Die IFA 2020 ist für dieses Jahr COVID-19 bedingt schon wieder vorbei. Auch Huawei, welche bis dato traditionell die Berliner Messe zur Präsentation des neuen Kirin-SoC nutzten und hinter geschlossenen Türen dem einen oder anderen einen ersten Blick auf das kommende Flaggschiff (Mate 40) gewährten, hatten dieses Jahr keine neuen Produkte dabei. Ist das der Anfang vom Huawei-Ende für Europa?
Allen Anschein nach nicht. Denn Huawei kündigt auf der IFA 50 neue Ladengeschäfte in Europa an. Acht davon allein Flaggship-Stores, welche noch in diesem Jahr ihre Türen öffnen sollen. Auch für Deutschland sind Standorte für Experience Stores geplant. Wo und wann genau, wollte man aber dann doch nicht bekannt geben. In Berlin hatte man bereits 2017 ein Customer Service Center am Alex eröffnet. Im März diesen Jahres ein Experience Store in Düsseldorf (Königsallee 92a).
Huawei-CEO Richard Yu gab nun in einem Interview mit „ITHome“ bekannt, vor großen Problemen zu stehen, was die Produktion der HiEnd-Prozessoren anbelangt.
„Da es keine chinesische Chiphersteller-Industrie gibt, die unsere benötigte 5 nm-Technologie unterstützt, stehen wir vor dem Problem, dass keine Chips mehr verfügbar sind. Das einzige Problem ist jetzt die Produktion. Huawei kann sie nicht produzieren. Chinesische Unternehmen entwerfen nur im Zuge der Globalisierung, was uns ebenfalls eine Lehre sein sollte,“ so Richard Yu.
Was bedeutet das nun für Europa und dem schwachen IFA-Auftritt? Kein Flaggschiff-Kirin-SoC in Aussicht? Durchaus denkbar, dass der Analyst Ming-Chi Kuo recht behält und Huawei zumindest für Europa die Smartphone-Produktion einstellt. Das passt dann aber nicht mit den angekündigten 50 Store-Eröffnungen überein.
Meine ganz persönliches Gefühl sagt mir, dass Huawei – wie schon so oft – pokert. Alles hängt von der Wahl des nächsten US-Präsidenten ab. Gewinnt Joe Biden könnte Huawei schnell wieder das typische Tagesgeschäft, inklusive der in Europa dringend benötigten Google Mobile Services und Apps, wieder aufnehmen. Gewinnt Donald Trump erneut, dann wird sich das Unternehmen auf den Heimatmarkt China konzentrieren. Ein MediaTek-SoC und fehlende Google-Dienste tangieren chinesische Kunden rein gar nicht.
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