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Zusammenfassung: Der Prozess zwischen Oracle und Google

An diesem Montag begann der Prozess zwischen Oracle und Google, bei dem es um die Frage der bewussten Urheberrechtsverletzung geht. Am Montag hielt Oracle seine Eröffnungsrede mit einer Präsentation über fast 90 Seiten, am späten Dienstag war schließlich Google an der Reihe mit ihrer Rede. Wir möchten versuchen, an dieser Stelle eine Zusammenfassung der bisherigen beiden Prozesstage mit den Eröffnunsgreden beider Seiten zu präsentieren.

Oracle’s Eröffnunsgrede

In der Eröffnungsrede bezichtigt Oracle das Unternehmen Google der Verzweiflung, Betruges und vorsätzlichen Missachtung von Oracle’s geistigem Eigentum. In der Präsentation verwendete die Anklage um Oracle-Anwalt Michael Jacobs Videoschnitte frühere Aussagen sowie verschiedene Zitate, welche die Vorwürfe Oracle’s der bewussten Missachtung von Rechten untermauern sollen. Konkret bezieht man sich auf eine eMail aus dem Jahre 2010 zwischen Tim Lindholm und Andy Rubin, in der folgendes steht:

What we’ve actually been asked to do (by Larry and Sergei) is to investigate what technical alternatives exist to Java for Android and Chrome. We’ve been over a bunch of these, and think they all suck. We conclude that we nee to negotiate a license for Java under the terms we need.

Wir wurden gebeten, nach einer technischen Alternative zu Java für Android und Chrome zu suchen. Wir haben uns eine Menge angeschaut und denken das die alle nichts taugen. Daraus schließen wir, das wir über eine Lizenz für Java verhandeln sollten.

Des Weiteren bezieht man sich auch auf eine eMail von Andy Rubin an Larry Page aus dem Jahre 2005. In dieser eMail geht es um 2 Möglichkeiten, sollte es zu keiner Kooperation mit Sun Microsoystems bezüglichst Java kommen. Entweder verzichte man auf Java und wechsle die Entwicklerplattform, oder „wir greifen trotzdem auf Java zurück und verteidigen unsere Entscheidung, auch wenn wir uns damit Feinde machen könnten“, wird Andy Rubin aus der eMail zitiert. In der Präsentation ging man im folgenden neben der Entwicklungsgeschichte von Android bis zum Jahre 2008 ebenfalls auf die Erfolgsgeschichte ab 2009 bis heute ein, um die eigenen Forderungen zu untermauern.

Um zusätzlichen Druck auf die Verteidigung aufzubauen, will die Anklage so schnell wie möglich die jeweiligen Firmenchefs in den Zeugenstand berufen. In der eingereichten Zeugenliste steht Larry Ellison, CEO von Oracle, an dritter Stelle. Als siebter Zeuge will die Anklage den Google CEO Larry Page in den Zeugenstand berufen.

 

Google’s Eröffnunsgrede

Logischerweise zeichnet die Verteidigung von Google ein ganz anderes Bild der Sachlage. Man begründet unter anderem, das die Programmiersprache Java niemanden gehört, sie quasi frei verfügbar für jedermann ist, worauf Android ganz legitim aufbaut. Weiter behauptet die Verteidigung, das erst nach dem scheitern von Oracle’s eigenem Versuch eines mobilen Betriebssystem auf Javabasis Java selbst „zum Brecheisen für den Zugang zu Google’s Brieftasche in Form von Lizenzverhandlungen“ geworden sei. Damit sei man letztlich aber gescheitert, formulierte die Verteidigung.

Die Eröffnung von Google’s Verteidigung machte eine Aussage von Oracle’s CEO Larry Ellison, welcher höchstpersönlich Java als frei bezeichnete. Damit bezog man sich auf eine Antwort Ellison’s auf die Aussage, das „niemand die Java als Programmiersprache besitze“. Somit könne jeder Java verwenden ohne Lizenzgebühren zahlen zu müssen.

Nach dieser Eröffnung ist man schnell auf das Thema API vorgerückt mit dem Fokus auf das Urheberrecht in dieser Verhandlung. Oracle’s Vorwürfe ist ja die Verletzung von 37 Java API’s, welche Google ohne Genehmigung in Android verwendet. Google wiederum vertritt die Meinung, das ohne diese API’s Java nicht vernünftig lauffähig ist und da die Sprache Java frei verfügbar ist, wären es die notwendigen API’s im Umkehrschluss ebenfalls. In diesem Zusammenhang brachte die Verteidigung das Zitat von Mark Reinhold, seines Zeichens Chefentwickler der Java Plattform bei Oracle:

Well, if there were no APIs, we would only have a language. You would be able to write basic computations that never did any IO, had any communication with the outside world or the underlying platform.

Wenn es keine API’s gäbe, dann hätten wir nur eine Sprache. Sie wären in der Lage grundlegende Berechnungen zu schreiben, die keinerlei Ein- und Ausgabe hätten und auch nicht mit der Außenwelt oder der ihr zugrunde liegenden Plattform kommunizieren könnten.

Im weiteren Verlauf geht die Verteidigung auf die guten Absichten ein, was man mit einer eMail aus dem Jahre 2006 zwischen Google’s damaligen CEO Eric Schmitt und Scott McNealy von Sun bekräftigen will. In dieser eMail schlägt Schmidt eine Partnerschaft zwischen Google und Sun Microsystems in der Open Handset Plattform vor, gefolgt von einer detaillierten Liste von Androids Open Source Verwendung (beinhaltet den Linux Kernel und die Webkit Browser Engine). Im Kern kommt man allerdings wieder auf die 37 API’s zurück, die ebenfalls Gegenstand der Anklage waren. Allerdings zeigt man einige Beispiele, anhand derer man die Abweichungen zwischen Android SDK und Oracle’s Java JDK demonstriert.

Als sehr wichtigen Punkt in der Verteidigung Google’s wird auf die Übernahme von Sun Microsoystems durch Oracle eingegangen. So präsentierte man einige Beispiele von Sun’s CEO Jonathan Schwartz, in der er die Verwendung von Java in Android sehr lobt und die Bemühungen des Android Teams würdigt. In diesem Zusammenhang zitiert man auch wieder Ellison, welcher die Leistungen Sun’s rund um Java lobt und versprach, den Kurs von Sun fortzuführen nach der Übernahme. Weiter sagte Ellison, das er das anahltende Wachstum von Android „sehr aufregend“ fände, was Google als stillschweigendes Eingeständnis bezüglich einer Unterstützung sieht.

Im jetzt folgenden Gegenangriff durch die Verteidigung von Google offenbarte diese, das Oracle einen Java-basierten iPhone Konkurrenten plante aber unfähig gewesen sei eine entsprechende Plattform aufzubauen. Mit Verweis auf eine Aussage Ellison’s am gestrigen Morgen, da Oracle mit dem Kauf von Palm oder RIM liebäugelte, was letzten Endes keine Option gewesen sei. Die einzige verbleibende Alternative für Oracle sei es gewesen, die eigenen „Waren“ an Android zu verkaufen, was schlussendlich zu dieser Klage durch Oracle führte.

[Quelle: The VergeThe Verge und 4Phones.de]

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Stefan

Mann mit Bart und Faible für Smartphones und Tablets jeder Plattform, doch eindeutig bekennender Androidliebhaber.

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