei die App-Kompatibilität zu Android aufzugeben.

Das sieht man unter anderem daran, dass sich mit einigen Kniffen die Google Apps sowohl auf das Amazon Fire Phone (zum Beitrag) als auch das Amazon Fire Tablet 20105 mit Fire OS 5 (zum Beitrag) installieren lassen. Nur im Fall des Amazon Fire TV ist die Sache ein wenig schwieriger.

Google Apps und der Play Store

Ein weiterer wichtiger Punkt für Android sind die sogenannten Google Apps, deren Nutzung im Mobile Application Distribution Agreement kurz MADA geregelt wird. Teile dieser Lizenzbestimmungen kamen im Mai 2014 ans Licht, als es in die finalen Wochen der vorläufigen Entscheidung zwischen Oracle und Google ging. Damals wurde bekannt, dass die Hardware-Partner alle Google-Apps und Dienste mit Ausnahme weniger Apps vorinstallieren müssen, um überhaupt Zugang zum Google Play Store zu erhalten (zum Beitrag).

An dieser Stelle kann jeder der möchte einen Blick in einen dieser Lizenzverträge zwischen Google und HTC aus dem Jahr 2011 werfen:

HTC MADA With Google

Dennoch sind bei den meisten sogenannten AOSP-basierenden Custom ROMs die Google Apps nicht direkt enthalten. Diese müssen als GApps-Paket nachträglich geflasht werden, was mit der angesprochenen Lizenzierung der Google Apps zu tun hat. Google selbst steht der Open-Source-Gemeinde prinzipiell sehr offen gegenüber und hat jedoch kein Problem damit, wenn diese separat installiert werden.

Dies zeigte sich 2009 sehr deutlich, als Steve „Cyanogen“ Kondik noch mehr oder weniger alleine für CyanogenMod verantwortlich war und die Google Apps in seiner damals für das T-Mobile G1 aka HTC Dream verfügbare Custom ROM integrierte. Google mahnte den Entwickler ab mit der Begründung, dass es sich bei den Apps um proprietäres geistiges Eigentum von Google handeln würde. Kondik einigte sich gütlich mit Google und seitdem gehören die GApps zu AOSP-basierenden ROMs einfach dazu.
Anmerkung: Custom ROMs basierend auf den Stock Firmwares und somit Google-lizenzierten ROMs sind nicht von der Open-Source-Klausel der Google Apps betroffen.

Interessant daran ist, dass Google selbst dafür keine Lizenzgebühren haben will – obwohl der britische Guardian in einem Artikel anderes behauptete (zum Beitrag). In besagtem Artikel hieß es, dass jeder Hersteller pro verkauften Gerät 0,75 US-Dollar Lizenzgebühr zu bezahlen hätte, was bei den Millionenauflagen der Galaxy-S- oder Galaxy-Note-Reihe eine Menge Geld wäre.

Rein hypothetisch gerechnet: Wenn Samsung für die von Gartner ermittelten 307,597 Millionen verkaufter Android Smartphones für 2014 die 0,75 US-Dollar zahlen würde, hätte der Suchmaschinen-Konzern über 230 Millionen US-Dollar verdient. Google selbst bestreitet diesen Punkt vehement und sagt, dass die Google-Apps für die Android-Partner kostenlos sind und auch bleiben.

Sonderfall China

Angesichts dessen fragt man sich jedoch, warum Android Geräte in China keine Google-Apps besitzen. Der Grund dafür ist relativ einfach: Die Chinesische Regierung hat einfach zu hohe Auflagen gestellt, die Google so nicht akzeptieren konnte beziehungsweise wollte. Der Staat forderte, dass die Suchergebnisse der Google-Suchmaschine und anderer Dienste des Konzerns gemäß der chinesischen Vorschriften zensiert werden müssen. Über die Gründe lässt sich spekulieren aber Fakt ist, dass Google sich dem nicht beugen wollte und sich daher kurzerhand vor etwa fünf Jahren komplett aus China zurückzog.

Aktuell geht jedoch das Gerücht umher, dass Google einen speziell für China zugeschnittenen Google Play Store herausbringen und gegen die Dutzenden kleineren App Stores antreten will. Ob damit auch zeitgleich die restlichen Google-Dienste wie Google Maps, Gmail und so weiter mit eingeführt werden bleibt abzuwarten. Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters könnte Google diese Chance als Sprungbrett nutzen, um weitere Dienste (wieder) einzuführen.

Da der größte Smartphone-Markt der Welt allerdings bereits unter den lokalen chinesischen Anbietern quasi aufgeteilt ist, wird es Google mit seinen Diensten schwer haben, einen größeren Anteil am Markt für sich zu gewinnen. Zumal es auf keinem anderen Markt der Welt eine dermaßen starke Konkurrenz mit raubkopierten Apps gibt.

Nichts ist wirklich kostenlos

Denn seien wir doch mal ehrlich: Letztlich sind die Nutzerdaten, welche über die vielen Google-Apps generiert, erfasst und übermittelt werden, Bezahlung genug. Hinzu kommt noch die mobil ausgelieferte Werbung über AdSense und andere Werbe-Netzwerke, was bei dem gestern bekannt gewordenen Streit zwischen Oracle und Google zutage kam (zum Beitrag). Demzufolge sind auch die Erlöse aus dem Verkauf von Apps, Musik, Büchern und Filmen im Google Play Store einer der wenigen Wege mit Android überhaupt Geld zu verdienen.

Google Play Store für Android

Fast volle Freiheiten

Um auf das Thema Open Source zurück zu kommen: Die Hardware-Partner von Google können den Quellcode nicht nur kostenlos herunterladen, sie können ihn auch bis zu einem gewissen Grad anpassen. Denn das ist auch mit ein Grund, warum Android überhaupt so populär geworden ist. Durch die Vielfalt an Hersteller-eigenen Oberflächen muss nicht jedes Android Smartphone oder Android Tablet im Bezug auf die Software aussehen wie die anderen.

Dennoch haben auch die Anpassungen ihre Grenzen, wie ein Fall zwischen Google und Samsung aus Januar 2014 zeigte. Die Magazine UI der damals zur CES 2014 offiziell vorgestellten Samsung Galaxy TabPRO-Reihe war in den Augen von Google zu viel und lud Samsung kurzerhand zu einem ernsten Gespräch ein (zum Beitrag). Das Google am längeren Hebel sitzt dürfte klar sein, denn der Google Play Store ist nun mal das Tor zu den Android-Apps, auf die kaum einer heute noch verzichten kann oder will.

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Stefan

Mann mit Bart und Faible für Smartphones und Tablets jeder Plattform, doch eindeutig bekennender Androidliebhaber.

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