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Motorola One im Test: Alte Hardware im frischen Design

Das Motorola One ist das aktuellste Android-Smartphones der Lenovo-Tochter. Der Hersteller wagt den Spagat zwischen einer iPhone-Optik und einem puren Android-Smartphone durch die Teilnahme an dem Android-One-Programm. Der aktuelle Preis um die 225 Euro stimmt schon einmal – über den Rest informiert unser Test.

Motorola hatte sich unter der Führung von Rick Osterloh zu größter Beliebtheit entwickelt. Nicht zuletzt wegen der engen Zusammenarbeit zu Google und dem schlanken Android-Betriebssystem. Es scheint fast, als will der Konzern unter neuer Leitung mit dem Motorola One das alte Erfolgsrezept wiederbeleben. Warum nicht – das hat auch schon bei HMD Global und den Nokia-Smartphones geklappt.

Lieferumfang

Der Verpackungsinhalt ist überschaubar. Motorola packt neben dem eigentlichen Motorola One eine Silikonhülle, ein USB-Typ-C auf USB-Class-A-Kabel, SIM-Tool, eine Anleitung und noch ein Netzteil bei. Doch nicht irgendein Netzteil sondern ein 15-Watt-TurboPower-Ladegerät. Hier soll es Hersteller geben, deren Smartphone zwar über einen Schnelllade-Standard verfügt, das passende Netzteil aber separat gekauft werden muss. In-Ear-Kopfhörer gibt es nicht. Das Unternehmen vertritt den Standpunkt, dass ein „billiges“ Headset eh nicht genutzt wird und sie somit der Umwelt zuliebe darauf verzichten. Ich hingegen habe immer solch ein Headset als Not-Reserve bei mir. Bald wohl nicht mehr.

Verarbeitung

Es stimmt schon – wer das Motorola One das erste Mal in der Hand hält, fühlt sich unweigerlich an die Formgebung eines Apple iPhone erinnert. Ist das ein Problem? Für mich nicht. 150 x 72 x 7,97 Millimeter geballter Kunststoff, von vorn und hinten in Glas eingefasst. Bei einem Gewicht von 162 Gramm liegt das Smartphone angenehm in der Hand. Alle – ausschließlich auf der rechten Seite – untergebrachten Tasten lassen sich sehr gut erreichen und bieten einen optimalen Druckpunkt. Auf der linken Seite befindet sich die Aufnahme für zwei Nano-SIM-Karten und einer zusätzlichen Speicherkarte.

Trotz USB-Type-C-Port an der Unterseite, findet Motorola auf der Oberseite weiterhin Platz für die 3,5 Millimeter Klinke. Das wird zunehmend zur Ausnahme. Wasserschutz gewährt eine P2i-Zertifizierung. Nichts anderes als ein durch eine Nano-Beschichtung erwirkter Staub- und Spritzwasserschutz. Auf der Rückseite hat der chinesische Hersteller einen Fingerabdrucksensor und eine Dual-Kamera untergebracht.

Display

Auf der Front befindet sich das 5,9 Zoll große LTPS-IPS-LC-Display im 19:9-Max Vision-Format und einer Auflösung von 1.520 x 720 Pixel bei 287 ppi. Natürlich mit einer Aussparung für Sensoren, Lautsprecher und der 8-Megapixel-Frontkamera (f/2.2) mit Blitz. Das Thema Notch überspringe ich an dieser Stelle einmal ganz gekonnt. Das Kinn unter dem Display ist uns zu breit, musste aber schließlich Platz für das Motorola-Logo bieten.

 

Der Bildschirm bietet  nur eine HD-Plus-Auflösung. Und in der Tat wirkt er ein wenig kontrastarm. Das kann das Display aber wieder mit einer guten Helligkeit und Blickwinkelstabilität wett machen. Der Farbmodus kann aber in den Einstellungen den eigenen Wünschen manuell angepasst werden. Das kaschiert am Ende gut die für den heutigen Standard zu geringe Auflösung. An einen anpassbaren Nachtmodus wurde ebenfalls gedacht.

Auch das Motorola One besitzt das „Moto Display“. Das bedeutet auch ohne OLED-Display eine Anzeige auf dem Display im Standby. Zumindest wenn eine Nachricht eingeht oder ihr das Smartphone bewegt. Auf Bewegung über den Näherungssensor (so wie andere Motorola-Smartphones) reagiert das „Moto Display“ aber nicht. Die Einstellung dazu findet ihr in der Moto App. Demzufolge gibt es auch keine Benachrichtigungs-LED.

Sound

Trotz zwei Lochreihen rechts und links vom USB-Anschluss, kommt die Musik nur aus der rechten Seite. Wir haben also Mono-Sound. Alles andere hätte uns auch gewundert. Die Ansprüche an derartige Lautsprecher sind traditionell nicht hoch. Und so bestätigt auch der Sound des Motorola One unsere Erwartungen. Nicht wirklich laut aber laut genug. Wenig Bass, ausreichend Mitten und Höhen und trotz maximaler Lautstärke keine Verzerrungen. Dolby Audio und Equalizer-Einstellungen funktionieren auch ohne angeschlossenen Kopfhörer. Ganz im Gegensatz zu dem vorinstallierten FM-Radio.

CPU, GPU und Speicher

Als Prozessor verbaut der chinesische Hersteller einen Snapdragon 625 Octa-Core-Prozessor. Der SoC ist im 14 nm FinFET Verfahren gefertigt und hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel (Februar 2016). Ihm steht ein Adreno 506 mit 650 MHz zur Seite. Der Qualcomm-SoC ist zu einer maximalen Taktfrequenz von 2 GHz in der Lage. Das reicht so ziemlich für alle erhältlichen Spiele aus. Selbst PUBG lässt sich in niedriger Qualität spielen. Für Fortnite hat es dann aber doch „noch“ nicht gereicht.

Mit 4 GB RAM und 64 GB internen Programmspeicher befindet sich das One im soliden Mittelfeld. Bei Bedarf kann der Nutzer via microSD-Speicherkarte bis zu 256 GB aufstocken und das ohne Verlust zwei aktiver SIM-Karten.

Software

Das Motorola One ist Teilnehmer des Android-One-Programm. Das bedeutet nicht nur pures Android ohne Bloatware, sondern auch zwei Jahre Android-Updates. Auf Google Security-Updates gibt es sogar eine Garantie von drei Jahren. Chinesischer Hersteller hin oder her, das bietet dem Kunden die nötige Sicherheit die er beim Kauf eines Smartphones erwartet. Selbst die sonst reichhaltigen Moto-Actions sind bei dem One nur auf die Taschenlampe (zweimal hacken) und Quick Capture (zweimal schnell drehen) begrenzt.

Inzwischen ist auch im Rahmen des Google-Versprechens Android 9.0 Pie eingetroffen, das alle bekannten Features mit sich bringt, darunter auch Digital Wellbeing und die neue Gestensteuerung. Android lässt sich flüssig bedienen. Schneller Seitenaufbau, keine Microruckler oder langes Laden von Anwendungen.

Kamera

Auch Motorola verbaut auf der Rückseite links oben zwei vertikal angeordnete Optiken, die deutlich aus dem Gehäuse hervorstehen. Dazwischen das farbausgleichende LED-Blitzlicht (CCT). Das untere Objektiv erstellt dabei die eigentlichen RGB-Aufnahmen mit bis zu 13 Megapixel bei einem 4:3-Format (9,7 MP bei 16:9) und einer maximalen Blende von f/2.0 inklusive PDAF.

Der obere 2-Megapixel-Sensor (ƒ/2.4) dient ausschließlich der Tiefenmessung bei Portrait-Aufnahmen. Der Bokeh-Effekt kann manuell eingestellt werden. Selbst nachträglich kann die Fotografie mit dem vorinstallierten Portrait-Editor bearbeitet werden. Nicht nur die Tiefenschärfe lässt sich verändern, sondern auch für einen Teilbereich einen Schwarzweiß-Effekt hinzufügen.

Als weitere nette Kamera-Spielerei ist die Funktion „Spotfarbe“ auf dem Motorola One vorinstalliert. Im Sucher wird manuell ein Farbe gewählt, welche als einzige dargestellt wird. Mit einem Regler erzielt der Künstler brauchbare Ergebnisse, wie wir sie beispielsweise von dem Blockbuster Sin City her kennen.

Während Aufnahmen bei Tageslicht zu einem überzeugenden Ergebnis mit ausreichend Kontrast und Detailtreue führen, sind Nachtaufnahmen nahezu unbrauchbar. Hier sei jedoch hinzugefügt, dass diese Paradedisziplin nur von wenigen Smartphones halbwegs bewältigt wird. Das Huawei Mate 20 Pro und Google Pixel 3 sei an dieser Stelle prominent genannt.

Ebenfalls mit Vorsicht zu genießen ist der digitale Zoom. Auf dem Foto mit dem Vogel wurde dieser voll aufgezogen. Die deutlich erkennbaren Artefakte zeigen kein schönes Ergebnis. Unterm Strich reicht die Kamera für die täglichen Schnappschüsse völlig aus. Hier zeigen sich die deutlichsten Unterschiede zur Oberklasse.

Videos lassen sich in UHD mit 30 Bildern oder Full-HD mit 60 Bildern pro Sekunde aufnehmen.

Akku

Der fest verbaute Akku hat eine Kapazität von 3.000 mAh. Eine Zahl die nicht zwingend beeindruckt. Doch hier scheint sich das Display mit der geringen Auflösung bezahlt zu machen. Das Motorola One begeistert im Test mit seinem geringen Verbrauch. Man könnte schon fast von einer verborgenen Superkraft sprechen. Zwei Tage sind bei durchschnittlicher Nutzung kein Problem.

Ist der Akku dann doch einmal leer, lässt er sich mithilfe des mitgelieferten „TurboPower“-Netzteil schnell aufladen. Bereits 20 Minuten reichen dem Motorola One aus, um ausreichend Energie für einen Arbeitstag zu speichern.

Fazit des Motorola One

Das Motorola One ist aufgrund der Teilnahme am Android-One-Programm frei von unnützen Programmen und Bloatware. Zusätzlich gibt Google Garantie auf Updates, was Motorola auch bereits mit Android 9 Pie unter Beweis gestellt hat.

Von der Kamera sind keine Wunder zu erwarten. Genauso wenig wie von dem HD+ auflösenden Display. Dafür beeindruckte uns im Test der 3.000 mAh starke Akku. Zwei Tage mit nur einer Ladung sind keine Utopie.

Das Design, welches uns ein wenig an ein Apple iPhone erinnert, gefällt. Auch oder wegen der Notch. Die Nutzung von zwei SIM-Karten und microSD-Speicherkarte gleichzeitig ist ein nettes Extra, welches wir gerne mitnehmen. Den aktuellen Preis von 225 Euro ist das Motorola One, in den Farben Weiß und Schwarz, allemal wert.

Test Motorola One
  • Hardware - 7.5/10
    7.5/10
  • Verarbeitung - 9.1/10
    9.1/10
  • Software - 9.2/10
    9.2/10
  • Performance - 5.5/10
    5.5/10
  • Kamera - 6.5/10
    6.5/10
  • Akku - 9.3/10
    9.3/10
  • Preis/Leistung - 8.9/10
    8.9/10
8/10

Kurzfassung

Das Motorola One ist das erste Smartphone der Lenovo-Tochter mit Notch und Android-One-Beteiligung. Das garantiert schnelle Updates auf zwei Jahre und ein schlankes Betriebssystem – aktuell Android 9,0 Pie.

Schwächen zeigt das Motorola One bei der Display-Auflösung und den Kamera-Qualitäten im Low-Light-Bereich. Besonders beeindruckt sind wir von der Akku-Laufzeit die durchaus auch einmal zwei Tage übersteigen kann. Wer ein Mittelklasse-Smartphone mit Google Garantie sucht, macht mit dem Kauf des Motorola One keinen Fehler.

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Lino Bentzin

Hallo, ich bin Lino. Ich studiere Medienwissenschaft an der Humboldt-Universität in Berlin und nutze aktuell ein OnePlus 6T. Meine Freundin nutzt ein iPhone 8, sodass ich auch einiges auf dem Gebiet mitbekomme. Mein Hobbys sind neben Technik-Kram, das Kochen, Eishockey, HipHop und die PS4.

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