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[Test] Google Nexus 6: Ist es zu groß – bist Du zu klein!

Google Nexus 6 Test

Das aktuelle Android-Flaggschiff namens Google Nexus 6 stellt in gleich mehrfacher Hinsicht etwas Besonderes dar. Es ist nicht nur das bisher größte Android Smartphone mit dem Nexus-Logo auf dem Rücken, sondern technisch auch eines der konkurrenzfähigsten zu seiner Zeit überhaupt. Dass Größe aber nicht immer alles ist, zeigt unser Test.

Google Nexus 6 TestAndroid findet sich auf einer fast unübersehbar großen Vielzahl an Smartphones wieder, sodass die Auswahl mehr als groß ist. Während der eine Hersteller es mit maximaler Hardware-Power versucht, setzt der andere auf besonders durchdachte Software und ein anderer wiederum auf besonders hohe Wertigkeit. Manchmal findet sich auch eine Mischung aus mehreren dieser Dinge wieder, um ein anziehendes Gesamtpaket zu schaffen. In genau dieser Richtung versucht es Google seit dem Herbst 2014 mit dem Google Nexus 6, welches von Motorola konzipiert und hergestellt wird. Die „6“ im Geräte-Namen ist allerdings nicht zufällig gewählt: Es ist das mittlerweile sechste Nexus-Smartphone (Nexus One, Nexus S, Galaxy Nexus, Nexus 4 und Nexus 5) und es besitzt ein 6 Zoll großes Display. Nur sind das nicht die einzigen Dinge die das Android Phablet – die Bezeichnung Android Smartphone trifft nur noch bedingt zu – auszeichnen.

Mit dem Google Nexus 6 versucht Google wirklich nach Großem zu streben und das nicht nur bei der Größe. Mit einem der schnellsten Prozessoren, richtig großer Auflösung mit richtig dickem Akku, kostet das Android Smartphone allerdings auch entgegen dem bisher gewohntem richtig viel: 599 Euro werden für das kleinste Modell fällig und das ist einer der Hauptgründe für die Kritik an dem Phablet. Überraschend ist dabei die Preisgestaltung schon an sich. Denn entgegen dem Google Nexus 5 kostet das Google Nexus 6 im Google Play Store 50 Euro mehr als im freien Handel. Mit der vorherigen Generation war das noch umgedreht: Da war der Einzelhandel 50 Euro teurer. Abgesehen von diesem merkwürdigen Detail, kann es rein für sich betrachtet an einigen Stellen punkten.

 

 

Technische Daten des Google Nexus 6

Technische Daten

Prozessor

Qualcomm Snapdragon 805 Quad-Core mit 2,7 GHz
GPU: Adreno 420

Betriebssystem

Android 5.0 Lollipop

Interner Speicher

32 oder 64 GB interner Speicher (nicht erweiterbar)

RAM

3 GB

Modellbezeichnung

XT1100 / Nexus 6

Display

5,96 Zoll AMOLED, 2.560 x 1.440 Pixel

Anschlüsse

MicroUSB 2.0, 3,5mm Audio Klinkenanschluss

Sensoren

Accelerometer, Proximity, Gyroskop, Licht, Geo-Magnet

Abmessungen (HxBxT mm)

159,26 x 82,98 x 10,06 mm

Gewicht

184 Gramm

Gehäusematerial

Aluminium, Kunststoff

Kamera

13 Megapixel Kamera mit LED-Blitzlicht,
2,1 Megapixel Frontkamera

Internet

GSM (850/900/1.800/1.900 MHz) + UMTS/HSPA+ (900/2.100 MHz) 42 Mbit/s + LTE (800/1.800/2.600) + Dualband WLAN a/b/g/n/ac

Bluetooth

4.1

Akkutyp

Li-Ion, Fest verbaut

Kapazität

3,7 V/3.220 mAh

Gesprächszeit

Bis zu 24 Std. (3G)

Standby-Zeit

Bis zu 250 Std. (aktiviertes Inaktivitätsdisplay)
Bis zu 330 Std. (deaktiviertes Inaktivitätsdisplay)

Netz

GSM 850/900/1800/1900,
UMTS 900/2100 MHz
LTE 800/1.800/2.600 MHz

Preis

UVP 599,- Euro 32 GB (aktuell ab 589,01 Euro (Weiß), Stand 01/02/15)
UVP 649,- Euro 64 GB (aktuell ab 649,- Euro (beide Farben), Stand 01/02/15)
Besonderheit WiFi Direct, NFC, LTE, Aluminium-Rahmen, Wireless Qi, Multi User

 

Zubehör

Google Nexus 6 Test

Auch wenn das Google Nexus 6 an sich ein riesiges Android Smartphone ist, so kommt der Karton des Gerätes unerwartet klein zu einem nach Hause. Ist allerdings auch kein Wunder: Neben dem Smartphone befindet sich wirklich nur das aller nötigste in der Verpackung. Das besteht aus dem USB-Netzteil, einem USB-Kabel und den gewohnten papiernen Zugaben in Form einer Schnellstartanleitung und den Informationen für einen möglichen Garantiefall. Interessanterweise gibt es nicht einmal ein Kabel-Headset, damit man sich das große Smartphone nicht an das Ohr halten muss zum Telefonieren.

 

Design und Verarbeitung

War man bisher von der Nexus-Familie vor allem handliche Geräte gewöhnt, so stellt das Google Nexus 6 dieses Konzept auf den Kopf. Mit seinem 6 Zoll Display ist es ein echter Gigant unter den Android Smartphones, welches lediglich vom Sony Xperia Z Ultra und dem Samsung Galaxy Mega 6.3 übertrumpft wird. Was sich auf dem nackten Datenblatt nach einem riesigen Koloss anhört, ist in Natura jedoch unerwartet klein. Motorola hat es durch ein recht kompaktes Gehäuse ganz gut geschafft, die abschreckende Größe ein wenig zu verstecken. Das Resultat kann sich wirklich sehen lassen: Trotz größerem Display ist das Google-Phablet nur bedingt größer als ein Samsung Galaxy Note Edge beispielsweise.

Vor allem die Display-Einfassung ober- und unterhalb wirkt optisch sehr schmal, was in gewisser Weise auch der Größe des Google Nexus 6 an sich geschuldet ist. Lediglich die obere Gehäusehälfte ist sichtlich größer, was vermutlich an dem Mehr an Technik liegen dürfte. Immerhin befindet sich neben dem einen Teil der Stereo-Lautsprecher noch eine Frontkamera oberhalb des Displays, sowie die beiden Sensoren für die Helligkeit und Annäherung an das Gerät. Und wie bereits angesprochen sitzt unterhalb des riesigen Displays ein weiterer Lautsprecher. Dieser ist im Gegensatz zum Motorola Moto X (2nd Gen.) nicht nur Zierde: Er gibt tatsächlich Töne von sich. Der Zierstreifen der beiden Lautsprecher ragt zudem etwas aus dem Gehäuse heraus, was eine wirklich nützliche Begleiterscheinung mit sich bringt. Legt man das Google Nexus 6 irgendwo auf die Front, dann wird das Display nicht beschädigt, da es mit dem Displayglas nicht direkt auf dieser Oberfläche aufliegt.

Auf der Rückseite des Android Phablets findet sich dasselbe Prinzip wieder, um die zumeist empfindliche Glas-Abdeckung der Kamera-Linse zu schützen. Der transparente Kunststoff-Ring um die Linse herum ist leicht erhaben, was besagte Glas-Abdeckung recht zuverlässig vor Kratzern schützt. In dem Ring selbst sind links und rechts zwei kleine LEDs eingelassen, um Nachtaufnahmen besser ausleuchten zu können. Spätestens auf der Rückseite erkennt man zudem, von wem das Google Nexus 6 hergestellt wird. Neben dem nicht zu übersehenden Nexus-Logo, dass sich quasi längs der Rückseite entlang zieht, ist das Motorola-Logo zwischen Nexus-Schriftzug und der Kamera zu sehen. Dieses besitzt eine leichte Vertiefung und laut dem ehemaligen Motorola-CEO Dennis Woodside, sollte da mal ein Fingerabdruck-Sensor seinen Platz finden (zum Beitrag). Die Rückseite selbst ist aus einem mattierten Kunststoff gefertigt und fühlt sich haptisch äußerst hochwertig an.

Ebenso hochwertig geht bei dem Rahmen des Motorola Nexus 6 weiter und hier zeigt sich die Verwandtschaft zum aktuellen Motorola Moto X (2nd Gen.): Dieser besteht aus Aluminium, zieht sich um das gesamte Google-Phablet herum. Damit wirkt das Android Phablet wie eine zu groß geratene Variante des Motorola-Flaggschiffs. Lediglich an den Ecken ist der Rahmen mit Kunststoff-Einsätzen durchbrochen, um ein Überbrücken des als Antenne genutzten Aluminium-Rahmens zu vermeiden. Durch die symmetrische Anordnung kann man diese Einsätze fast schon als eine Art Stil-Element denn nötige Konstruktionsbedingte Sache betrachten. Schaut man sich das Google Smartphone von oben her an, dann fällt die gewölbte Rückseite auf, an deren Enden jeweils die Kopfhörer-Buchse und der MicroUSB-Port sitzen.

In dem Rahmen selbst befindet sich auf der Stirnseite mittig positioniert wie bereits erwähnt die 3,5 mm Audioklinke, welche linkerhand vom SIM-Slot-Tray flankiert wird. Für das Google Nexus 6 wird übrigens eine Nano-SIM benötigt. Während die linke Seite des Rahmen ohne Tasten und dergleichen auskommt, befinden sich die Power-Taste und Lautstärke-Wippe auf der rechten Seite. Beide Tasten sind sehr gut im Rahmen integriert und unterschiedlich in ihrer Oberfläche. Während die Lautstärke-Wippe gänzlich glatt daher kommt, ist die Power-Taste leicht geriffelt. Dadurch kann man sie bestens auch blind auseinander halten. Allerdings hätte der Druckpunkt wirklich etwas fester und direkter sein können.

Betrachtet man das Gehäuse des Google Nexus 6 im Gesamten, dann ist das aktuelle Google-Smartphone unverkennbar im Premiumbereich angesiedelt. Zumal die Rückseite leicht gewölbt ist, womit es sehr angenehm in der Hand liegt. Zwar lassen sich die Hardware-Tasten auch einhändig erreichen, aber trotzdem fühlt man sich einfach sicherer, wenn man es in beiden Händen festhält. Die Größe des Gerätes fordert einfach ihren Tribut und ein 600-Euro-Smartphone lässt man nicht gerne herunter fallen.

 

Display

https://play.google.com/store/devices/details?id=nexus_6_blue_32gb

Verantwortlich für die Größe ist das zur Hälfte namensgebende Display mit einer Diagonale von 6 Zoll. Zwar sind es genau genommen 5,96 Zoll laut der Produktseite im Google Play Store, aber allgemein wird eben von besagten 6 Zoll gesprochen. Google-Partner Motorola setzt dabei wie bei seinem eigenen Flaggschiff auf ein AMOLED-Panel, allerdings mit der deutlich schärferen Auflösung von 2.560 x 1.440 Pixel. Das resultiert in einer sehr hohen Pixeldichte von 493 PPI, womit die Darstellung sehr fein, Schriften äußerst scharf und Übergänge bei entsprechend hohem Bild-Material einfach nur toll aussieht. Die hohe Auflösung bietet zudem die Möglichkeit für Motorola die Pentile-Matrix des AMOLED-Panels geschickt zu kaschieren.

Wie man es von einem AMOLED-Display erwartet sind die Blickwinkel sehr groß und auch Farben werden sehr kräftig und intensiv dargestellt. Für manchen fast schon zu kräftig. An einer Sache kränkelt das Google Nexus 6 aber ganz besonders und das ist die maximale Helligkeit des Gerätes. Gerade im Vergleich zum Samsung Galaxy Note 4 (zum Test) wird ersichtlich, dass Motorola anscheinend auf die letzte Generation der AMOLED-Panels setzt, welche noch nicht so hell strahlen wie bei Samsungs aktuellem Phablet. Gerade im Einsatz unter freiem Himmel bei strahlender Sonne bekommt so Probleme die Inhalte zu erkennen.

So ein AMOLED-Display hat allerdings auch seine unbestreitbaren Vorzüge, was Motorola bzw. Google geschickt mit der Funktion namens Active Display ausnutzen. Dabei werden eingehende Benachrichtigungen anstelle einer Status-LED auf dem Display angezeigt und das mit weißen Pixeln. Denn im Gegensatz zu einem klassischen LC-Display verbraucht ein AMOLED-Panel bei schwarzen Pixeln keine Energie: Die Hintergrundbeleuchtung wird bei schwarzen Pixeln einfach deaktiviert und verbraucht in diesen Bereichen somit keinerlei Energie.

 

CPU und GPU

https://play.google.com/store/devices/details?id=nexus_6_blue_32gb

Neben einem riesigen Display mit der höchsten derzeit genutzten Auflösung in einem Android Smartphone, setzt das Google Nexus 6 zusätzlich auf einen der derzeit stärksten erhältlichen Prozessoren: Einen Snapdragon 805 von Qualcomm. Dieser ist der letzte 32-Bit Prozessor von Qualcomm was eigentlich ein bisschen schade ist. Android 5.0 Lollipop unterstützt bekanntlich schon von Haus aus die 64-Bit Technologie und da wäre ein entsprechender Prozessor bestens geeignet gewesen. Man muss Google bzw. Motorola in diesem Punkt jedoch zugute halten, dass es für Smartphones einfach nicht einen solchen Highend-Prozessor mit 64-Bit gab. Der Snapdragon 810 war Anfang November 2014 noch nicht verfügbar, der Exynos 5433 exklusiv von Samsung in Verwendung und der Tegra K1 Denver Dual-Core ist für Tablets bestimmt.

Aber nichts desto trotz treibt der verbaute Snapdragon 805 das Google Nexus 6 zu wahren Höchstleistungen an. Es ruckelt einfach absolut nichts auf dem Gerät, nicht einmal heftiges Multitasking mit Dutzenden im Hintergrund laufenden Apps bringt das Google-Phablet auch nur annähernd in die Knie. Kein Wunder, dass der AnTuTu Benchmark eine Bestmarke von 52.753 Punkten hervor bringt, bei einer maximalen Taktfrequenz von 2,7 GHz. Performance-Probleme gibt es mit diesem Prozessor und den verbauten 3 GB RAM so gut wie in keiner einzigen Situation. Trotz der deutlich gesteigerten Dichte an Übergangsanimationen, Effekten und der immens hohen Auflösung kommt das Nexus-Phablet nur schwerlich ins Schwitzen.

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Das gilt auch für den Grafikchip. Dieser ist eine Adreno 420, rechnet mit gut 600 MHz und stellt trotz der enormen Quad HD Auflösung so ziemlich jedes anspruchsvolle Spiel flüssig dar. Egal ob Real Racing 3, Dead Trigger 2, Deus Ex The Fall oder ein GTA San Andreas: Das Spielgeschehen läuft richtig flüssig über das Display, dass es eine wahre Freude ist damit zu spielen.

 

Akku

Google Nexus 6 Test

Da bereits im Bereich Größe, Display und Prozessor ein enormer Sprung nach vorne gemacht wurde, muss natürlich auch der Akku entsprechend groß ausfallen. Mit 3.220 mAh ist er es definitiv und erweckt bereits den Anflug einer großen Ausdauer. Im Vergleich zu anderen aktuellen Smartphones ist das mit gut 7 Stunden und 23 Minuten Dauerwiedergabe bei Filmen auch durchaus der Fall, ebenso mit etwas über 5 Stunden Screen-On-Zeiten. Allerdings zeigen kleinere Android Smartphones mit zum Teil etwas kleineren Akkus ähnliche Werte – siehe Sony Xperia Z3 (zum Test) – oder ähnlich große Modelle noch ein paar Stündchen mehr. Angesichts von Googles Versprechen was Project Volta betrifft (zum Beitrag), sind das eher durchschnittliche Werte und man erhoffte sich aufgrund von besagtem Project Volta einiges mehr an Ausdauer. Für sich genommen reicht der Akku zwar überwiegend locker durch einen größeren Arbeitstag und ein bisschen darüber hinaus. Aber schaut man sich andere Phablet-Modelle an, dann wirkt die Ausdauer des Google Nexus 6 regelrecht ernüchternd.

Ganz neu bei Google ist mit Android 5.0 Lollipop ein Energiespar-Modus, womit zum Ende des Tages hin noch ein bisschen mehr aus dem Akku herausgeholt werden soll. Etwas merkwürdig ist die Tatsache, dass sich dieser Modus durch knallig Orange-farbige Elemente zeigt und zwar wirklich etwas bringt, aber nicht allzu viel. Da muss Google an der Sache selbst noch einiges an Optimierungsarbeit investieren, um die versprochenen bis z 30 Prozent mehr Akkulaufzeit herauszuholen. Rein für die Phablet-Klasse betrachtet, ist die Ausdauer nicht gerade überragend. Dafür kann das Google Nexus 6 mit der Wireless Qi Technologie punkten, womit sich das Android Smartphone drahtlos aufladen lässt. Mit dem im Lieferumfang enthaltenen Schnelllade-Gerät ist innerhalb von 15 Minuten wieder soviel Energie im Akku gespeichert, dass man das Gerät für weitere 6 Stunden Dauertelefonierens nutzen kann.

 

Konnektivität

Google Nexus 6 Test

Das Google und Motorola mit dem Google Nexus 6 auf die neuste Technik setzen, zeigt sich auch im Bereich der mobilen Kommunikation. Nahezu alles was derzeit möglich ist, wird auch genutzt. Egal ob das neue Bluetooth 4.1 mit enormen Verbesserungen im Bereich der Entstörung von Signalen, dem super-schnellen WLAN-ac mit theoretisch bis zu 1,3 Gbit/Sekunde oder auch NFC und LTE Cat6 mit bis zu 300 Mbit/Sekunde: Das Google-Phablet schöpft wirklich aus den Vollen.

Eine gute Figur macht das Google-Phablet bei Telefonaten: Beide Gesprächspartner sind klar zu verstehen und störende Hintergrundgeräusche werden effektiv herausgefiltert. Nur eine Sache stört etwas und das ist eine vergleichsweise niedrige Maximal-Lautstärke was Telefonate betrifft. Andere Android Smartphones sind zum Teil signifikant lauter, was vor allem in Geräusch-starken Situationen von Vorteil ist. Mit diesem kleinen Manko kann man sich allerdings bestens arrangieren, indem man auf ein Bluetooth- oder Kabel-Headset mit entsprechender Maximal-Lautstärke zurückgreift.

 

Kamera

Google Nexus 6 Test

Verglichen mit dem von LG gefertigten Google Nexus 5 macht das von Motorola hergestellte Google Nexus 6 einen enormen Sprung bei der Kamera. Noch nie sahen Fotos von einem Nexus-Smartphone dermaßen gut aus im Vergleich zur jeweils aktuellen Konkurrenz. Der verbaute 13 Megapixel Sensor mit einer Blende von f/2.0 macht seine Arbeit mehr als ordentlich und taugt problemlos für einen schnellen Schnappschuss mit richtig guter Qualität. Das liegt nicht zuletzt am sichtlich schneller arbeitenden Autofokus.

Nüchtern betrachtet ist die Bildschärfe deutlich besser im Vergleich zum Google Nexus 5. Neben der durchgängig hohen Bildschärfe auch zu den Rändern hin, können Fotos mit natürlichen Farben punkten. Manchmal tendieren die Aufnahmen jedoch zu etwas kräftigeren Farben. Das Bildrauschen hat deutlich abgenommen, insbesondere bei großflächigen hellen und dunklen Bereichen. Das gilt übrigens auch für Aufnahmen bei weniger gutem Licht: Die hohe Blende und der schnellere Autofokus leisten hier ordentliche Arbeit.

Wie immer darf man sich bei uns selbst von der Bildqualität einen Eindruck verschaffen mit Vergleichsfotos zur Sony Smart Shot QX10, einer Canon EOS D600 und dem etwas kleineren aber ziemlich identischen Motorola Moto X (2nd Gen.).

Neu hinzugekommen sind bei der Google Kamera App für das Google Nexus 6 die Möglichkeit, Videos in 4K Auflösung aufzunehmen. Diese liegen in der UHD-Auflösung von 3.840 x 2.160 vor und bieten ein gutes Bild mit hoher Schärfe und wenig Tearing-Artefakten bei schnelleren Schwenks. In FullHD-Qualität nimmt das Android Phablet leider nur mit maximal 30 Frames pro Sekunde auf, was man leider manchmal auch sieht. FullHD-Videos von der Konkurrenz mit 60 Frames/Sekunde sehen einfach besser aus.

Sehr spartanisch gibt sich die Kamera-App, welche natürlich von Google kommt. Mehr als einen Auslöser, Fokussierung mit einem Fingertappser auf das zu fotografierende Objekt und einem Button für die wichtigsten Einstellungen für die aktuelle Aufnahme gibt es nicht. Will man mit einem anderen Modi aufnehmen – Photo Sphere, Panorama, Fokuseffekt, Kamera und Video werden unterstützt – muss man das Menü oder Wischgeste von links nach rechts hereinziehen. In der entgegen gesetzten Richtung öffnet sich die Galerie. Die Größe von Fotos und Videos lässt sich nur einstellen, wenn man die Modus-Übersicht öffnet und auf das Zahnrad-Symbol tippt.

 

Multimedia

Google Nexus 6 TestWährend das Google Nexus 5 noch mit 16 oder 32 GB internem Speicher ausgeliefert wurde und dafür von manchen etwas kritisiert wurde, dürfte das Google Nexus 6 wesentlich besser aufgenommen werden. Das kleinste Modell bietet ab Werk 32 GB internen Speicher, während das größere Modell mit ganzen 64 GB internen Speicher daher kommt. Im Fall der kleineren Variante sind von den 32 GB immerhin ganze 25,31 GB verfügbar sind. Einiges an Platz somit für Apps, Musik und Fotos/Videos der 13 Megapixel Kamera. Wie bei der Nexus-Familie üblich lässt sich der interne Speicher nicht per MicroSD erweitern und auch externe USB-Geräte wie Speichersticks sind mangels offiziellem USB OTG nicht nutzbar.

Eine wirklich willkommene Neuerung bei einem für Medien tauglichen Smartphone ist die Verwendung von Stereo-Lautsprechern und das auf der Frontseite. Wie bereits erwähnt dienen sie bis zu einem gewissen Grad durch ihre Konstruktion mit dem Zierstreifen aus Kunststoff als Schutz für das Displayglas wenn man das Google Nexus 6 mal mit der Displayseite auf einen Tisch legen will. Dass sie aber auch einen mehr als akzeptablen Sound liefern ist die andere Sache. Sicherlich, die BoomSound-Lautsprecher von HTC sind auch weiterhin das Maß aller (Audio)Dinge bei Smartphones, aber das Google-Phablet legt in diesem Bereich dennoch enorm zu. Man kann es wirklich als mobile Jukebox nutzen und für Videos ohne Kopfhörer.

Ähnliches ist durch die hohe Auflösung und dem sehr flotten Prozessor bei Videos der Fall. FullHD Filme sehen einfach nur grandios aus und auch 2K-Inhalte werden flüssig wiedergegeben. Allerdings sollte man sich mit einem Videoplayer von einem Drittanbieter anfreunden, welcher mehr Video-Codecs unterstützt wie zum Beispiel das verbreitete MKV-Format. Der MX-Player bietet sich als kostenlose Variante dafür an.

 

Software

Wie es sich für ein Nexus-Gerät gehört, kommt auf dem Google Nexus 6 das neuste Android 5.0 Lollipop zum Einsatz. Interessanterweise ist das zum Testzeitpunkt das erste kleinere Update in Form von Android 5.0.1 Lollipop und nicht das für die Nexus-Tablets verfügbare Android 5.0.2 Lollipop. Letzteres ist sowieso hauptsächlich gegen Probleme von langsamen Flash-Speichern gedacht und davon ist das Google-Phablet keinesfalls betroffen. Im Gegenteil: Die Bedienung ist dermaßen flüssig trotz erheblich mehr Animationen als bei früheren Android-Versionen, dass die Benutzung einfach nur Spaß macht. Die Nexus-typisch nackte Oberfläche trägt da ihren Teil bei.

Ein Teil der Nexus-Philosophie ist zudem der Verzicht auf viele vorinstallierte Apps. Lediglich die volle Breitseite an Google-Apps ist auf dem Android Smartphone vorinstalliert, inklusive der Google Drive Suite bestehend aus dem Drive-Client, Google Docs, Tabellen, Präsentationen und Notizen. Dem gesellen sich die Medien-Apps Play Music, Play Filme, Play Bücher, Play Kiosk und natürlich YouTube hinzu. Komplettiert wird die Auswahl mit dem Chrome Browser, Google Maps, Google Fit, Gmail, dem Google Kalender, Google Earth und dem Google Play Store. Ansonsten findet man wirklich keinerlei unnötigen Apps vor. Das sich so wenige Apps äußerst positiv in der Performance niederschlagen hat zu der stetig steigenden Beliebtheit von purem Android beigetragen.

Trotzdem hätte Google ruhig ein paar Funktionen einbauen können, die von dem deutlich größeren Display auch wirklich Gebrauch machen können. Samsung beispielsweise setzt mit Multi Window auf die Darstellung von zwei Apps gleichzeitig und auch Sony sowie LG versuchen sich mit schwebenden Apps an einem Mehrwert für ein größeres Display. Insofern ist das Google Nexus 6 einfach nur ein riesiges Android Smartphone, welches in dieser Form auch mit einem 5 Zoll Display bestens funktionieren würde. Einzige Anpassung die auffällt ist der Homescreen, wo nun fünf Reihen und Spalten möglich sind, anstelle eines 4×4 Rasters. Der App Drawer im Karten-basierten Design bietet sogar ein 6×4 Raster, was entsprechend mehr Apps auf einen Blick unterbringt.

Als Homescreen kommt wie nicht anders zu erwarten der Google Now Launcher zum Einsatz, der bei aktiviertem Google Now auf der äußersten linken Seite die Now-Karten anzeigt. Durch diese kann wie gewohnt durchscrollen, einzelne Karten löschen und Inhalte aufrufen. Eine praktische Sache, wenn man Google Now intensiv nutzt und möglichst schnell darauf Zugriff haben will. Das Google Nexus 6 unterstützt sogar das Aufrufen der Google-Now-Suche mit dem Sprachbefehl „Ok Google“ und das aus jedem Bildschirm und aus sogar aus dem Standby heraus. Die Funktion muss manuell aktiviert, die Offline-Sprachdaten heruntergeladen und die Stimme kurz antrainiert werden.

Etwas ungewohnt zu Beginn ist die neue Benachrichtigungsleiste von Android 5.0 Lollipop. Deren Bedienung ist etwas anders als es noch bis Android 4.4 KitKat der Fall war: Zieht man sie herunter, werden lediglich aktuelle Benachrichtigungen in Karten-Form dargestellt und mit einer weiteren Wischgeste werden die Schnelleinstellungen geöffnet. Mit einem Wisch die Schnelleinstellungen zu öffnen ist nicht vorgesehen, was gerade für das schnelle ein- oder ausschalten von WLAN, Bluetooth und so weiter eher suboptimal ist. Neu ist zudem, dass man zu den Einstellungen von WLAN und Bluetooth nicht mit dem Gedrückthalten des jeweiligen Icons kommt: Der Zugriff erfolgt über den Text darunter. Die Icons selbst sind lediglich Schalter. Positiv zu nennen ist der nun standardmäßig vorhandene Schalter für die Taschenlampe und das sofortige Übertragen des Bildschirminhaltes an einen verfügbaren Chromecast HDMI-Stick.

Neu mit Android 5.0 Lollipop ist, dass nun auch Smartphones offiziell mehrere Nutzerkonten unterstützen. Über das kleine Icon in der rechten oberen Ecke der herausziehbaren Benachrichtungsleiste gelangt man zur Übersicht der verfügbaren Konten: Hier kann man zwischen dem Hauptnutzer, Zweitnutzer und einem Gastkonto wechseln. Letzterer sieht nur die vorinstallierten Google-Apps, kann je nach Einstellungen Telefonate führen und bekommt die von anderen Nutzern gespeicherten Inhalte nicht zu sehen. Dasselbe gilt für weitere reguläre Nutzerkonten, welche ihre eigenen Google-Accounts inklusive getrenntem Zugriff auf den Google Play Store nutzen können. Zusätzliche Nutzerkonten können im Gegensatz zum Gast-Zugang jedoch auch SMS empfangen.

Eine weitere Sache darf man an dieser Stelle nicht vergessen, was mit Android 5.0 Lollipop neu hinzugekommen ist: Der interne Speicher des Google Nexus 6 ist ab Werk bereits verschlüsselt. Damit will Google die Sicherheit von Android im Allgemeinen stark erhöhen, um diese bei einem Verlust des Gerätes vor dem Auslesen Dritter möglichst gut schützen zu können.

 

Fazit zum Google Nexus 6

Google Nexus 6 Test

Mit einem 6 Zoll Display ist das Google Nexus 6 alles andere als Taschen tauglich und nicht selten hört der Besitzer beim Smartphone-Vergleich die Worte: Boah, ist das Teil riesig.  Dann bleibt einem nichts anderes übrig als die Trümpfe auszuspielen, die da unter anderem eine tolle Kamera wären, die hervorragende Fotos für ein Google Entwickler Smartphone produziert oder die Quad-HD-Auflösung des gestochen scharfen und brillianten AMOLED Displays aus Corning Gorilla Glass 3, sowie die Stereo-Frontlautsprecher und – ja und – der äußerst potente Snapdragon 805 Prozessor aus dem ehrenwerten Hause Qualcomm.
Nicht vergessen wollen wir das ausbalancierte haptische Erlebnis aus einer Aluminium und Kunststoffmischung, die dem Nexus 6, wie schon seinem kleineren Bruder dem Motorola Moto X 2nd Generation, ein besonders wertiges Gefühl vermitteln.

Trotzdem werden sich die meisten aufgrund der puren Größe und dem ungewohnt hohen Preis von 599 Euro aufwärts, das Gerät nicht weiter anschauen. Auch der wirklich fehlende Mehrwert des 6 Zoll großen Displays mit speziell angepassten Apps oder Funktionen setzt dem ansonsten hervorragenden Smartphone schwer zu. Zumindest wenn man sich ähnlich teure Geräte wie das Samsung Galaxy Note 4 oder HUAWEI Ascend Mate 7 anschaut. Zudem könnte die Ausdauer angesichts eines sehr großen 3.220 mAh starken Akkus deutlich besser ausfallen. So bleibt nur zu sagen, dass sich Google erfolgreich in das Premium-Segment begeben hat, aber angesichts eines Preises von 600 Euro und mehr – insgesamt zu wenig bieten kann, um diesen Preis tatsächlich zu rechtfertigen. Für 100 bis 150 Euro weniger hätte es zu einem echten Geheimtipp der Android-Smartphones schlechthin werden können. So wie man es aller Wahrscheinlichkeit nach von den letzten beiden Nexus Smartphones gewohnt war. Allerdings zog hier auch LG als preisgünstiger Hersteller die Fäden hinter den Kulissen.

google_nexus_6_testurteil_android_tv

Wertung
Geschwindigkeit 5/5
Display 5/5
Funktionalität 5/5
Verarbeitung 5/5
Preis 3/5

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Stefan

Mann mit Bart und Faible für Smartphones und Tablets jeder Plattform, doch eindeutig bekennender Androidliebhaber.

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