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Aufregung bei CyanogenMod: Custom ROM war kurzfristig existentiell bedroht

Als Steve Kondik alias Cyanogen vor 3 Jahren seine erste Custom veröffentlichte für das T-Mobile G1, ahnte er nicht einmal im Ansatz was in den kommenden Jahren daraus entwachsen würde. Über 2,6 Millionen Nutzer sind es heute und diese waren mit Sicherheit verunsichert, als die Adresse CyanogenMod.com nicht mehr aufrufbar war. Der Hintergrund der Geschichte liest sich wie eine schlechte C-Movie-Produktion.

Gerade im Open-Source-Bereich können kleinere Projekte weitaus größere Dimensionen annehmen, als es die Gründer sich jemals erträumt hätten. Ein Paradebeispiel erster Güte dafür ist CyanogenMod, welches von Steve „Cyanogen“ Kondik vor etwa 3 Jahren für das T-Mobile G1 aka HTC Dream geschaffen wurde. Unzufrieden mit der ROM von T-Mobile und mit Hilfe des Zugriffs auf das AOSP-Projekt, bastelte Steve Kondik an einer eigenen ROM mit diversen Optimierungen und Performance-Verbesserungen, damit das volle Potential des Smartphones ausgeschöpft werden konnte. Das Steve Kondik mehr als nur erfolgreich war, ist unübersehbar: Aus der anfänglich kleinen Custom ROM ist ein riesiges Projekt gewachsen, welches mittlerweile von über 2,6 Millionen Usern genutzt und geliebt wird.

Ein derart großes Projekt benötigt allerdings auch ein gut eingespieltes Team im Hintergrund, dass sich um Website, Server, Kontaktmöglichkeiten und dergleichen kümmert, quasi dem Entwickler-Team der ROM den Rücken stärkt. Zum Beispiel Ahmet Deveci, auf dessen Name die Domain cyanogenmod.com registriert ist und welche Deveci dem CyanogenMod-Team quasi zum Nulltarif zur Verfügung gestellt hat. Außerdem kümmert sich Deveci um den Mail-Server, der zentralen Kommunikationsstelle zwischen Nutzer und Entwickler. Leider ist genau dieser Ahmed Deveci Hauptakteur eines ungeheuerlichen Vorfalls gewesen, der glücklicherweise glimpflich ausgegangen ist.

 

Was war passiert

Deveci hat im Jahre 2009 die Domain cyanogenmod.com auf seinen Namen registrieren lassen, noch bevor Steve Kondik dazu kam. Im Folgenden einigten sich beide darauf, dass das CyanogenMod-Team die Domain nutzen kann und das unentgeltlich. Überhaupt basiert das ganze Projekt auf freiwilligen Spenden, keiner des Teams würde wohl auf die Idee kommen, Geld eintreiben zu wollen. Genau das habe allerdings Ahmed Deveci getan, wenn auch nur mit guten Absichten und ohne sich bereichern zu wollen.

Deveci wollte von einem Händler Spenden einsammeln, der über das Internet Speicherkarten mit der CyanogenMod Custom ROM verkaufte, um Tablets der Nook-Reihe mit der beliebten Custom ROM flashen zu können. An und für sich nichts ungewöhnliches, wenn sich Deveci nicht als Steve Kondik ausgegeben hätte. Selbst der Tonfall war mehr als fragwürdig, wie ein Ausschnitt aus der Kommunikation zwischen den beiden darlegt.

 

Die Folgen eines Vergehens

Das derartige Vorfälle nicht ewig unentdeckt bleiben, dürfte jedem klar sein. Nachdem das CyanogenMod-Team den Vorfall entdeckte und Ahmed Deveci zur Rede stellte, passierte einiges in der Hitze des Gefechts. Unter anderem forderte das Team die Übertragung der Domain cyanogenmod.com, woraufhin Deveci die Domain wohl für 10.000 US Dollar an Steve Kondik verkaufen wollte. Freilich wollte das Team nicht auf diese Art von Erpressung eingehen, weswegen sich die ganze Sache noch ein wenig weiter hochschaukelte.

Da Deveci unter anderem auch Zugriff auf die Social-Media-Accounts bei Twitter und Facebook hatte, musste das Team die Besitzer dieser Accounts ebenfalls umändern, um zumindest mit den Usern über einige Kanäle kommunizieren zu können. Das wiederum gefiel Deveci nicht sonderlich, weshalb dieser mit einer Änderung der DNS-Einträge drohte.

Hi, so you think by removing all my access across the infrastructure was going to be a great idea? We had a chat yesterday, you’ve decided to end this bitter. How about I just change the DNS entries right now. CM will practically go down.

Deutsche Übersetzung:

Hi, ihr denkt also mir den Zugriff auf die gesamte Infrastruktur zu entziehen wäre eine so gut Idee? Wir hatten gestern eine Unterhaltung, ihr habt euch entschieden das Ganze bitter zu beenden. Wie wäre es denn wenn ich jetzt sofort die DNS-Einträge lösche. CM wird dadurch praktisch untergehen.

Zwischenzeitlich war das sogar die Realität und die Website als auch der ROM-Server von CyanogenMod nicht mehr erreichbar gewesen. Aus diesem Grund stellte das CyanogenMod-Team einen Antrag bei der ICANN, damit die Besitzrechte für die Domain cyanogenmod.com geklärt werden. Das Problem an der ganzen Sache ist allerdings, das sämtliche Links in Foren, Blogs und Websites eben auf die augenscheinlich nicht mehr vorhandene Domain cyanogenmod.com verweisen.

 

Glimpfliches Ende der Geschichte

Mittlerweile habe man sich aber einigen können, wie Steve Kondik via Twitter mitteilte. Nicht nur das die Domain anscheinend jetzt im Besitz des CyanogenMod-Teams ist, nein die ganze Sache konnte sogar in beiderseitigem Einvernehmen aus der Welt geschafft werden. Das Beinahe-Ende von CyanogenMod ist damit abgewendet und das Team kann wieder zu seiner eigentlichen Arbeit übergehen. Dennoch wird der Vorfall nicht ohne Folgen bleiben, da der Vertrauensbruch sehr tief sitzen wird im Team.

Künftig wird CyanogenMod verstärkt auf die Domain cyanogenmod.org zurückgreifen und die .com-Links entsprechend umgeleitet werden. Selbst zu einer allgemeinen Frage wegen Spenden hat das Team Stellung genommen: Es wurden keinerlei Spenden veruntreut und in vollem Umfang in die Server-Technik sowie die Lizenzen der Forensoftware gesteckt. Da man sich gütig einigen konnte, erwägt das CyanogenMod-Team keinerlei rechtliche Schritte gegen das ehemalige Team-Mitglied einzuleiten. Die Sache ist damit abgehakt bei Steve „Cyanogen“ Kondik und seinen Kollegen.

[Quellen: CyanogenMod (1) & (2) |via AndroidPolice]

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Stefan

Mann mit Bart und Faible für Smartphones und Tablets jeder Plattform, doch eindeutig bekennender Androidliebhaber.

1 Gedanke zu „Aufregung bei CyanogenMod: Custom ROM war kurzfristig existentiell bedroht

  • Lapje

    Meine güte…an-droid.tv kann man langsam wirklich als die Bild für Android-Besitzer ansehen. Was war daran denn jetzt existentiell? Die Domain und Server waren nicht mehr verfügbar. Und? Eine neue Domain hatte man schon registriert und wäre dahin umgezogen. Wenn die Jungs auch vernünftige Backups gamacht haben wäre die Migration gar kein Problem gewesen. Was daran „existentiell“ war, weiß anscheinend nur der Autor…

    Antwort
  • Pingback: Michaels Tagebuch (Aufregung bei CyanogenMod: Custom ROM war kurzfristig existentiell bedroht)

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