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EU vs. Google: Das Problem sind der Play Store und die Google Apps

Google in Europa

Diese Woche hat das Verfahren rund um Googles angebliche Monopol-Stellung der eigenen Apps, Android und dem Play Store neuen Schwung bekommen. Die EU Kommission hat ihre Ermittlungen anscheinend abgeschlossen, sodass das eigentliche Verfahren beginnen kann. Da stellt sich automatisch die Frage: Worum geht es hier denn überhaupt im Klartext?

Kurz gesagt sind es die Bedingungen die Google mit dem Mobile Application Distribution Agreement kurz MADA vorgibt (zum Beitrag). In diesem Vertrag wird geregelt, dass bestimmte Konzern-eigene Apps auf vorinstalliert sein müssen, damit der jeweilige Hersteller überhaupt den Play Store vorinstallieren darf – und ohne diesen ist ein Android Smartphone nur halb so attraktiv für Kunden was auch dazu führt, dass Mobilfunkanbieter Android-Geräte ohne dem Play Store so gut wie gar nicht subventionieren.

Nüchtern betrachtet ist der MADA-Vertrag zwar freiwillig laut eigener Auffassung, in der Praxis aber zwingend, da ein Hersteller sonst keine Geräte in nennenswerten Umfang verkaufen könnte. Mit ein Grund, warum auch bei Cyanogen OS Geräten die Google Apps mit vorinstalliert sind, obwohl Cyanogen Inc. zuletzt des Öfteren behauptete, eine Google-freie und Android-basierende Alternative werden zu wollen.

Alles dreht sich um den Google Play Store

Nur ein Unternehmen spielt dabei nicht mit und das ist Amazon. Der US-Versandriese hat den offenen und frei verfügbaren Android-Quellcode genommen, ihn nach eigenen Vorstellungen umgebaut und versucht, das Amazon Fire Phone zu verkaufen. Wie erfolgreich das war wissen wir: Überhaupt nicht. Zum Thema Android und Open Source haben wir bereits einen umfangreichen Einblick, den ihr über den nachfolgenden Link erreicht:

Wem gehört eigentlich Android und was ist alles Open Source?

Nun hat die EU-Kommission sowohl an Google als auch deren Muttergesellschaft Alphabet Inc. ihre offiziellen Beschwerdepunkte zugeschickt, Zitat aus der offiziellen Pressemitteilung vom 20. April 2016:

In der heute übermittelten Mitteilung der Beschwerdepunkte vertritt die Kommission die Auffassung, dass Google gegen das EU-Kartellrecht verstößt, indem es

  • von Herstellern als Vorbedingung für die Lizenzierung bestimmter geschützter Google-Apps verlangt, die Google-Suche und den Browser Google Chrome vorzuinstallieren und die Google-Suche auf ihren Geräten als Standardsuchdienst festzulegen;
  • Hersteller am Verkauf von intelligenten Mobilgeräten mit konkurrierenden Betriebssystemen, die sich auf den offenen Android-Quellcode stützen, hindert;
  • Herstellern und Betreibern von Mobilfunknetzen finanzielle Anreize dafür bietet, wenn sie ausschließlich die Google-Suche auf ihren Geräten vorinstallieren.

Im Kern der EU-Ermittlungen gegen den Android-Hauptentwickler und dessen Android-Plattform ist also der Play Store, die dafür aufgebauten Restriktionen und daraus resultierenden Einschränkungen für Konkurrenten der eigentliche Grund, warum die EU-Kommission überhaupt aktiv wird.

War da nicht was mit Microsoft?

Mehr oder weniger automatisch dürfte auch eine Parallele zu Microsofts Internet-Explorer-Zwang aufkommen. Mit dem Unterschied, dass Microsoft damals aktiv den Wechsel zu anderen Browsern torpedierte, während Google mit dem Play Store immerhin die Freiheit lässt, ungehindert an Alternativen zu den Google-Apps zu gelangen.
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass die Ermittlungen der EU-Wettbewerbsbehörde auf Hinweise von Microsoft aufgenommen wurden. Quasi eine Revanche dafür, dass der US-Konzern seinerzeit Microsoft wegen des Internet Explorers bei der EU anschwärzte. „Auge und Auge, Zahn um Zahn“ wenn man so will (zum Beitrag).

Auf der anderen Seite fragt man sich auch, warum die EU-Kommission dann nicht auch gegen Apple ermittelt, schließlich ist iOS noch eine ganze Spur stärker gegen mögliche Konkurrenten abgeschottet im Vergleich zu Android und dem Play Store. Hier kommt wieder der Punkt ins Spiel, dass im Billigbereich der Einsteiger-Smartphones Google ein Quasi-Monopol hat, wo auch Microsoft mit Windows Phone 8.1 beziehungsweise Windows 10 Mobile kaum eine ernsthafte Chance hat.

Würde Apple ein 200 Euro iPhone mit aktueller Technik anbieten, würde die EU-Kommission ihre Ermittlungen und das Verfahren selbst wohl wieder einstellen, da es eine Alternative auf Augenhöhe gibt und kein Quasi-Monopol entsteht. Rein statistisch gesehen sind rund 90 Prozent aller mobilen Geräte in der EU mit Android ausgestattet, so die EU Kommission in einem Factsheet.

Wenn Dienste zu gut sind

Google wiederum hat das Problem, dass die eigenen Dienste für die Masse der Nutzer einfach zu gut sind. Die Strategie zum Beginn von Android war ja, mit deutlich besseren Diensten Nutzer von der Konkurrenz für sich zu gewinnen. Eine Strategie, die sich nun gegen das Unternehmen, Android und dessen Play Store wendet. Ironisch aber eine kaum zu übersehende Tatsache in diesem Fall.

Hier kommt auch wieder der fehlende Wettbewerb durch Konkurrenten ins Spiel, die nicht an prominenter Stelle vorinstalliert sein können. Yandex und Microsoft, um die zwei größten Konkurrenten zu nennen, die neben eigenen Suchmaschinen auch eigene Apps und im Fall von Yandex auch einen eigenen App Store für Android besitzen.

[Quelle: EU Kommission | Google Blog]

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Stefan

Mann mit Bart und Faible für Smartphones und Tablets jeder Plattform, doch eindeutig bekennender Androidliebhaber.

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