Einigung im Tarifstreit: VW ID.3 und Cupra Born in Zukunft aus Wolfsburg!
Es war im vornherein abzusehen, dass die Einigung im VW-Tarifstreit der vergangenen Wochen nicht ohne Blessuren für beide Seiten vonstatten geht. Nach und nach dringen nun erste Veränderungen ans Tageslicht. Die schmerzhafteste Maßnahme ist wohl der Abbau von über 35.000 Arbeitsplätzen und die damit einhergehende Verlegung der Produktion des VW ID.3 und dem VW Cupra Born von Zwickau nach Wolfsburg.
VW ID3 und Cupra Born kommen in Zukunft aus Wolfsburg!
Volkswagen und die Tarifparteien haben sich nach intensiven Verhandlungen auf weitreichende Änderungen in der Produktion und der Werksstruktur geeinigt. Die Beschlüsse betreffen sowohl die Fertigung von Elektromodellen als auch die Zukunft einzelner Standorte, Arbeitsplätze und die langfristige Kostensenkung des Konzerns. Die Einigung bringt deutliche Veränderungen bei der Verteilung der Elektromodellproduktion. Insbesondere die Standorte Wolfsburg, Zwickau und Emden sind betroffen:
- Werk Wolfsburg:
Wolfsburg übernimmt künftig die Produktion des VW ID.3 und des Cupra Born, die bisher in Zwickau gefertigt wurden. Bereits 2023 wurde in Wolfsburg eine sogenannte Überlaufproduktion des ID.3 begonnen, was die Produktionsumstellung erleichtert. Zudem soll Wolfsburg gegen Ende der Dekade die Produktion eines neuen elektrischen Golfs sowie eines weiteren Modells auf Basis der Scalable Systems Platform (SSP) aufnehmen. - Werk Zwickau:
Zwickau verliert zwei der bisher sechs dort gefertigten Elektromodelle (ID.3 und Cupra Born). Audi Q4 e-tron und dessen Sportback-Variante bleiben hingegen in Zwickau. Ob dies auch für die Modelle ID.4 und ID.5 gilt, ist unklar. Ab 2027 wird Zwickau auf nur noch eine Produktionslinie reduziert, während derzeit zwei Linien betrieben werden. Der Fokus könnte dann auf der Überlaufproduktion des ID.4 liegen, der ID.5 wird in der offiziellen Mitteilung nicht erwähnt. - Werk Emden:
Emden behält die Fertigung des ID.7, des ID.7 Tourer sowie des ID.4 bei, auch nach dem geplanten Facelift des ID.4 im Jahr 2026. Dieses Facelift bringt das Elektro-SUV auf die weiterentwickelte MEB-Plattform. - Gläserne Manufaktur Dresden:
Die kleine Autoproduktion in Dresden wird Ende 2025 eingestellt. Ein neues Konzept für den Standort wird derzeit erarbeitet. Laut IG Metall könnten dort künftig ein Forschungszentrum für Halbleitertechnik und autonomes Fahren sowie eine Batterie-Recycling-Anlage entstehen. - Werk Hannover:
Der ID. Buzz und der Multivan, einschließlich der neuen Elektrovariante des T7 (Marktstart Anfang 2025), bleiben in Hannover in Produktion. Gleichzeitig sollen dort die Kosten gesenkt werden. - Werk Puebla, Mexiko:
Ab 2027 wird die Fertigung des VW Golf von Wolfsburg nach Puebla verlagert. Dieser Schritt dient der Kostensenkung, könnte jedoch dem Image des Golf und von VW in Deutschland schaden, da der Golf eines der bekanntesten Modelle der Marke ist.
Auswirkungen auf Arbeitsplätze und Kosten
Die Einigung umfasst auch Maßnahmen zur Kostensenkung und Umstrukturierung der Belegschaft:
- Arbeitsplatzabbau und Kostenreduzierung:
VW plant, 35.000 Arbeitsplätze abzubauen. Zudem verzichten die Beschäftigten auf Teile der Ergebnisbeteiligung sowie ein zusätzliches Urlaubsgeld. Die vereinbarte Tariferhöhung von 5,5 Prozent wird nicht ausgezahlt, sondern für den Beschäftigungsabbau verwendet. Diese Maßnahmen sollen die Arbeitskosten um 1,5 Milliarden Euro jährlich senken, mittelfristig sogar um 4 Milliarden Euro pro Jahr. - Werksschließungen:
Keines der deutschen Werke wird geschlossen, wie IG-Metall-Verhandlungsführer Thorsten Gröger betonte. Die Zukunft des Werks in Osnabrück ist jedoch nur bis 2027 gesichert. Gerüchten zufolge könnte das Werk danach verkauft werden.
Reduzierte Produktionskapazität des VW ID.3 & Co
Die Produktionskapazität in den deutschen VW-Werken wird um 734.000 Fahrzeuge reduziert. Zum Vergleich: Die Kapazität des Stammwerks Wolfsburg beträgt rund 800.000 Fahrzeuge pro Jahr. Diese Kürzung ist eine Reaktion auf die schwächelnde Nachfrage nach Elektroautos und die hohen Kosten im Konzern.
Die beschlossenen Änderungen sollen die finanzielle Stabilität von VW sichern, indem Kosten gesenkt und die Produktion an die Marktnachfrage angepasst werden. Die Reduzierung der Produktionskapazität und der Arbeitskosten könnte kurzfristig die Wettbewerbsfähigkeit verbessern. Langfristig hängt der Erfolg jedoch von der Entwicklung des Elektroautomarktes und der Attraktivität zukünftiger Modelle ab. Ob die Maßnahmen ausreichen, um die Zukunft des Konzerns zu sichern, wird sich in den kommenden Jahren zeigen.