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Honor 20 Pro im Test: Lang erwahrtes Flaggschiff mit Kamera-Potential

Das Honor 20 Pro ist wohl mit Abstand das Smartphone, welches unter dem US-Embargo am meisten zu leiden hatte. Am Tag der Präsentation in London trat die fatale Sperre in Kraft und Honor erteilte seinen Mitarbeitern eine Maulsperre. Heute nun – knapp 4 Monate später – ist die nötige Google-Lizenz am Start und das Android-Smartphone im Handel erhältlich. Wir haben den Spätstarter getestet.

 

Einst war das Huawei-Tochter-Unternehmen ausschließlich dem Online-Handel vorbehalten. Ebenfalls lag der Fokus auf Einsteiger- und Mittelklasse. Beides ist schon längst nicht mehr der Fall, wie man anhand des Honor 20 Pro unschwer erkennen kann. Lediglich der günstige Preis – in unserem Fall 599 Euro – sind Honor geblieben. Den in das Geheimnis eingeweihten Kunden freut es, bekommt er doch im Grunde Huawei-Technik um ein paar Hunderter günstiger.

So hat der verantwortliche Mitarbeiter bei Honor nur in die obersten Regalfächer gegriffen und von Allem das Beste verbaut. Wir haben uns das Flaggschiff einmal genauer angeschaut. Gerade die Quad-Kamera mit 5-fachen Hybrid-Zoom und nur einem Punkt weniger als es der Spitzenreiter im DXoMark erreicht hat. Welches natürlich das Huawei P30 Pro ist. Nachtigall ick hör dir trapsen.

Honor 20 Pro

Lieferumfang

Der Verpackungsinhalt ist überschaubar. Kein Wunder, uns liegt „nur“ das Presse-Exemplar vor. Dem wird in der Regel eine Silikonhülle oder Garantie-Bestimmungen oder Anleitungen unterschlagen. Demzufolge gibt es ein Netzgerät welches bei 9 Volt 2 Ampere liefert, ein typischen USB-Class-A auf USB-Typ-C-Kabel, ein SIM-Tool und ein Adapter von 3,5 Millimeter Klinke auf USB-Typ-C. Das informiert den erfahrenden Unboxer, dass das Honor 20 Pro keine Klinkenbuchse an Bord hat. Ein In-Ear-Headset fehlt ebenfalls. Uns liegt keine Information vor wie es dem durchschnittlichen Käufer ergeht.

Verarbeitung des Honor 20 Pro

Uns liegt das Honor 20 Pro in der Farbe Phantom Blue vor. Das sieht auf Pressebildern grün aus. Unter bestimmten Lichtverhältnissen kann das auch vorkommen. Toll ist die Farbe dennoch. Als weitere Wahl bietet Honor Phantom Black welches ebenfalls die Tendenz zu einem leichten Farbspiel mit der Farbe Lila bietet. Auch nicht schlecht. Ich konnte es mir auf dem Event in London einmal genauer anschauen.

Erwartungsgemäß ist die Verarbeitung ohne Tadel. Keine scharfen Kanten, ein sauberer Übergang vom Display zum Rand und auch die Rückseite gibt keinen Anlass zur Kritik. Sieht man einmal von dem Fingerabdruck-Magneten des stark spiegelnden Glasfläche ab. Doch die Musterung tut einen Teil dazu bei, das es nicht ganz so stark auffällt wie bei manch anderen Mitbewerber.

Auf der rechten Seite befindet sich die Lautstärkewippe und darunter gut erreichbar der Power- und Standby-Button. Dieser hat zusätzlich einen Fingerabdrucksensor verbaut. Das ist praktisch, funktioniert zuverlässig und schnell, ist aber keine echte Innovation mehr.

Auf der linken Seite befindet sich der SIM-Tray für zwei Nano-SIM-Karten. Eine Erweiterung für eine microSD-Karte ist nicht vorgesehen. Unten gibt es einen USB-Type-C-Port, rechts eine Lautsprecher-Öffnung und links ein Mikrofon. Spätestens bei der Sicht der Oberseite wird klar, das die Vermutung des Adapters ein Fehlen einer 3,5 Millimeter Kopfhörerbuchse sich bestätigt. Dafür bietet das Honor 20 Pro aber noch einen IR-Blaster der zur Fernsteuerung von HiFi-Geräten oder dem TV genutzt werden kann.

Liegt das 20 Pro auf der Rückseite auf dem Schreibtisch, könnte unter Umständen die aus dem Gehäuse stehende Kamera zum kippeln führen. Ohnehin verstehen wir nicht warum die Einheit deutlich zu lang ist. Geradewegs als hätte man vier Kameras in die Einheit unter bringen wollen. Die vierte Kamera (Makro) befindet sich jedoch zusammen mit dem LED-Blitzlicht plan daneben.

Honor FullView Display

Das Honor 20 Pro hat ein 6,26 Zoll LCD-Bildschirm verbaut. Dieser bietet eine Auflösung von 2.340 x 1.080 Pixel. Das ist natürlich ein Nachteil gegenüber Samsung und ihren starken AMOLED Displays, zu denen inzwischen auch Xiaomi greift. Doch Honor möchte gern die 32-Megapixel-Frontkamera (f/2.0) oben links im Display verbauen. Die Öffnung hat gerade einmal einen Durchmesser von 4,5 Millimeter und fällt von daher nur sehr selten auf.

Der Kontrast und die Farb-Intensität ist gut. Die Blickwinkel-Stabilität leider nicht. Auch bei der maximalen Helligkeit kann das Honor 20 Pro leider nicht der Spitze gefährlich werden. Mit 440 cd/m² ist aber eine Sicht unter Sonnenlicht möglich. Wenngleich nicht optimal.

Bildschirm-Auflösung, Farbmodus und -Temperatur lassen sich nach eigenen Wünschen einstellen. Mit einer geringeren Auflösung kann der Nutzer natürlich auch ordentlich Akku-Kapazität sparen. Vermutlich auch der Grund, warum es kein Always-on-Display gibt.

Honor 20 Pro

CPU, GPU und Speicher

Bei der Huawei-Tochter Honor gibt es natürlich einen hauseigenen HiSilicon Kirin Prozessor. Und da nicht irgendeinen, sondern das aktuelle Flaggschiff mit dem Kirin 980 Octa-Core Prozessor. Dieser bietet 2 x Cortex A76 mit 2,6 GHz, 2 x Cortex A76 mit 1,92 GHz und 4 x Cortex A55 mit einer maximalen Taktrate von 1,8 GHz. Im zur Seite steht eine ARM Mali-G76MP10 GPU.

Es erübrigt sich wohl bei der Konstellation, gepaart mit 8 GB RAM und 256 GB internen Programmspeicher, über die ausreichende Leistung zu philosophieren. Natürlich ist dieser SoC (System on a Chip) komplett schmerzfrei was jede Art von Anwendung oder Spiel anbelangt.

Wie schon bemerkt, gibt es keine Möglichkeit zur Speicher-Erweiterung. Meiner Meinung nach auch nicht mehr nötig. Gern lese ich aber in den Kommentaren einen guten Grund für diese Art der Erweiterung.

Software

Ein Punkt in dem das Honor 20 Pro Abzüge bekommt. Honor gehört zu einen der wenigen Hersteller, die nach wie vor das Smartphone mit derart vielen Anwendungen zuballern, dass einem hören und sehen vergeht. Amazon Shopping, Booking Punkt com, Honor Club, Optimizer,  und wie sie nicht alle heißen. Oh ne Stopp – Fortnite ist gut.

Fortnite Wonder Outfit by Honor

Denn auch diesmal gibt es einen exklusiven Skin. Zwar nur eine verkleidete „Shadow Ops“ mit Lila gefärbten Haaren, doch der Andrang unter Fans ist groß. So groß, dass der weilen eBay-Kunden um die 100 Euro für das Wonder Outfit ausgeben. Wer wissen will wie man den Skin installiert, findet hier Antwort.

Das Honor hat Android 9 Pie mit der hauseigenen Magic UI 2.1.0 vorinstalliert. Der Grund, warum es sich mit dem Verkaufsstart derart verzögert hat. Huawei arbeitet bekanntlich an einer Alternative mit dem Namen HarmonyOS. Wie weit das Betriebssystem tatsächlich ist, gibt das Unternehmen nicht bekannt.

Quad-Kamera vom Huawei P30 Pro?

Nennen wir erst einmal die nackten Fakten. Das Honor 20 Pro ist mit vier Kameras auf der Rückseite ausgestattet. Eine 48-Megapixel-Hauptkamera mit optischen Bild-Stabilisator und einer Blende von f/1.4. Weiter geht es mit einer 16-Megapixel Weitwinkel-Optik für eine Aufnahme mit 117 Grad und einer Blende von f/2.2. Für den 3-fach optischen Zoom ist das 8-Megapixel-Teleobjektiv mit einer Blende von f/2.4 verantwortlich. Gerade bei der maximalen 5-fachen Hybrid-Vergrößerung ist der optische 4-Axis-Bild-Stabilisator Gold wert. Rechts neben der herausstehenden Kamera-Einheit, gibt es das 2-Megapixel-Makro-Objektiv mit einer Blende von f/2.4. Dieses ermöglicht Nahaufnahmen bis zu 4 Zentimeter.

Honor 20 Pro

Somit sollte schon einmal klar sein, dass es sich nicht um das identische Setup des Huawei P30 Pro handelt. Also Butter bei die Fische, wie gut ist die Quad-Kamera von Honor wirklich. Fakt ist, sie kommt nicht an die Qualität des Huawei P30 Pro ran. Dennoch ist der Abstand nur sehr gering. Grund dafür dürfte die Software sein, die sich vermutlich Honor bei dem Mutterkonzern ausgeliehen hat. Huawei hingegen pflegt eine enge Kooperation zu Leica.

Zwar kann das 20 Pro mit einem 1/2-Zoll großen Sony-IMX586-Sensor mit 1.6 µm großen Pixel punkten, benutzt diesen aber im Standard in der sogenannten „4-in-1-Lichtfusion“. Nichts anderes als das bekannte Pixel-Binning. Vier Pixel zu einem gebündelt. 48-Megapixel-Aufnahmen sind aber im „AI Ultra Clarity“-Mode möglich.

Honor 20 Pro

Tagesaufnahmen gelingen in allen Lebenssituationen. Der Dynamikumfang ist sehr gut. Farbtreue ist je nach Lust und Laune der AI meist gegeben. Schärfe und Kontrast ist im oberen Niveau der Mitbewerber. Wirklich beeindruckend ist jedoch der 30-fache Zoom. Dieser ist am Ende zwar weder optisch noch Hybrid, aber schaut euch unser Testfoto vom Berliner Fernsehturm an. Ein ruhiges Händchen oder besser ein Stativ ist trotzt OIS von Vorteil.

Auch die Königsdisziplin der Nachtaufnahmen scheint das Honor 20 Pro spielerisch zu gelingen. Jedoch sollte man sich im Klaren sein, dass die Hauptaufgabe auch hier durch die Software erledigt hat. Nicht immer ist das Ergebnis, was auch das menschliche Auge sieht. Das kann man lieben oder auch nicht. Wer das letzte Quäntchen aus der Kamera rauskitzeln will, nutzt den Pro-Modus- Hier ist der Nutzer selbst für die Einstellungen wie ISO, Weißabgleich, Fokus und der Blende verantwortlich.

Dem Nutzer des Honor 20 Pro wird zum Preis von nur 599 Euro eine überragende Kamera geboten, die durch viele Extras wie den Supermakro, Lichtmalerei, AR-Objektiv, Zeitraffer und Zeitlupe viel Abwechslung bietet. Wer jedoch höchste Ansprüche an die Fotografie setzt, sollte sich bei dem Nokia 9 PureView oder dem Huawei P30 Pro umsehen.

Akku

Die Kapazität des fest verbauten Akkus beträgt 4.000 mAh. Das ist ein recht ordentlicher Wert. Ein Tag ohne Anschluss an eine Steckdose ist auch bei intensiver Nutzung durchaus möglich. Wenn es dann doch einmal eine Aufladung benötigt, gibt es Dank 22,5 Watt, innerhalb von 30 Minuten, 55 Prozent an Gesamtenergie zurück.

Fazit des Honor 20 Pro

Das lange Warten auf das Honor 20 Pro hat dem Unternehmen mit Sicherheit nicht gut getan. Starke Konkurrenz hat sich inzwischen aus dem Hause Xiaomi etabliert. Dennoch würde ich in Sachen Kamera-Qualität das 20 Pro vorziehen.

Ist das Honor 20 Pro ein Flaggschiff? Nicht wirklich. Anschluss zu Geräten wie dem Samsung Galaxy S10 oder dem Huawei P30 Pro, gelingen dem Smartphone noch nicht. Doch der Abstand ist deutlich geringer, als es die Konkurrenz wahrhaben will. Wer nicht ein 1.000 Euro-Vermögen bezahlen, aber dennoch den Anschluss an die Spitze nicht verpassen will, findet im Honor 20 Pro die perfekte Symbiose. Laut Idealo gibt es das Honor 20 Pro anstelle der 599 Euro, auch schon für 571 Euro.

*Hinweis: Der Artikel beinhaltet Affiliate-Links zu Händlern. Bei einem Kauf eines Geräts über einen solchen Link unterstützt ihr GO2mobile. Für euch entstehen dabei keine zusätzlichen Kosten.
Test Honor 20 Pro
  • Hardware - 9.1/10
    9.1/10
  • Verarbeitung - 8.9/10
    8.9/10
  • Software - 6.1/10
    6.1/10
  • Performance - 7.6/10
    7.6/10
  • Kamera - 8.1/10
    8.1/10
  • Akku - 7.7/10
    7.7/10
  • Preis/Leistung - 8.7/10
    8.7/10
8/10

Kurzfassung

Das Honor 20 Pro kann sich angesichts der langen Wartezeit nach wie vor mit der Konkurrenz messen. Smartphone-Kameras die besser abschneiden, kann man an einer Hand abzählen. Schnellste Kirin-CPU, viel RAM und noch mehr Speicher, lassen den Nutzer bei jeder Gelegenheit gut da stehen.
Wer als Hobby-Fotograf gerne Bilder mit dem Smartphone machen möchte, aber nicht das Geld für ein Huawei P30 Pro hat, findet mit dem Honor 20 Pro die Beste Lösung.

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MaTT

Mit dem Palm groß geworden und dem Qtek 1010, sowie HTC Hero die unstillbare Lust an dem OS Android bis zum heutigen Tage entdeckt. Als Gründer von Android TV (heute GO2mobile), pflasterten Meilensteine bei Areamobile (Head of Video Content) oder NextPit (Senior Editor) den Weg von Bestenlisten, News, Tests und Videos. Auch heute noch Spezialagent für alles Kreative.

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