Seit Jahren sieht sich Google immer mal wieder dem Vorwurf in Europa ausgesetzt, dass der Konzern mit unlauteren Mitteln seine eigenen Dienste besser in seiner Websuche positioniert als die konkurrierenden Angebote. Die amtierende EU-Kommissarin Margrethe Vestager scheint nun den Schritt zu wagen und ein neues Verfahren zu eröffnen.
Wenn ein Unternehmen enorm erfolgreich ist, dann will man natürlich auch in anderen Bereichen zu einer festen Größe werden. Viele Unternehmen bzw. Konzerne weiten ihre Geschäftsfelder im Laufe der Zeit immer weiter aus, um Investoren mit immer neuen Renditen glücklich zu machen. Google ist da keine Ausnahme, nachdem die Websuche zum fast unangefochtenen Marktführer aufstieg und das Unternehmen immer mehr Dienste vorstellte. Dienste, die auch zum Teil aggressiv beworben werden.
Genau das ist jedoch ins Blickfeld der EU-Kommissarin für Wettbewerb Margrethe Vestagen geraten, welche vermutlich heute ein offizielles Ermittlungsverfahren gegen Google eröffnen könnte (zum Beitrag). Zwar hatte sich der US-Konzern mit ihrem Vorgänger zu kleinen Zugeständnissen einigen können, aber das geht Vestagen nicht weit genug. Angeblich habe sich die Wettbewerbskommission gestern dazu geeinigt, Schritte gegen die Marktdominanz von Google zu unternehmen, deren Ausgang völlig offen ist. Nur so ist bekannt: Das Verfahren könnte das längste und teuerste überhaupt für Google werden. Der Konzern bereitet daher seine Mitarbeiter auf der ganzen Welt darauf vor.
In einem Memo zeigt sich allerdings, dass etliche Angebote von Google bei weitem nicht so dominant sind, wie von der EU-Kommission und deren Vertreter hin und wieder behauptet wird. So zeigen die ermittelten Daten, dass Google Shopping in den wichtigen Märkten Deutschland, Frankreich oder Großbritannien so gut wie keine Rolle spielt, was übrigens auch für Google Travel zutrifft. Von einer dominierenden Stellung bzw. eines Missbrauchs der Anzeige von Suchergebnissen kann da nun kaum die Rede sein.
Interessant ist, dass auch das mobile Betriebssystem Android mit ins Visier der Kartellwächter geraten ist. Ähnlich der Websuche mit ihren 90+ Prozent Marktanteilen ist Android in Europa mit im Schnitt über 65 Prozent das dominierende Betriebssystem und mit einer Vielzahl an Google-Diensten ausgerüstet. Angeblich soll es die Konkurrenz da ungemein schwer haben, überhaupt einen Fuß zu fassen, aber mit einem Vorstoß wie bei Microsoft was die Lizenzierung bei Installation der Microsoft-Dienste betrifft (zum Beitrag), könnte auch das Argument entkräftet werden.
Wobei die Microsoft-Sache eventuell selbst wieder ein Fall für die EU-Kommission sein könnte: Immerhin nutzt der Konzern seine eigenen Dienste als Druckmittel für niedrigere Lizenzgebühren und ob das so Rechtens ist, darf man ein wenig anzweifeln.
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