Google Transit: Erste Verträge mit lokalen Verkehrsverbänden
Seit dieser Woche Montag hat Google ein neues Feature in Deutschland an den Start gebracht, welches schlicht und ergreifend auf den Namen Google Transit hört. Damit ist innerhalb Google Maps die Einbeziehung des Zugverkehrs gemeint, wenn man sich in Google Maps eine Strecke anzeigen lässt. In Amerika schon seit einigen Monaten verfügbar, fehlt dem deutschen Ableger noch ein entscheidender Punkt: Der öffentliche Nahverkehr.
Dass das ein Problem ist weiß natürlich auch Google, weshalb der Internetkonzern aus Mountain View derzeit schwer beschäftigt ist, entsprechende Kooperationsverträge mit den deutschen Verkehrsverbünden abzuschließen. Das dabei erste Erfolge verbucht werden können, berichtet aktuell Spiegel Online. Die ersten Partner für den öffentlichen Personennahverkehr in Google Maps sind die Müncher Verkehrsgesellschaft und der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg, die ihre Netzfahrpläne bereitstellen werden. Die entsprechenden Fahrplandaten werden allerdings erst gegen Ende des Jahres verfügbar sein, immerhin müssen nach den Vertragsabschlüssen die entsprechenden (umfangreichen) Daten erst einmal in das System von Google eingepflegt werden. Beim Münchner Fall wird dies Anfang Dezember sein, pünktlich zum Fahrplanwechsel.
Aber es gibt auch kritische Stimmen, die in erster Linie die Art und Weise des Starts von Google Transit beklagen. So zum Beispiel Peter Vollmer vom Rhein-Main-Verkehrsverbund. Ihm zufolge ist der Start bedauerlich, da man mit der Deutschen Bahn zu früh gestartet ist, ohne die Verhandlungen mit den lokalen Verkehrsverbänden abgeschlossen zu haben. Zwar befinde sich Google derzeit noch mit den Verkehrsverbänden Hamburg und Frankfurt. So kommentierte Vollmer den Start von Google Transit:
„Schade um diesen Start. Auskünfte, die gelinde gesagt nicht praxisnah sind. Damit erweist man dem öffentlichen Verkehr und unseren Kunden einen Bärendienst. […] Wir gehen davon aus, dass sich das jetzige Angebot in gemeinsamer Anstrengung aller Beteiligten im Sinne unserer Kunden verbessern wird.“
Gemeint ist damit, dass der RMV gerne seine S- und U-Bahnen innerhalb von Google Transit sehen würde. Doch nicht nur das ist derzeit noch eine Baustelle, denn derzeit stehen nur statische Soll-Fahrpläne zur Verfügung. Dynamische Daten wie Behinderungen, Baustellen oder Verspätungen sind derzeit nicht vorhanden, sollen aber sobald wie möglich integriert werden. Selbst am Ausbau der Verkehrsdaten ist Google interessiert, weshalb man bereits seit gut 2 Jahren mit den deutschen Verbänden in Verhandlungen stehe. Hinderlich ist vor allem das verlanget Datenformat für die maschinenlesbaren Fahrplandaten: General Transit Feed Specification (GTFS). Das von Google maßgeblich mitentwickelte offene Format scheut derzeit die deutschen Verbände noch, immerhin wollen sie die Kontrolle darüber behalten, wer ihre Daten bekommt und verwendet.
Bis also der Großteil aller deutschen Verkehrsverbände in Google Maps angezeigt werden, wird noch eine Menge Wasser den Rhein/die Elbe/die Donau hinab fließen. Wer solange nicht warten will, muss sich bis dahin mit mehreren Apps behelfen. Dennoch liegt es im Interesse von Google, möglichst schnell zu weiteren Verträgen zu kommen, immerhin hätte der Konzern damit ein nicht zu vernachlässigenden Vorteil gegenüber dem ewigen Konkurrenten Apple: Seit iOS 6 setzt Apple auf eine eigene Karten-App.