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Palm PVG100E im Test: Kleiner sollte es wirklich nicht sein

Palm lebt wieder! Und das gleich in eindrucksvoller Weise. Denn das Palm PVG100E Smartphone will nicht mit Größe beeindrucken. Vielmehr sind es die kleinen Dinge die eine gute Beziehung ausmachen. Aber werden wir eine langfristige Bindung mit dem Android-Winzling eingehen? Unser Test gibt Auskunft darüber.

Die jüngere Generation wird mit dem Namen Palm wenig anfangen können. Ältere feiern ihn als Vorläufer unserer heutigen Smartphones. Sogenannte PDAs (Personal Digital Assistant), wie der Palm Pre, Pixi oder Pilot waren in den 90er legendär. Womöglich ein Grund, warum TCL vor drei Jahren die Markenrechte von HP aufgekauft, aber nie genutzt hat. 2018 dann gründete sich in San Francisco das Start-up-Unternehmen Palm. Mitgründer sind die beiden ehemaligen Samsung-Entwickler Dennis Miloseski und Howard Nuk. Für die Fertigung ist weiterhin TCL verantwortlich, dessen erstes Produkt der Palm PVG100E ist, welcher in Europa exklusiv von dem Mobilfunkbetreiber Vodafone vertrieben wird.

In Zeiten, wo Displays immer größer werden, setzt Palm auf ein Mini-Smartphone. Das bringt dem Gerät von Hause aus gleich ein paar Sympathiepunkte ein. Doch was vermag das nach eigenen Aussagen „Zweitgerät“ im Alltag zu leisten? Zwei Wochen lang hat mich der Palm begleitet. Hier meine Erfahrungen:

Lieferumfang

Viel befindet sich nicht in unserer schwarzen Verpackung. Der Scheckkarten große Palm selbst, etwas Werbematerial und eine Kurzanleitung, das Netzteil, SIM-Tool und ein USB-Class-A auf USB-Type-C-Kabel. Kein In-Ear-Kopfhörer, kein Adapter (da keine Audio-Klinke) und schon gar keine Schutzhülle oder Case.

 

Verarbeitung

Die Verarbeitung ist hervorragend. Wirkt das Smartphone auf dem Tisch als zurückgelassenes Spielzeug der Kinder, wird spätestens in der Hand klar, dass das aus einem Aluminiumrahmen und Corning Gorilla Glass gefertigte Handy ein vollwertiges Android-Device ist. Es gibt keine scharfen Kanten und die an den Seiten gewölbten Glasflächen gehen bündig in den Rahmen über. Schutz gegen das Eindringen von Staub oder Wasser ist nach IP68-Zertifizierung ebenfalls gewährleistet.

Der Palm ist aufgrund seiner Größe von 96,6 x 50,6 x 7,4 Millimeter und einem Gewicht von 62,5 Gramm nahezu spartanisch ausgestattet. Auf der Unterseite befindet sich lediglich ein USB-Class-C-Port und eine Öffnung wohinter sich ein Mikrofon befindet. Keine Öffnungen für einen Lautsprecher und auch kein 3,5 Millimeter großer Klinkenanschluss für Stereo-Kopfhörer oder ein Headset.

Auf der linken Seite ebenfalls nichts außer dem runden Metallrahmen. Oben lediglich eine Öffnung für ein weiteres Mikrofon. Auf der rechten Seite sehen wir den SIM-Tray, der Platz für eine Nano-SIM-Karte bietet und einen Power- und Standby-Button. Keinen Support für eine zweite SIM- oder microSD-Karte. Ebenso wenig gibt es eine Lautstärke-Taste. Diese kann nur über die Software reguliert werden.

Auf der Rückseite oben rechts vertikal angeordnet befindet sich eine minimal aus dem Gehäuse ragende Single-Kamera mit LED-Blitzlicht. Kein Fingerabdrucksensor. Auf der Front gibt es eine weitere Kamera und einen Lautsprecher mit Doppelfunktion. Er dient für Telefonate gleichermaßen, wie für die reguläre Beschallung.

Display

Das LCD-IPS-Display ist für heutige Verhältnisse mit einer Diagonale von 3,3 Zoll (8,38 cm) wirklich klein. Das erste Apple iPhone hatte eine Display-Größe von 3,5 Zoll. Also im Grunde gar nicht so außergewöhnlich. Die Auflösung beträgt 1.280 x 720 Pixel bei 445 ppi und bietet ausreichend Kontrast, Farbdynamik und Helligkeit, um auch im Freien genutzt zu werden. Ungewohnt – der komplette Bildschirm kann ausschließlich mit dem Daumen gut bedient werden.

CPU, GPU und Speicher

Man mag es fast gar nicht glauben, aber der Palm hat einen Snapdragon Octa-Core-Prozessor unter der Haube. Zwar „nur“ einen im 28-Nanometer-Verfahren gefertigter Snapdragon 435, dennoch genug Power um Need for Speed spielen zu können. Hier wird der Adreno 505 Grafikprozessor seinen Anteil zu beitragen.

Auf Seiten des Arbeitsspeicher verbaut das Unternehmen 3 GB, unterstützt von 32 GB internen Programmspeicher. Der kann, wie bereits erwähnt, nicht erweitert werden. Hat er vermutlich auch gar nicht nötig.

Software

Denn wenngleich ein Google Play Store vorinstalliert ist und auch alle von uns getesteten Anwendung installierbar sind, sieht der Hersteller den Palm als Zweitgerät. Das größere Smartphone soll also in der Freizeit oder Sport zuhause gelassen werden. Das beweist auch die Funktion der Synchronisation zum „Haupthandy“. Für mich tatsächlich unverständlich, da ich in den zwei Wochen den Palm als mein einziges Smartphone genutzt habe. Denn – auf dem Palm ist ein vollwertiges Android 8.1 Oreo Betriebssystem mit einem eignen Launcher vorinstalliert. Und der funktioniert absolut erfolgreich.

Das Gerät ist voll und ganz auf seine Größe optimiert. Das wird bereits auf dem Sperrbildschirm deutlich, der neben den typischen zwei Schnellstart-Icons auch ein Gesten-Pad zur Verfügung stellt. Hier kann ein Buchstabe mit dem Finger gezeichnet werden und promt werden alle installierten Anwendung zur Auswahl bereit gestellt. Auch der Homescreen erinnert ein wenig an eine Apple Watch, wo sich die App-Symbole Kreis förmig anordnen, jedoch auch nach oben gescrollt werden können.

Der Home-Button beherbergt die typischen Navigationsbefehle. Einmal tippen bringt den Nutzer „zurück“, doppelt tippen auf den Homescreen und gedrückt halten zu dem Taskmanager. Auch ein anhaltender Druck auf eine Anwendung öffnet ein selbst konfigurierbares Menü, mit weiteren Optionen zu der jeweiligen App und bestätigt die Optimierung zur Bedienung auf engsten Raum.

Ungewöhnlich hingegen ist die analog zur Helligkeit bedienbare Lautstärken-Regulierung über das von oben herunterzierbare Quickmenü. Im Grunde aber auch keine Problem, wenn man sich erst einmal daran gewöhnt hat. Die einzige Hardwaretaste kann auf Wunsch für zweimal schnelles Drücken mit anderen Anwendungen als dem Google-Assistant belegt werden.

Kamera

Das Start-up-Unternehmen spendiert dem Zwerg eine 12-Megapixel-Hauptkamera mit einem Autofokus und LED-Blitzlicht. Der Sensor ist ein ISOCELL S5K4H8 von Samsung und bietet eine Blende von f/2.0. Ich muss gestehen das ich geradewegs überrascht von den Foto-Ergebnissen war. Aufnahmen sehen nicht nur auf dem kleinen Display toll aus. Klar sind sie nicht mit einem Huawei Mate 20 Pro zu vergleichen. Das wird bei Nachtaufnahmen schnell deutlich. Wer nicht auf Pixelmatsch steht, sollte Fotos bei schlechten Licht mit dem Palm vergessen.

Tagesaufnahmen – egal ob mit oder ohne Bokeh, aus der Nähe oder sogar gegen das Sonnenlicht zeigen  knackige aber dennoch natürliche Farben und einen guten Kontrast. Ungewöhnlich das Seitenverhältnis von 4.000 x 3.000 Pixel, dass die Fotos fast quadratisch wirken lässt.

Auf der Front gibt es eine 5-Megapixel-Kamera, dessen Qualität für die Video-Telefonie reicht, für mehr aber auch nicht. Doch dafür kann der Besitzer sein Smartphone auf Wunsch per Gesichtserkennung entsperren. Zu der Sicherheit möchte ich mir kein Urteil erlauben. Meine Freundin hat zumindest den Palm nicht zum Laufen bekommen.

Akku

Kommen wir zu dem meiner Meinung nach größten Handicap. Bedingt durch die Gesamtgröße bietet der Android-Zwerg gerade einmal eine Akku-Kapazität von 800 mAh. Das ist alles andere als niedlich. Unter normalen Umständen ist der Akku am Abend sicher leer. Bei Energie-hungrigen Anwendungen wie Spiele oder YouTube-Videos schauen, kann der Nutzer der Prozentanzeige dabei zuschauen wie sie zunehmend gen Null rast.

Dafür dauert das Aufladen nicht all zu lang. Die Hälfte ist innerhalb von 30 Minuten voll. Die 100 Prozent erreicht der Akku nach 70 Minuten. Kabelloses Laden bietet der Palm natürlich nicht. Palm scheint sich dem Manko bewusst zu sein. Gibt es in den Einstellungen die Option des Life Mode. Dieser schaltet alle eingehenden Anrufe und Benachrichtigungen aus und sorgt so für eine längere Lebenszeit mit einer Ladung.

Fazit des Palm Phone

Das Fazit des Palm fällt mir tatsächlich schwer. Das Unternehmen selbst sieht die Erfüllung in dem Kleinen als Zweithandy für die Freizeit, Sport oder überall da, wo die immer größer werdenden Smartphones stören würden. Wir Frauen, mit einer stetig vollen Handtasche können ein Lied davon singen. Doch meiner Meinung nach kann das Mini-Smartphone dank Android 8.1 auch alles was das „Große“ kann. Das rechtfertigt vermutlich auch den zu teuren Preis von 360 Euro, obwohl Vergleiche aufgrund nicht existierender Konkurrenz schwer fallen.

Die auf das 3,3 Zoll kleine Display zugeschnittene Bedienung erleichtert den Tag täglichen Einsatz ungemein. Auch Kamera und Antrieb sind komplett ausreichend und zum Teil unerwartet für den Zwerg. Von daher bin ich ein wenig traurig den Palm nun wieder abgeben zu müssen. Kaufen würde ich ihn mir zu dem aktuellen Preis bei Vodafone jedoch nicht – bei 249 Euro würde ich schwach werden.

 

Test Palm PVG100E
  • Hardware - 7.5/10
    7.5/10
  • Verarbeitung - 8.7/10
    8.7/10
  • Software - 8.8/10
    8.8/10
  • Performance - 7.1/10
    7.1/10
  • Kamera - 7.7/10
    7.7/10
  • Akku - 3.3/10
    3.3/10
  • Preis/Leistung - 6.9/10
    6.9/10
7.1/10

Kurzfassung

Der Palm ist bei einem Preis von 360 Euro exklusiv bei Vodafone ein überraschend vielseitiges und vollwertiges Android-Smartphone auf Scheckkarten-Format. Einzig wirkliches Handicap ist der 800 mAh „schwache“ Akku. Ansonsten ließ der Zwerg in unserem Test nur wenig Grund zur Klage.

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Kathrin Teichert

Nach der erfolgreichen Beendigung meines Abiturs habe ich mir eine Auszeit vom Lernen gegönnt und bin seitdem in der glücklichen Situation meinem Hobby nachzugehen: dem Reisen. Als freie Bloggerin schreibe ich hauptsächlich für Reiseportale und bin so "beruflich" bedingt mit der mobilen Technik in Kontakt getreten. Ich nutze ein iPhone XR und ein MacBook Air, sowie ein HTC 10 in einer Dual-SIM-Ausführung, für den schnellen Wechsel der SIM-Karten im Ausland.

2 Gedanken zu „Palm PVG100E im Test: Kleiner sollte es wirklich nicht sein

  • Daniel

    Liebe Kathrin,

    du bekommst das Gerät über Ebay USA Sofortkauf für ca. 120 EUR (85$ + Customs und alles). Ich hab das Gerät so gekauft und liebe es. Meine größte Befürchtung, der Akku, ist nicht so schlecht wie überall beschrieben. Manche sprechen von einer Stunde Nutzung. Ich bin aber auch minimaler Nutzer, Texte nur am Tag und bei mir hält der deutlich über einen Tag.

    Tolles Gerät, würde kein anderes mehr haben wollen. Nebenbei wird man ständig darauf angequatscht, was man mögen muss.

    Antwort

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