[Test] Motorola Moto 360 – Gamechanger oder doch nur Standard?
Geht es um das Thema SmartWatch, dann hört man im Grunde seit März 2014 nur noch Moto 360 hier und Moto 360 da. Gemeint ist die erste runde Android Wear SmartWatch aus dem Hause Motorola, die allein aufgrund ihres Aussehens von vielen schon vor Release als Gamechanger bezeichnet wurde. Mehr als ein halbes Jahr später ist es nun langsam so weit, dass die Motorola Moto 360 auch in Deutschland gekauft werden kann. Doch kann die runde Android Wear Uhr all die Hoffnungen befriedigen, nachdem sie so lange gebraucht hat, um für uns Normalsterbliche erreichbar zu sein? Unser nun folgender Test soll klären ob die Moto 360 nach wie vor das Maß aller SmartWatches ist oder ob Motorola einfach zu lange gewartet hat.
Erstkontakt
Ich erinnere mich noch wie heute an den Tag, als ich anlässlich einer Presse-Veranstaltung von meinen Blogger-Kollegen zum ersten Mal von einer neuen runden SmartWatch hörte, die endlich auch wie eine echte Uhr aussehen soll. Alle waren sich einig, wenn diese SmartWatch so raus kommen sollte, dann würde sie sich ein Jeder kaufen.
Nun soviel ist sicher, diese runde Uhr gibt es ganz offiziell seit dem 5. September und ist allseits unter dem Namen Motorola Moto 360 bekannt.
Nachdem auch andere Hersteller mit bekommen haben, welch überwältigende Resonanz die Moto 360 nur aufgrund eines runden Gehäuses, bereits vor erscheinen auf potentielle Kunden und Presse hat, war Schlussendlich der südkoreanische Hersteller LG der Schnellste, der mit der LG G Watch R ebenfalls eine runde SmartWatch mit Android Wear OS am Start hatte. Ebenfalls zur IFA 2014 offiziell vorgestellt, gibt es diese nun auch bei uns in Deutschland zu kaufen. Und sie hat rein optisch einen großen Vorteil gegenüber unserem Testkandidaten: Ihr Display wird im unteren Bereich nicht durch einen Umgebungs- und Beleuchtungssensor abgedeckt.
Während hier die einen abwinken und argumentieren dass man sich daran schnell gewöhnen würde, halten andere dagegen dass dieser Umstand das Ziffernblatt der Uhr regelrecht verunstaltet.
Erste Kritik
Wobei wir auch schon beim Thema wären, denn die Moto 360 musste schon so einiges an Kritik von allen Seiten einstecken: Sei es die mit der Texas Instruments OMAP 3 CPU veraltete Technik, oder der nur 320 mAh starke Akku, der den Nutzer der Uhr, gerade so über den Tag bringt. Letzteres wurde nun zumindest mit einem Software Update auf die Version KGW42R, von Motorola auf 2 Tage mit einer vollständigen Ladung angehoben. Diese erfolgt im übrigen auf Basis der Qi-Technologie mitgelieferten Ladestation, die dann mit einem schönen WatchFace als Nachttisch-Uhr verwendet werden kann.
Bei der Gelegenheit sei noch gleich erwähnt, dass uns dieses „Lade-WatchFace“ derart gut gefällt, dass wir es gleich einmal für alle Android Wear Uhren im Google Play Store gratis zur Verfügung gestellt haben.
Der Vergleich
Ich persönlich – als intensiver Samsung Gear 2 Nutzer (siehe Samsung get fit Challenge) – habe mich schnell an deren Vorzüge gewöhnt, sodass mir beispielsweise ein fehlender Infrarot-Blaster oder eine nicht vorhandene Kamera, sofort auffallen. Gut über den Nutzen der Kamera lässt sich streiten, ich zumindest habe sie gerade beim joggen für ein schnelles Foto genutzt, da das Smartphone sicher in der Armtasche verstaut war.
Kleiner Tipp am Rande: Solltet ihr die Moto 360 aufgrund ihres verbauten Herzfrequenzsensors oder eine andere Android Wear SmartWatch in Verbindung mit Runtastic und Spotify nutzen wollen, so wie ich es beim Laufen getestet habe, achtet darauf dass ihr die Uhr nicht mit einem Pullover abdeckt. Denn das Display ist Touch sensitiv und reagiert wohl allen Anschein nach auch auf alles andere, wie Regentropfen oder einem Pullover-Ärmel. Ergebnis war, dass meine Runtastic Aufzeichnung mitten im Training beendet wurde, ohne das ich davon wirklich Notiz genommen hätte.
Beim Thema „Was hat die Samsung Gear, was die Moto 360 nicht hat?“ fällt mir natürlich noch das Fehlen eines Lautsprechers ein. Dafür hat die Motorola SmartWatch eben einen eingebauten Vibrationsmotor um auf sich aufmerksam zu machen.
Last but not least, fehlt der Moto 360 die Funktion eines sogenannten Ruhemodus. Die Samsung Gear 2 schaltet nämlich in diesen die Display-Automatik aus, sodass der Nutzer in der Nacht nicht durch eine Armbewegung Stadion-Beleuchtung im Schlafzimmer hat und trackt ganz nebenbei auch noch den Schlaf. Dies dürfte aber in Kürze mit einer entsprechenden Android Wear App behoben werden können.
Style
Dennoch bin ich zwischen der Tizen Uhr von Samsung und der Moto 360 hin und her gerissen. Denn rein optisch – und da machen wir uns nichts vor, solch eine Uhr ist auch ein adrettes Mode Accessoire – liegt die Moto 360 bei mir ganz hoch im Kurs. Die Sorge dass die Uhr an meinem schmalen Handgelenk zu klobig aussehen würde, war völlig unbegründet und einer eckigen SmartWatch kann ich einfach nichts abgewinnen. Hinzukommt dass die runde Motorola SmartWatch auch ihr Display nahezu an den Rand bringt, womit unsere hauseigenen WatchFaces noch einmal besser zur Geltung kommen, als beispielsweise bei einer LG G Watch R, die trotz hellerem und höher auflösenden POLED Display, ordentlich Platz durch ihre nicht verstellbar Lünette einbüßt.
Unterm Strich sind sogar die Außenmaße der beiden Uhrengehäuse nahezu gleich groß. Nur die anzuzeigende Fläche ist trotz unten abgeschnittenen Display, bei der Moto deutlich größer. Ein Punkt der mich im übrigen – wie oben schon erwähnt – echt abnervt. Hat man nicht ein „Moto 360“ optimiertes WatchFace, welches wir – wo ich es gerade erwähne – natürlich mit „FRUGAL“ auch anbieten, dann ist einfach mal komplett die 6 unten verdeckt.
Trotz dieser Kritik ist die Moto 360 einfach aufgrund ihres Aussehen mein absoluter Favorit, wenn es um Mode, Aussehen und Style geht. Und um dieses Thema noch „rund“ zu machen, möchte ich noch darauf hinweisen, dass wie von vielen immer wieder fälschlicherweise kommuniziert wird, das Horween Lederarmband nicht gegen jedes handelsübliche 22 mm Standard Uhrenarmband getauscht werden kann.
Zumindest geht es nicht so ohne weiteres, wie unser folgendes Video noch einmal demonstriert:
Doch wie Stefan bereits schon berichtet hat (zum Beitrag), ist Motorola kurz davor ein paar individuelle, darunter auch Metallarmbänder, separat zum Verkauf anzubieten.
Android Wear
Das aus Edelstahl gefertigte runde Schmuckstück aus dem Hause Motorola kann Dank Android Wear Betriebssystem noch einiges anderes, als „nur“ gut aussehen und die Uhrzeit anzeigen. Und da muss ich sagen, bin ich mit dem Googles Betriebssystem für Wearable Devices noch nicht so richtig grün geworden.
Ich persönlich finde die intuitive Benutzung eher grenzwertig. Schnell an eine Anwendung ran kommen, ist ohne Zusatz-Anwendungen wie den Mini Launcher, gar nicht möglich. Gut – das könnte daran liegen, dass Googles Konzept auf der Suchfunktion und Sprachsteuerung Google now basiert und primär nur zum Anzeigen von Benachrichtigungen in weg wischbaren Kartenform, gedacht ist.
Die Idee an sich, auf einem „Mini-Display“ keine Tastatur bedienen zu müssen, bekommt auch meine Hochachtung, nur leider funktioniert der Google Sprachassistent noch nicht so intuitiv, wie man es sich wünschen würde. Anwendungen oder Befehle die man in Auftrag geben möchte, müssen praktisch auswendig gelernt sein und sind von der Vielfalt noch sehr begrenzt.
Eventuell muss man aber Android Wear auch erst einmal eine Chance geben sich richtig zu entwickeln. Denn gerade das letzte Update auf die Version 4.4W.2 hat mit neuen Bluetooth-Funktionen und der Möglichkeit offline Musik mit der SmartWatch hören zu können, bewiesen das noch einiges an Potential in dem OS steckt.
Technische Daten der Motorola Moto 360Bluetooth
Technische Daten |
Motorola Moto 360 |
Prozessor |
Texas Instruments OMAP 3 (3630) 1 GHz |
Betriebssystem |
Android Wear 4.4W.2 |
Interner Speicher |
4 GB |
RAM |
512 MB |
Display |
1,56 Zoll Backlit LCD mit 320 x 290 Pixel (205 ppi) und Corning Gorilla Glass 3 |
Sensoren |
Accelerometer, Proximity, Licht, Pedometer, Herzfrequenz |
Abmessungen (HxBxT mm) |
11,5 x 46 x 46 mm |
Gewicht |
49 Gramm |
Gehäusematerial |
Edelstahl-Rahmen, Rückseite aus Kunststoff |
Kamera |
keine |
Akkutyp |
Fest verbauter Li-Ion |
Kapazität |
3,8 V/320 mAh |
Standby-Zeit |
bis zu 24-48 Stunden gemischte Nutzung |
Preis |
UVP 249,- Euro (Schwarz und Silber) |
Besonderheit | IP 67 Staub- und Wassergeschützt, Vibrationsmotor, Qi-Technologie, Dual-Mikrofone, Bluetooth 4.0 Low Energy |
Fazit
Die Frage die sich mir primär vom ersten Tag an stellte war, ob die Motorola Moto 360 tatsächlich der Gamechanger in Sachen SmartWatches ist, wie er im Vorfeld schon von vielen vermutet und prognostiziert wurde. Meiner Meinung nach, für jemanden der wie ich ebenfalls großen Wert auf Design und Optik legt, ja. Die Moto 360 ist aktuell die einzige SmartWatch die mir rein vom Aussehen gefällt. Keineswegs ist die Uhr in meinen Augen zu groß, obwohl ich wirklich eher über ein eher schlankes Armgelenk verfüge. Das nach IP67 Wasserfeste und runde Edelstahlgehäuse, als auch das unter dem Corning Gorilla Glass 3 befindliche Display, welches mit der kleinen Ausnahme des Beleuchtungssensors bis an den Rand geht, sucht nach wie vor seinesgleichen.
Dem gegenüber steht der – nach dem Update für ca. 2 Tage Laufzeit sorgende – 320 mAh „schwache“ Akku, der via kabelloser Ladestation aufgeladen werden kann. Das in Verbindung mit dem Android Wear Betriebssystem, das in meinen Augen noch nicht so weit ist, dass es einen wirklichen Mehrwert bringt, lässt nur ein Urteil zu: Wer auf neue Android Gadgets steht die auch noch toll aussehen, der ist mit der Motorola Moto 360 zu einem unverbindlichen Preis von 249 Euro mehr als gut aufgehoben. Wer allerdings eine solche Summe nur ausgibt, wenn er dafür einen echten Mehrwert erhält, der sich durch eine sinnvoller Erleichterung im Tag täglichen Einsatz beweist, der sollte eventuell noch auf das Nachfolgemodell der Moto 360 warten.
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