Amazon Fire Phone kann in ersten Tests nicht überzeugen
Diese Woche wird der US-Versandriese Amazon mit dem Verkauf des Amazon Fire Phone beginnen, dem ersten Smartphone des Konzerns. Ein Verkauf in Europa ist bisher wohl nicht geplant, aber glaubt man den ersten Tests, dann müssen sich Interessierte hierzulande nicht wirklich darüber ärgern. Die ersten Testurteile sind sehr durchwachsen.
Im Prinzip handelt es sich bei dem Amazon Fire Phone um ein Smartphone der gehobenen Mittelklasse von der Technik her. Angetrieben von einem Snapdragon 800 mit vier jeweils bis zu 2,2 GHz schnellen Kernen, kann das Gerät mit seinem 4,7 Zoll HD-Display eigentlich kaum über Probleme in Sachen Leistung klagen. Das bestätigen auch die ersten Tests von The Verge, TechCrunch und dem Laptop Mag. Aber wo es Licht gibt da ist auch Schatten nicht weit weg und davon scheint das Amazon-Smartphone so einiges zu haben.
Hoch motiviertes Amazon Fire Phone
Zwar wird durchweg das 720p-Display als Negativ-Punkt geführt und auch die (Haupt)Kamera reagiert etwas träge was fokussieren und auslösen betrifft, aber insgesamt ist die Verarbeitungsqualität beispielsweise sehr gut. Das Highlight des Amazon Fire Phone ist aber auch gleichzeitig die Achillesverse namens Amazon Firefly. Dabei handelt es sich um ein Shoppingsystem von Amazon, welches mit Hilfe von Sensoren, Kameras und dem Mikrofon diverse Produkte und selbst digitale Inhalte wie Filme oder Musik erkennen soll. Nur funktionierte eben das nicht wirklich zuverlässig. Und falls doch, dann ist der Kaufanreiz sehr stark wie eine kleine Anekdote zeigt: Einer der Tester hat aus Versehen einen ganzen Berg von Klopapier für 36 US-Dollar gekauft.
Ebenfalls weniger gut abgeschnitten hat die Dynamic Perspective genannte Oberfläche des Amazon Fire Phone. Dabei handelt es sich um eine 3D-animierte Oberfläche, welche mit Hilfe der nicht gerade unauffällig platzierten vier Kameras den Kopf trackt und die Tiefen-Effekte entsprechend anpasst. Kontextmenüs lassen sich beispielsweise nur mit einer Kippgeste zur Seite öffnen und das funktionierte wie Firefly nicht immer.
Nicht zu Ende gedacht oder Absicht?
Außerdem beklagen die Tester, dass das Bedienkonzept zum Teil unschlüssig wirke und Funktionen nicht konsequent genug umgesetzt wurden. Als Beispiel wird das automatische Scrollen im Browser genannt, was das Lesen von Inhalten erleichtern soll. Warum die Funktion allerdings nicht in der Kindle-App des Amazon Fire Phone implementiert wurde erschließt sich den Testern nicht. Das gilt auch für das Fire OS 3.5 selbst: Nicht selten hatten die Tester das Gefühl, den Amazon Appstore als Homescreen zu haben, da anstatt relevanter Inhalte lediglich weitere Apps aus derselben Kategorie vorgeschlagen wurden.
Insgesamt kann man dem Amazon Fire Phone bescheinigen eine gute Hardware und hervorragende Verarbeitung zu haben, aber bei der Software hat Amazon noch einiges an Arbeit vor sich. Für ein Smartphone das knapp 600 US-Dollar kostet und exklusiv bei einem Netzbetreiber verkauft wird, ist das in Kombination inakzeptabel. Und ob es überhaupt nach Deutschland kommt wie die Kindle-Fire-Tablets ist noch nicht bekannt.
Aber genügend Zeit um die Mängel des Amazon Fire Phone zu beheben wäre damit vorhanden.