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Nexus 4 kommt ohne LTE oder „Warum Google auf LTE verzichtet“

Ab 13. November wird das LG Nexus 4 ausgeliefert, bzw. beginnt offiziell der Verkauf über die Hardware-Sparte des  Google Play Store. Keine Frage, das Nexus 4 spielt technisch eindeutig in der Oberliga der Smartphones mit, auch wenn das Top-Smartphone als Vorzeige-Objekt für die Android-Plattform nicht ganz frei von Mängeln ist. Zum Beispiel dem doch etwas niedrigen internen Speicher oder dem fehlenden LTE.

Während der Speicher noch mit den forcieren zur Cloud-Nutzung erklärt werden kann, sieht es bei dem fehlenden LTE wieder etwas anders aus, denn hier ist die Lage doch etwas komplexer. Denn Google’s Philosophie der Offenheit macht nicht vor der Hardware eines Gerätes Halt. Für Google stellt die Nexus-Marke das Flaggschiff für die Android-Plattform dar, was den Hardware-Partnern die Möglichkeiten von Android aufzeigen. Google will dabei die volle Kontrolle über die Software der Geräte behalten, ohne jegliche Einmischung von irgendwelchen Mobilfunkanbietern und genau hier liegt der Hund begraben. Ohne die wie auch immer aussehende Zusammenarbeit mit einem Netzbetreiber kann Google kein LTE anbieten.

Dummerweise müssen zur Nutzung der LTE-Netze von AT&T und Verizon Wireless deren 3G-CDMA-Netz ebenfalls unterstützt werden, was wiederum gegen die Hardware-Offenheit der Google-Philosophie widerspricht. Denn es gibt schlicht und ergreifend kein entsperrtes CDMA-Smartphone bei den beiden größten Netzbetreibern der USA. Hinzu kommt noch, dass AT&Ts LTE-Netz andere Frequenzen nutzt und ein LTE-Smartphone für gerade mal 77 lokale US-Märkte macht wenig Sinn. Selbst Andy Rubin nennt das Fehlen von LTE ein „Taktisches Problem“ und nennt als Gründe unter anderem die Kosten für LTE und den Stromverbrauch, letzteres vor allem aufgrund der Netz-Infrastruktur.

A lot of the networks that have deployed LTE haven’t scaled completely yet — they’re hybrid networks […] which means the devices need both radios built into them. When we did the Galaxy Nexus with LTE we had to do just that, and it just wasn’t a great user experience.

Deutsche Übersetzung:

Ein großer Teil der Netze in denen LTE eingesetzt wird, sind noch nicht komplett skalierbar. Sie sind einfach nur Hybrid-Netze was heißt, dass die entsprechenden Geräte beide Funkempfänger eingebaut haben müssen. Als wir das Galaxy Nexus mit LTE entwickelten mussten wir genau das tun und es war absolut keine schöne Erfahrung.

Angesichts neuer Modelle wie dem iPhone 5 oder dem LG Optimus G mit neueren LTE-Chips und größeren Akkus, schwindet der Fakt mit der fehlenden Akku-Ausdauer zunehmend. Was also bleibt ist die Hardware-Offenheit bzw. die Kontrolle über die Funkempfänger-Software. Zwar bietet beispielsweise Verizon Wireless seit 2008 eine Open Development Initiative für sein LTE-Netz, in der Praxis ist das aber wirkungslos. Zum Beispiel müssen interessierte Firmen die Spezifikationen und den Zertifizierungsprozess von Verizon Wireless akzeptieren. Von dem Testen und der Zertifizierung eines Firmware-Updates ganz zu schweigen.

Erschwerend hinzu kommt die 700-MHz-Frequenz des C-Blocks der FCC hinzu, nur dummerweise überschneidet sich der Frequenzblock mit dem proprietären CDMA-Netz von Verizon Wireless. Während der LTE-C-Block  um die 700 MHz von der FCC (US-amerikanische Behörde für drahtlose Kommunikationsgeräte, vergleichbar mit der Deutschen Bundesnetzagentur) mit der Bedingung der freien und offenen Nutzung versehen wurde, ist es das im 700-MHz-CDMA-Block nicht der Fall. Die LTE-Freiheit ist also praktisch nicht gegeben.

Davon abgesehen ist der LTE-Markt noch nicht so groß als das Google diesen als wirklich wichtig erachten würde. Zudem bedeutet die Unterstützung von LTE in GSM-Netzen einen erheblichen wirtschaftlichen Aufwand, von den vielen LTE-Frequenzen mal ganz abgesehen. Das Alles in Summe reicht für Google aus, um dieses Mal die LTE-Unterstützung beim Nexus 4 wegfallen zulassen. Man will einfach die meisten Netze abdecken, ohne zu großen Aufwand betreiben zu müssen. Außerdem kommt noch hinzu, dass Google mit der Nexus-Marke nie auf den Massenmarkt abzielt, womit potentielle LTE-Nutzer noch weitaus geringer ausfallen würden. Es wäre also ein reinrassiges Verlustgeschäft größeren Ausmaßes.

[Quelle: The Verge]

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Stefan

Mann mit Bart und Faible für Smartphones und Tablets jeder Plattform, doch eindeutig bekennender Androidliebhaber.

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