[Test] LG G Watch R – Die runde Android Wear SmartWatch zur richtigen Zeit!
LG ist zusammen mit Samsung der erste Hersteller gewesen, der mit der LG G Watch und der Samsung Gear Live, gemeinsam mit der damals noch nagelneuen Plattform Android Wear vorstellte und diese dann auch in dem Google Play Store zum Kauf angeboten hat. Während Motorola sich mit der Moto 360 für eine Uhr im klassischen Stil und rundem Display entschied, hatte sich LG mit der G Watch für ein Modell mit quadratischem Display entschieden. Nur ein halbes Jahr später ist mit der LG G Watch R bereits die zweite Uhr zu haben, aber diese entscheidet sich doch deutlich durch ein kreisrundes Display und eine hochwertigere Verarbeitung. Unser Test soll nun klären, ob der südkoreanische Hersteller mit der LG G Watch R innerhalb kürzester Zeit eine würdige Konkurrenz zur Motorola Moto 360 auf den Markt gebracht hat.
Denn alleine durch das Design der Android Wear SmartWatch drängt sich der Vergleich zur Uhr aus dem Hause Motorola regelrecht auf, da beide Android Wear Geräte sich dem klassischen Uhren-Design verschrieben haben. Sprich, beide SmartWatches besitzen ein rundes Display, welches auch entsprechende WatchFaces mit Zeigern und Chronographen ermöglichen. Das go2android Developer Team hat – wie auf dem Foto im übrigen auch – schon einiges an WatchFaces im Smatwatch App-Store zum Download bereitgestellt.
Im Idealfall sollte bei den smarten Uhren nicht zu erkennen sein, dass es sich nicht um eine analoge Uhr handelt. Die LG G Watch R kann dieses Versprechen sogar wirklich halten: Sie hat keinen schwarzen Balken der stören könnte und auch die Lünette könnte von einer echten Uhr stammen. Allein deshalb ist sie beliebter bei den potentiellen Käufern, im Vergleich zur Motorola Moto 360, in der Welt von Android Wear.
LG G Watch R
Lange galt die Motorola Moto 360 als DIE Android Wear SmartWatch schlechthin (zum ausführlichen Testbericht), bis LG zur IFA 2014 Anfang September seine zweite smarte Uhr vorstellte. Anhand eines Teasers und einer darin angedeuteten Uhr war bereits Tage zuvor bekannt: Auch die Südkoreaner wollen eine Uhr mit rundem Display auf den Markt bringen. Ein paar Tage vor der Eröffnung der Messe für Consumer Electronic war es schließlich soweit und die LG G Watch R wurde per Pressemitteilung offiziell vorgestellt. Klar dass wir sofort eine der begehrten Uhren so schnell wie möglich in die Finger bekommen wollten, aber wie jeder andere mussten auch wir auf die IFA 2014 warten, bevor wir sie selbst mal in die Hand nehmen konnten.
Nun ist die LG G Watch R seit etwas mehr als 14 Tage in der android tv Redaktion, sodass wir uns zu einem ausführlichen Testbericht des Motorola Moto 360 Herausforderers aus Südkorea haben hinreißen lassen.
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Erste Kritik
LG will mit seiner zweiten Android Wear Uhr – namens LG G Watch R – im Premium-Bereich mitspielen, was der Hersteller durch eine hervorragende Verarbeitung und Verwendung von hochwertige Materialien unter Beweis stellt. Doch bei einem zweiten Blick gibt es auch Grund zur Kritik: Zwar lässt sich die Haptik durch ein Aluminium-Gehäuse mit Lederarmband als wirklich gelungen bezeichnen, aber unverständlich ist an dieser Stelle, wieso die Unterseite des Gehäuses aus Kunststoff und nicht ebenfalls aus Metall ist. Ein Umstand, den „echte“ analoge Uhren nicht haben.
Und noch etwas unterscheidet die LG G Watch R eher im negativen Sinne von ihrer Kontrahentin: Durch die sehr breite Lünette – das ist der „Rahmen“ mit der Minutenanzeige um das Display herum – wirkt die smarte LG-Uhr um einiges wuchtiger am Handgelenk und macht sich weniger gut an zierlichen Handgelenken. Auch ist der Uhren-Korpus technisch bedingt nicht gerade als flach zu bezeichnen, wodurch die LG G Watch R zusätzlich „aufträgt“. Dafür stimmen aber die inneren Werte und die Leistung der Uhr, was ja bekanntlich bei der Motorola Moto 360 nicht unbedingt der Fall war.
Design
Überhaupt sind beide Uhren trotz etlicher Gemeinsamkeiten kaum unterschiedlicher. Während die Moto 360 mit ihrem Metall-Gehäuse und dem flachen Rahmen es eher mit einem sehr edlen und nüchternen Design versucht, ist die LG G Watch R durch die matte Farbgebung und dem breiten Rand deutlich sportlicher in ihrer Erscheinung. Damit dürfte sich die LG-SmartWatch eher an Jugendliche und Junggebliebene richten, die weniger auf ein elegantes Äußeres setzen müssen beziehungsweise wollen. Man könnte sie fast mit einer G-Shock von Casio vergleichen, nur eben mit Android Wear als Betriebssystem.
Dennoch ist die LG Watch R wie schon erwähnt im Premium-Bereich zu Hause und das unterstreicht der Hersteller mit einem wirklich sehr leichten Gehäuse aus Metall. Das wird vor allem dann sichtbar, wenn sich die ersten Kratzer auf dem Uhren-Gehäuse wiederfinden und den metallischen Korpus hervorglitzern lassen.
Um die hohe Wertigkeit zu unterstreichen, setzt LG auf ein hochwertiges Lederarmband aus der Fertigung von Eichmüller. Dieses lässt sich entgegen der Moto 360 gegen jedes andere 22mm Standard-Armband wechseln. Das Armband der LG g Watch R sieht um Welten besser aus als ein Armband aus Kunststoff oder Kautschuk, wie es bei der ersten LG G Watch noch zum Einsatz kam. Allerdings darf man das auch von einer Uhr wie der LG G Watch R erwarten, wenn sie bewusst in der Premium-Klasse mitspielen soll.
Kunststoff kommt bei der zweiten Android-Wear-Uhr von LG übrigens dennoch zum Einsatz und das – wie schon erwähnt – auf der Unterseite des Gehäuses. Warum das so ist wird wohl nur LG beantworten können, denn an den magnetischen Pogo-Pins zum Aufladen oder dem Sensor zum Messen des Pulses dürfte das wohl kaum liegen. Vielleicht hat es ja etwas mit der nicht vermeidbaren Schweißbildung während des Tragens zu tun, was für gewöhnlich bei Metall zur Korrosion führt. Dennoch fühlt sich der Kunststoff nicht billig an und passt somit zur Gesamterscheinung eines Premium-Produktes. Nur hätte ein metallischer Boden das Gesamtbild abgerundet.
Display
Eines der Highlights der LG G Watch R ist jedoch das Display, womit sich LG definitiv zur führenden Kraft im Android-Wear-Bereich katapultiert. Während bei der LG G Watch noch ein quadratisches LC-Display mit 280 x 280 Pixel zum Einsatz kam, setzt LG nun auf ein kreisrundes P-OLED-Display aus eigener Entwicklung und Produktion, was der LG G Watch R wirklich gut zu Gesicht steht. Durch die Bauart bedingt kann man schlecht von 320 x 320 Pixel sprechen, da wäre die Angabe von 320 Pixel im Durchmesser schon etwas zutreffender. Die Größe beträgt übrigens „nur“ 1,3 Zoll im Durchmesser, womit es bei quasi identischer Auflösung um 0,2 Zoll kleiner ist, als das 1,5 Zoll große Display der Motorola Moto 360.
Trotzdem ist die Darstellung sichtlich besser, unabhängig von der zwangsläufig größeren Pixeldichte und das liegt an der genutzten OLED-Technologie. Da die Pixel bei dunkleren Inhalten weniger Licht als Hintergrundbeleuchtung brauchen, sind Pixel bei Schwarz wirklich aus und das Schwarz ist ein richtig kräftiges und echtes Schwarz. Aber auch Kontraste und Farben allgemein werden deutlich besser wiedergegeben, als es beispielsweise bei dem IPS-Display der LG G Watch der Fall ist. Selbst die Helligkeit ist deutlich größer auf der höchsten Helligkeitsstufe 6 – die nebenbei bemerkt bei der Moto 360 nur bis 5 geht. Das macht vor allem den Einsatz im Freien und vollem Sonnenlicht zu einem größeren Vergnügen, da Inhalte besser abzulesen sind.
Leider könnte man fast sagen, fehlt der LG G Watch R der Helligkeitssensor der Motorola Moto 360. Dadurch ist man fast gezwungen, immer wieder die Helligkeit manuell nach zu justieren, da das Display entweder mal zu hell oder mal zu dunkel ist. Kleine Apps wie der Android Wear Mini Launcher leisten da mit ihrem Schnellzugriff per Wischgeste auf einen Helligkeitsregler wahre Wunder.
Android Wear
Der eigentliche Sinn einer SmartWatch liegt jedoch darin, als erweitertes Display für ein verbundenes Smartphone oder Tablet zu fungieren. Im Fall der LG G Watch R ist das natürlich Android Wear von Google, welches wie der Name schon sagt auf dem Android-Quellcode basiert. Allerdings hat Google diesen in seinen Funktionen ein wenig zurechtgestutzt und die Oberfläche für smarte Uhren angepasst. Das Interface selbst basiert dabei auf einem Karten-System, in welchem alle Arten von Informationen angezeigt werden. Für einen genaueren Blick auf das Betriebssystem für smarte Uhren aus dem Hause Google lohnt sich jedoch unser Artikel mit einem umfangreicheren Überblick zu Android Wear selbst.
Android Wear: Was ist das und wie funktioniert es?
Ausdauer
Was bei einer smarten Uhr ganz besonders wichtig ist und wo die Pebble (zum Test) als erste richtig erfolgreiche SmartWatch, die bis heute ungeschlagene Messlatte gelegt hat, ist die Ausdauer der Uhr mit nur einer Akkuladung. Hier kann man sagen, dass LG mit der LG G Watch R sehr zu unserer Freude seine Hausaufgaben gemacht hat. Während man mit der LG G Watch noch Mühe hatte mehr als einen bis maximal eineinhalb Tagen zurecht zu kommen, schafft die LG G Watch R locker zwei Tage und das bei dauerhaft eingeschaltetem Display. Und das bei einem mit 410 anstelle von 400 mAh nur sehr geringfügig größerem Akku.
Die deutlich bessere Ausdauer ist eindeutig auf das P-OLED-Display zurückzuführen, was wie gesagt bei dunklen Inhalten deutlich Energie-effizienter arbeitet und ein Display ist nun mal der mit Abstand größte Energiefresser mobiler Geräte.
Aufgeladen wird die LG G Watch R wie ihr Vorgänger über magnetische Pogo-Pins auf einer entsprechenden Ladeschale. Das setzt natürlich bei schwindender Akkukapazität das Mitführen der Ladeschale voraus, wohingegen die Moto 360 mit ihrer kontaklosen Qi-Technologie, sich unter Umständen auch von Drittanbieter-Ladestationen mit Energie versorgen kann.
Technische Daten der LG G Watch RBluetooth
Technische Daten |
|
Prozessor |
Snapdragon 400 Quad-Core, 1,2 GHz |
Betriebssystem |
Android Wear 4.4W.2 |
Interner Speicher |
4 GB |
RAM |
512 MB |
Display |
1,3 P-OLED mit 320 x 320 Pixel (245 ppi) |
Sensoren |
Accelerometer, Proximity, Pedometer, Herzfrequenz, Barometer |
Abmessungen (HxBxT mm) |
46,4 x 53,6 x 9,7 mm |
Gewicht |
62 Gramm |
Gehäusematerial |
Metallgehäuse, Rückseite aus Kunststoff, Lederarmband |
Kamera |
keine |
Akkutyp |
Fest verbauter Li-Ion |
Kapazität |
3,8 V/410 mAh |
Standby-Zeit |
bis zu 65 Stunden, bzw. 1,5 Tage bei typischer Nutzung |
Preis |
UVP 269,- Euro (Schwarz) |
Besonderheit | IP67 Staub- und Wassergeschützt, Vibrationsmotor, Bluetooth 4.0 LE |
Fazit
Unterm Strich ist die LG G Watch R ein wirklich gefährlicher Gegner für die Motorola Moto 360. Zum einen ist das Display wirklich komplett kreisrund und zum anderen wirkt sie in ihrem Design sportlicher, was wohl mehr Käufer ansprechen dürfte. Was jedoch die wirkliche Stärke der zweiten Android Wear Uhr von LG ist: Sie hält signifikant länger durch mit einer Akkuladung als die bisherigen SmartWatches mit Android Wear. Gut – an die sieben Tage einer Pebble oder die gut vier Tage einer Sony SmartWatch 2 kann auch die LG G Watch R nicht herankommen, aber etwas mehr als zwei Tage bei dauerhaft aktiviertem Display sind es dann schon und das ist eine echte Kampfansage für eine Android Wear SmartWatch.
Schlussendlich bleibt es eine Geschmacksfrage ob man sich für eine eckige oder Runde SmartWatch wie die Moto 360 beziehungsweise der LG G Watch R entscheidet. Technisch gesehen, hat zumindest die LG G Watch R im Augenblick die Nase vorn.