OnePlus 9 Pro im Langzeittest: Stillstand auf hohem Niveau
Ende März 2021 präsentierte uns OnePlus-CEO Pete Lau offiziell das OnePlus 9 und OnePlus 9 Pro. Zwei Android-Smartphones der Premiumklasse, welche der Konzern im halbjährlichen Turnus mit den neuesten Funktionen ausstattet. Dieses Jahr ist es die Kooperation mit dem Traditions-Unternehmen Hasselblad, welches die Erwartungshaltung in Richtung Kamera-Ergebnisse unweigerlich nach oben schraubt. Wir haben das Pro-Modell nun knapp ein Quartal lang im täglichen Einsatz getestet und berichten von unseren Ergebnissen – gerade auch im direkten Vergleich zum OnePlus 8 Pro – dem Vorgänger.
Die glanzvollen Zeiten wo OnePlus-Smartphones automatisch ein synonym für ein Flaggschiff-Killer waren sind vorbei und werden im Sommer 2021 von dem Realme GT (zum Test) übernommen. Also musste die chinesische BBK-Tochter sich neu erfinden. Und was ist da naheliegender sich von dem einstigen Erfolg von Huawei inspirieren zu lassen und sich einen Kamera-Experten mit entsprechender Expertise als Kooperationspartner zu suchen. Und wenngleich die Leica Camera AG aktuell wieder zur Verfügung stehen würde, ist es das schwedische Unternehmen Hasselblad geworden. Eine kleine Entscheidungshilfe könnte da unter Umständen auch gewesen sein, dass Hasselblad zwar seinen Firmensitz nach wie vor in Göteborg hat, seit 2017 mehrheitlich dem chinesischen Unternehmen DJI gehört. Richtig – dem Drohnen-Hersteller.
Ob der klangvolle Name auch schon den großen Unterschied hatten wir bereits im Kameravergleich getestet. Doch wollen wir nicht zu viel verraten. Geht es in dem Test ja nicht nur ausschließlich um den Mehrwert des Hasselblad-Logos.
Design und Verarbeitung
OnePlus verzeichnet nun kontinuierlich seit vielen Jahren eine konstante Qualität an hochwertigen Smartphones. Das gilt sowohl für die Wahl der Materialen als auch die Verarbeitung. Und so wundert es auch nicht, dass das OnePlus 9 Pro diesen Anspruch spielend gerecht wird. Die Oppo-Schwester (bald wohl Tochter) bietet das aktuelle Premium-Smartphone in zwei unterschiedlichen Speicher-Konfigurationen an. Einmal 8/128 GB zum Preis von 899 Euro oder 12/256 GB zum Preis von 999 Euro. Die Farbe Morning Mist (Silber) gibt es nur für das „kleinere“ Modell. Stellar Black gibt es hingegen für beide Versionen und das schicke Pine Green – für das wir uns entschieden haben – gibt es nur exklusiv, wenn man die volle Speicherhütte wählt. Kollegen berichten das Morning Mist großer Mist ist, aufgrund dessen, dass wirklich jeder Fingerabdruck sich auf der Rückseite verewigt. Bei uns? Fehlanzeige.
Das 163,2 x 73,6 x 8,7 Millimeter große und 197 Gramm schwere OnePlus 9 Pro ist nicht nur schmaler, sondern auch einen Tick kürzer als sein Vorgänger mit 165,3 x 74,3 x 8,5 Millimeter. Das Kamera-Array ist nun nach links gerückt und hat den Hassleblad-Schriftzug bekommen. Generell schaut diese Einheit weniger aus dem Gehäuse als bei dem Vorgänger. Dafür schauen zumindest die beiden oberen Objektive ein wenig hervor um wieder auf die benötigte Gesamttiefe zu gelangen.
Auch die gewohnte Position der Lautstärkewippe auf der linken Seite und dem von oben nach unten auf der rechten Seite untergebrachten Alert-Slider, sowie Power- und Standby-Button ist identisch geblieben. Wenngleich die Regulierung der Lautstärke ein wenig in Richtung Mitte gerutscht ist. Besser.
Ebenfalls Ober- und Unterseite weisen keine Unterschiede zum Vorgänger auf. Oben eine Öffnung für ein Mikrofon und unten von links nach rechts der SIM-Tray für zwei Nano-SIM-Karten (keine Option für eine microSD-Karte), eine weitere Mikrofon-Öffnung, der USB-Type-C-Port und ganz rechts einer der beiden Stereo-Lautsprecher. Der zweite befindet sich oberhalb des Fluid-AMOLED-Displays. Und obwohl OnePlus mit dem Sound deutlich weniger wirbt als manch anderer Hersteller, ist der Klang bedeutend besser und auch ausgewogener.
Eine 3,5 Millimeter große Audio-Klinkenbuchse gibt es auch diese Saison nicht.
Display
Das OnePlus 9 Pro besitzt ein 6,7 Zoll großes „Fluid AMOLED“-Display, welches mit einer maximalen Auflösung von 3.216 x 1.440 Pixel (QHD+) bei 525 ppi daher kommt. Das ist schon einmal eine ordentliche Ansage und tatsächlich einen Tick besser als noch im 8 Pro. Auch hier die maximale Bildwiederholrate von 120 Hertz bei einem Seitenverhältnis von 20.1:9. Optisch wird diese minimale höhere Pixelzahl jedoch nicht deutlich, auch wenn man beide Smartphones nebeneinander legt.
Das Display macht auf mich gewohnt einen hervorragenden Eindruck und ist eines der besten am Markt. Die maximale Helligkeit beträgt laut Datenblatt 1.300 nits. Tatsächlich messen wir 1043 nits, was allemal reicht um unter dem Sonnenlicht mit dem Smartphone noch arbeiten zu können. Die Farben sind erfreulich satt und kontrastreich und erlauben ein paar Detaileinstellungen je nach Geschmack des Nutzers. Auch bei der Blickwinkelstabilität gibt es kein Grund zu klagen.
Wer das Display mit der maximalen Auflösung (QHD+) nutzt, hat nach wie vor bei einigen Spielen und Anwendungen einen Nachteil von nicht genutzte Fläche oben in der Statusbar. So habe ich beispielsweise beim Spielen von Need for Speed links (oben) immer einen schwarzen Balken. Dieser Bereich wurde bei meinem OnePlus 7T Pro noch voll dargestellt. Dieses Smartphone hatte jedoch noch eine Pop-Up-Kamera für die Front. Wählt man jedoch ein niedrige Auflösung wie beispielsweise 2.340 x 1.080 Pixel (FHD+), ist der schwarze Balken im Game ebenfalls Geschichte. Ist jedoch bei Spielen wo eine hohe Auflösung häufig von Vorteil ist, eher kontraproduktiv.
Beim Vorgänger gab es beim Display von Zeit zu Zeit Fehler bei der Touch-Eingabe. Sprich das Panel reagierte schlichtweg nicht. Dieses Problem gibt es beim OnePlus 9 Pro nicht mehr. Vermutlich mitverantwortlich die neue Einstellung „Hyper Touch“. Ebenfalls als gelöst kann ich die Konflikte mit dem seitlich abgerundeten Display verzeichnen. Mit dem 8 Pro hatte ich beispielsweise große Schwierigkeiten mit der Mikrofon-Taste unten rechts bei WhatsApp. Seitdem ich das 9 Pro nutze gehört das der Vergangenheit an. Nachdem ich die Funktion der Arretierung dieser Taste (nach oben ziehen) herausgefunden habe, sehr zum Leidwesen meiner Chatpartner.
Keine Frage, auch das OnePlus 9 Pro besitzt ein Always-on-Display mit vielen vorgefertigten Uhren für den Sperrbildschirm. Auch die von mir seit dem CyanogenMod geliebte Funktion, mit einen doppelten Tap das Display ein- und auszuschalten ist erhalten geblieben. Eine Benachrichtigungs-LED gibt es nicht, dafür aber ein seitliches LED-Licht, bei OnePlus „Horizon light“ genannt.
Prozessor und Speicher
Vermutlich der Hauptgrund für das OnePlus 9 Pro ist der verbaute Snapdragon 888 Octa-Core-Prozessor. Aktuell gibt es von dem kalifornischen Chip-Hersteller nichts besseres. Hersteller, die wie Xiaomi im Mi 11 die ersten sein wollten, welche den Flaggschiff-SoC (System on a Chip) präsentieren, hatten den Nachteil den Prozessor noch nicht richtig justiert zu haben. Beim Mi 11 führte das zu erhöhten Temperaturen und Frame-Drops (zum Test). Diese Probleme hat das OnePlus augenscheinlich nicht. Die Temperaturen waren zu keinem Zeitpunkt über 41,1 Grad zu bekommen, was von den 50 Grad des Mi 11 weit entfernt scheint.
Doch ein genauerer Blick auf die Auswertung zeigen, dass der Prozessor softwaretechnisch im Zaum gehalten wird. Exakt bei 41,2 Grad wird die CPU (Central Processing Unit) gedrosselt, sodass die Temperatur auf geschmeidige 38,5 Grad runter geht. In unseren Augen ist das absolut legitim und vermutlich besser als Frame-Drops in Kauf nehmen zu müssen. Nur stellt sich dann so langsam die Frage nach dem Sinn immer schnellerer Prozessoren, wenn sie am Ende doch im Zaum gehalten werden müssen. Unter dem Aspekt betrachtet, wird der Snapdragon 865 des OnePlus 8 Pro vermutlich genauso schnell sein.
Der Snapdragon 888 kommt in einer 1+3+4-Konfiguration mit dem neuen ARM Cortex-X1-Kern. Dieser Prime-Core bietet eine maximale Taktfrequenz von 2,84 GHz und liegt somit einem IPC (Instructions per Cycle) von 22 Prozent über dem Cortex-A78. Von diesem Performance-Core (A78) hat der Snapdragon 888 gleich drei verbaut, welche mit einer maximalen Taktrate von 2,4 GHz angegeben sind. Bei den restlichen vier Energie effizienten ARM Cortex-A55-Kernen bleibt es bei den bekannten 1,8 GHz.
Die Leistung ist über jeden Zweifel erhaben. Man wird wohl kein Spiel im Google Play Store finden, welches die CPU (Central Processing Unit) an den Rand der Performance bringt.
Speichertechnisch bietet OnePlus erneut zwei mögliche Optionen. Vermutlich weil traditionell auch keine Möglichkeit zur Erweiterung via microSD-Karte besteht. So muss der potentielle Kunde seinen Bedarf vor dem Kauf sorgsam ermitteln. Unterm Strich werden vermutlich die meisten auf Nummer sicher gehen und zu den 12 GB LPDDR5 RAM und die 256 GB UFS 3.1 2-LANE internen Programmspeicher-Version greifen, obwohl die 8 GB RAM und 128 GB Speicher in 99 Prozent aller Fälle auch reichen würden.
Das ist 1:1 die identische Konfiguration, wie sie auch schon für das 8 Pro verfügbar war. Abgesehen von dem Snapdragon 865 Octa-Core-Prozessor. Ab Werk verbraucht das Android OS mit den vorinstallierten Anwendungen knapp 25 GB.
Kamera des OnePlus 9 Pro
Die Hardware
Das Setup den OnePlus 9 Pro besteht aus einer 48 Megapixel Primärkamera mit einer Blende f/1.8. Der Sony IMX789-Sensor wird durch elektronische und optische Bildstabilisierung unterstützt.
Auch die 50-Megapixel-Ultra-Weitwinkel-Einheit wird bei OnePlus als Hauptkamera bezeichnet. Doch anders als das (Noch)Schwesterunternehmen Oppo beim Find X3 Pro (zum Test) verwendet man hier nicht ein und den selben Sensor, sondern einen Sony IMX766 mit einer Blende von f/2.2. Hier verbaut der chinesische Hersteller aber sogenannte „Freeform-Linsen“ welche die seitlichen Wölbungen bei Weitwinkelaufnahmen negieren soll. Aber eben anders als sonst nicht per Software, sondern der Hardware.
Weiter geht es mit einer 8-Megapixel Telefoto-Kamera mit einer Blende von f/2.4 mit optischer Bildstabilisierung. Diese bietet eine 3,3-fach verlustfreie Vergrößerung. Maximal ist es ein 30-facher Zoom. Unterstützung gibt es von einem Phase Detection Autofocus. Den Abschluss macht ein 2-Megapixel Monochrome-Sensor mit einer Blende von f/2.4, welchen man sich auch gern hätte sparen können.
Frontkamera
Auf der Front gibt es oben links eine 16 Megapixel auflösende Kamera (Punch Hole), ebenfalls mit einer Blende von 2.4. Vermutlich der identische Sony IMX471-Sensor wie im OnePlus 8 Pro an gleicher Stelle.
An dieser Stelle haben wir die Ergebnisse des Kameravergleichstest des OnePlus 9 Pro versus OnePlus 8 Pro herangezogen.
Selfie- und Bokeh-Aufnahmen
Beim Selfie gefällt das 8 Pro deutlich besser, da es einfach besser im Gesicht ausgeleuchtet ist. Dennoch scheint die Dynamik mehr auf der Seite von Hasselblad zu liegen. Das genaue Gegenteil scheint bei Bokeh-Aufnahmen, welche mit der Hauptkamera erstellt wurden. Beim 8 Pro drohen die dunklen Bereiche oben links in der Unendlichkeit zu verschwinden.
Tagesaufnahmen
Beide Smartphones kommen gut mit Tagesaufnahmen zurecht. Der Unterschied ist nur marginal. Dennoch scheint die Hasselblad-Kamera des 9 Pro, etwas mehr Farbe einzuhauchen. Gerade mit Blick auf den Himmel ist beim jüngsten Modell mehr Dynamik und mehr Blau zu erkennen. Gerade bei einem Wolkenreichen Himmel kann dies von Vorteil sein.
Aufnahmen gegen die Sonne meistern beide nahezu perfekt. An der Stelle sei vielleicht auch einmal vermerkt, das die Kooperation zwischen OnePlus und Hasselblad sich aktuell auf die Software beschränkt. Sprich, die Schweden kümmern sich um das Farb-Management und Kalibrierung.
Weitwinkel-Aufnahmen
Bei den Weitwinkelaufnahmen habe ich eigentlich die größten Unterschiede erwartet. Doch beide Kameras bekommen die Glättung an Seiten sehr gut hin. Für mich der größte Unterschied, dass das OnePlus 9 Pro allen Anschein nach ein größeres Sichtfeld hat.
Zoom-Aufnahmen
Ich glaube auf dem Gebiet sind die Unterschiede am deutlichsten zu erkennen. Hatte ich bei der Hardware noch den Verdacht, dass es sich hier nach wie vor um die gleichen Sensoren handelt, kann das nun ausgeschlossen werden. Der Zoom ist bei der Hasselblad-Kamera eindeutig besser. Wobei das allerdings nur für die 30-fache Vergrößerung zutrifft. Alles was davor vergrößert wird ist beim OnePlus 8 Pro deutlich heller. Jedoch war bereits bekannt, dass der Weißabgleich zuweilen nicht hinterher kam.
Makro-Aufnahmen
Bei den Makroaufnahmen kann das OnePlus 8 Pro deutlich punkten. Man kann mit der Kamera deutlich näher an das Motiv ran gehen, obwohl beide Kameras eine Entfernung von 3 bis 4 Zentimetern empfehlen. Bei den Fotos wurde explizit ohne zusätzlichen Zoom gearbeitet um ein möglichst neutrales Ergebnis zu bekommen.
Nachtaufnahmen
Bei den Nachtaufnahmen ist wieder einmal die Hasselblad-Farbakzentuierung deutlich zu erkennen. Während bei den ersten Aufnahmen (Tulpen) die Hand vor den Augen nicht zu sehen war, sieht man das der Nachtmodus eine längere Belichtung nutzt. Das macht Bild zwar das 8 Pro Ergebnis heller, jedoch ohne Stativ ist das Foto kaum zu gebrauchen. Bei dem Motiv der Volkshochschule ist erneut mehr Farbe zu erkennen. Wem hier was besser gefällt, ist wie bereits erwähnt Geschmackssache.
Fotos nach dem Update auf Version OxygenOS 11.2.7.7
Zwischen den Vergleichsfotos und dem heutigen Test, gab es inzwischen fünf Updates. Fast alle haben sich neben dem Stromverbrauch auch der Kamera gewidmet. So ist zuletzt von einer neuen HDR-Funktion für die Video-Aufzeichnungen zu lesen, als auch Anpassungen der Bedienleiste und der Rauschreduzierung. Gleich mehrfach wurde der Weißabgleich nachjustiert. Auch die Bildschärfe, die Zoomleistung als auch die Kamerastabilität im Allgemeinen hat laut OnePlus eine Verbesserung erfahren dürfen. Daher hier noch ein paar Testfotos, welche zum Teil noch heute erstellt wurden.
Kamera-Fazit
Auf den ersten Blick sind die Unterschiede zwischen dem Vorgänger und der aktuellen „Hasselblad-Kamera“ nur marginal. Im Detail betrachtet gibt es sie jedoch dennoch. Der Farb-Touch der Schweden ist natürlich eines der genannten Merkmale, wenngleich eher auf Softwarebasis realisiert. Aber sei es drum. Auch beim Thema Nachtaufnahme verspüren wir eine Weiterentwicklung. Und das ist ja bekanntlich die Paradedisziplin der Smartphone-Fotografie.
Verwundert waren wir von den Ergebnissen der neuen FreeForm-Linse. Sollte sie doch gerade bei der Krümmung am Rand des Bildes deutliche Unterschiede hervorbringen. Tut sie aber unsrer Meinung nach nicht wirklich sichtbar. Sie war eben vorher schon nicht schlecht.
Zusammenfassend bleibt also zu erwähnen, dass das Kamera-Setup des OnePlus 9 Pro durchweg sehr gute Foto-Ergebnisse in allen Bereichen liefert. Das Hasselblad-Logo sorgt zumindest dafür, dass OnePlus besonders bemüht ist sämtliche Expertisen zu integrieren, was man an der Menge von Software-Updates deutlich spürt. Wer jedoch ein OnePlus 8 Pro sein Eigen nennt, braucht wegen dem Hasselblad-Logo nicht über einen Wechsel nachdenken.
Akku des OnePlus 9 Pro
Der Akku hat in der Tat zum Vorgänger in der Gesamtkapazität Verluste hinnehmen müssen. Gut – bei 4.500 mAh handelt es sich lediglich um ein Manko von 10 mAh was zumindest auf dem Datenblatt einmal zu vernachlässigen wäre. Doch wie sieht es im täglichen Einsatz aus? Kann der Snapdragon 888 tatsächlich sein Energie effizienteres Verhalten unter Beweis stellen? Eher nicht. Und das scheint auch dieses Jahr der größte Kritikpunkt für das OnePlus 9 Pro sein. Denn auch sein Vorgänger wollte schon bei intensiver Nutzung nicht über einen Tag ohne Steckdose auskommen.
Inzwischen gab es schon ein paar Updates welche dieses Problem angegangen sind. Doch so richtig scheint die BBK-Tochter das nicht in den Griff zu bekommen. Da bringt auch die Reduzierung der Bildwiederholrate und eine niedrige Auflösung nichts. Es bedarf schon eine Einschränkung um einen Tag ohne Netzteil zu überleben. Wäre bei anderen Herstellern das gleiche Verhalten fest zu stellen, würde ich mich vermutlich gar nicht so kritisch äußern. Ist aber nicht so.
Bleibt am Ende des Tages nur die Kompensierung durch das extrem schnelle 65 Watt „Warp Charge“. Das ist in der Tat unmenschlich. Verantwortlich die gleiche Technologie wie bei Xiaomi, welche zwei Akkus (á 2.250 mAh) verbaut. So ist es durchaus möglich nicht nur sich, sondern auch das Smartphone vor dem Gang aus der Wohnung „frisch zu machen“. Nicht mal 10 Minuten Druckbetankung bewirken hier schon Wunder. Eine vollständige Ladung dauert keine 30 Minuten.
Alternativ unterstützt das 9 Pro auch kabelloses Laden, sodass ebenfalls die „Zwischen-Ladung“ in der PKW-Mittelkonsole (sofern unterstützt) möglich ist. Mit dem haueigenen Wireless Charger (knapp 70 Euro bei Amazon)* sogar mit 50 Watt. Hier dauert eine Komplettladung 48 Minuten.
Sicherheit und Software
Was mir bis heute noch niemand halbwegs überzeugend erklären konnte, warum OnePlus den Fingerabdrucksensor unter dem Displayglas nun plötzlich weiter unten an den Rand positionieren musste? Wenn mir einer erzählt, es sei damit dieser besser mit dem Daumen erreicht werden kann, während er das OnePlus 9 Pro mit einer Hand hält, dann gibt es gleich die berühmte Batman-Schelle.
Eher habe ich das Gefühl das so eher mal das Smartphone aus der Hand fällt und der Konzern so ein paar Geräte mehr – oder zumindest ein paar Display-Reparaturen – verkaufen kann. Reine Unterstellung meinerseits natürlich. Leider hat sich die Zuverlässigkeit auch eher verschlechtert. Ich habe das subjektive Gefühl ich muss nun den Finger deutlich länger draufhalten, als noch bei dem Vorgänger. Unterm Strich dürfte das nicht die Kaufentscheidung beeinflussen, ist aber dennoch ein Rückschritt den ich benennen möchte.
Natürlich gibt es auch die Alternative der sicheren Entsperrung via Gesichtserkennung (Face Unlock). Diese funktioniert nach wie vor schnell und zuverlässig über die Frontkamera.
Auf dem OnePlus 9 Pro ist ab Werk OxygenOS 11 auf Basis von Android 11 vorinstalliert. Wie bereits bei der Kategorie Akku und Kamera thematisiert, gab es da bereits in seinem kurzen Lebenszyklus einige Updates. Einerseits freut es den Nutzer wenn der Hersteller bei seinem Smartphone am Ball bleibt. Doch irgendwie vermittelt es auch ein wenig das Gefühl als Betatester zu fungieren. Andererseits hat es den positiven Nebeneffekt das auch der Google Sicherheitspatch mit dem Monat Mai relativ aktuell sind. Das Google Play-Systemupdate ist sogar vom 1. Juni 2021.
Es ist kein Geheimnis das ich größter Fan von OxygenOS – der Weiterentwicklung von CyanogenOS – bin. Auch nach so langer Zeit und den stetigen Verbesserungen der MIUI von Xiaomi finde ich immer wieder kleine Kniffe die mir nur dieser Hersteller bietet. Beispiel Doppel-Tap zum ein- und ausschalten des Displays.
Die vorinstallierten Anwendungen, welche gern als Bloatware bezeichnet werden, halten sich bei OnePlus auf ein Minimum. Vielleicht würde auch nicht jeder so die eigenen Anwendungen wie die Community-App titulieren. Auch OnePlus hat inzwischen einen Pro Gaming-Modus, welcher nach eigenen Angaben von „eSport-Pionieren geschaffen wurde“. Dieser lässt sich In-Game über die kleine Head-Up-Anzeige aktivieren und bietet neben einer erweiterten DND eine Prozessor-Optimierung und erweiterte Netzwerkeinstellungen.
Pro und Contra
Pro
- Hochwertige Verarbeitung
- Eines der besten Displays am Markt
- Sehr gute Foto-Ergebnisse in allen Situationen
- 65T Warp Charge
- kabelloses Laden
Contra
- Keine LTE-5G-Unterstützung bei O2 Germany
- Keine optionale Speichererweiterung via microSD-Karte
- Fingerabdrucksensor zu tief
- Akku-Laufzeit
- Leistungsreduzierung des Snapdragon 888
Das Fazit des OnePlus 9 Pro
Das OnePlus 9 Pro ist groß und schwer und dennoch ein rund um gelungenes Smartphone aus dem Premiumbereich. Top Verarbeitung und auch die technische Leistung braucht sich nicht vor der Konkurrenz zu verstecken. Das Display ist wie in den Jahren zuvor ein Augenschmaus, wenngleich der Balken bei manch einem Spiel in maximaler Auflösung doch irgendwann der Vergangenheit angehören sollte.
Ein wahrer Eklat ist der Tatbestand, dass OnePlus sich seit Jahren weigert die „5G-Policy“ für O2 Deutschland zu aktivieren. Bedeutet im Klartext: O2-Kunden können LTE-5G trotz entsprechender aktivierter Option mit einem OnePlus-Smartphone nicht nutzen. Das wird sich vermutlich auch nicht ändern, solang O2 nicht ein OnePlus-Device mit ins Portfolio aufnimmt.
Das namhafte Hasselblad-Logo der schwedischen Kamera-Experten bietet zumindest farblich einen Unterschied auf den Fotos. Zum Vorgänger sind die Abweichungen marginal. Schadet aber nicht wirklich, denn dessen Ergebnisse waren auch schon hervorragend.
Mit einem Preis von 900, beziehungsweise 1.000 Euro bekommt man längst keinen Flaggschiff-Killer mehr. Gerade die „Noch“-Schwester Oppo bietet mit dem Find X3 Pro von allem noch ein Quentchen mehr (zum Test). Kostet dann aber auch 1.149 Euro. Wer nur auf den Snapdragon 888 aus ist, findet wohl bei dem knapp 400 Euro günstigen Realme GT (zum Test) seine Erfüllung.
Test OnePlus 9 Pro
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Hardware - 9.6/10
9.6/10
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Verarbeitung - 9.1/10
9.1/10
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Software - 8.8/10
8.8/10
-
Performance - 9.1/10
9.1/10
-
Kamera - 8.8/10
8.8/10
-
Akku - 8.6/10
8.6/10
-
Preis/Leistung - 8.7/10
8.7/10
Kurzfassung
Das OnePlus 9 Pro ist das erste Exemplar mit prominenter Hasselblad-Unterstützung. Im Detail ist das auch an den Foto-Ergebnissen hier und da zu erkennen. Einen Wechsel von dem Vorgänger macht diese aber nicht zwingend notwendig. Wie im Übrigen die restliche Ausstattung ebenfalls nicht.
Das Smartphone jedoch für sich allein betrachtet ist trotz 900, bzw. 1.000 Euro mehr als eine Empfehlung wert. Überragendes Display, schnelle Performance und gelungene Fotos. Nur O2-Kunden sollten bei LTE-5G-Bedarf die Finger vom 9 Pro lassen. Es funktioniert einfach nicht!