Ein Blick ins Innere von Google: Der Code ist wichtiger als das Design
Die Platzhirsche der Smartphone-Welt sind unbestreitbar Apple mit seiner iOS-Plattform und Google mit dessen Android-System. Obwohl beide Plattformen sich teilweise extrem unterscheiden, haben beide Plattformen letzten Endes auch etliches Gemeinsam. Zum Beispiel die eigenen Fans. Nur was kommt dabei heraus, wenn der Feind einen Blick in das Innere werfen kann?
Ein recht interessanter Bericht kommt bei solch einem Unterfangen zustande, wie ihn iOS-Entwickler Chris Hulbert auf seiner Website veröffentlicht hat. Normalerweise ist Hulbert freiberuflicher iOS-Designer, der mit Google und Android eher recht wenig am Hut hat. Dennoch wagte er das Experiment und hat für 3 Monate in der australischen Zentrale von Google in Sydney gearbeitet. Seine Erfahrungen und Eindrücke schildert er unter dem treffenden Titel „Behind enemy lines“, auf Deutsch „Hinter feindlichen Linien“. Das der Bericht nicht ganz ohne klischee-hafte Vergleiche auskommt, lässt sich verschmerzen, schließlich bekommen wir so auch mal einen Einblick in die Arbeit von Google.
Zum Beispiel, dass Google-Mitarbeiter gerne mal etwas über Objective C lästern, der von iOS genutzten Programmiersprache. Das die Syntax beispielsweise komisch sei udn auch andere Apple-Macken, beispielsweise das Apple-Maps-Desaster, werden gerne angesprochen. Im Großen und Ganzen hatte Hulbert das Gefühl einer gewissen Anti-iOS-Haltung gehabt, was man aber als normal betrachten kann. Schließlich ist Google der Haupt-Entwickler von Android, dementsprechend werden Nexus-Geräte eher erwünscht sein anstatt iPhones.
Der Code kommt vor dem Design
Der interessanteste Teil des Berichtes ist aber der Teil, wo Hulbert über den Entwickler-Alltag schreibt. Anscheinend ist die Fehlertoleranz bei Google wirklich sehr niedrig, was sich in sehr vielen Korrekturschleifen und dergleichen wiederspiegelt. Selbst ein falscher Zeilenabstand oder mehr als 80 Zeichen in einer Zeile werden bei der Code-Überprüfung angemerkt, andererseits fallen auf diese Art und Weise gravierendere Fehler auch gleich mit auf. Der daraus resultierende Code ist dafür süperb, wie Hulbert anmerkt. Der Nachteil dieser peniblen Überprüfung ist allerdings auch der, dass das Arbeitstempo dadurch künstlich verringert wird.
Firstly, it’s plainly slower: you do some work, submit it for review, and hopefully by the end of the day it gets reviewed. But if you need to make changes, you’ll typically have to make those changes the following morning after the review feedback, and wait until the end of the following day for the project owner to be out of meetings and available to review your updated code. Due to this, it wasn’t unheard of for a particular piece of code to take a week to get approved.
Deutsche Übersetzung:
Zu aller erst, es ist deutlich langsamer: Du erledigst deine Arbeit, reichst die für die Überprüfung ein und am Ende des Tages wird das dann hoffentlich auch überprüft. Aber wenn du Änderungen durchführen musst, kannst du das üblicherweise erst am nächsten Morgen nach den Ergebnissen der Überprüfung tun und musst wieder bis zum nächsten Morgen warten, bis der Projektleiter mit seinen Meetings fertig ist und deinen überarbeiteten Code anschauen kann. Aus diesem Grund ist es nicht ungewöhnlich, dass ein bestimmter Teil des Codes eine Woche braucht, um genehmigt zu werden.
Der große Unterschied zwischen Apple und Google bzw. iOS und Android wird erst in der Design-Abteilung sichtbar. Hulbert ist es als iOS-Entwickler gewöhnt, nach dem „Design-First“-Ansatz zu arbeiten. Sprich, das Design wird zuerst ausgearbeitet und dient als Vorlage für die Programmierer, welche die Entwürfe dann umsetzen müssen. Bei Google werden vorher erstellte Entwürfe nicht sonderlich beachtet.
However at Google it was noticeable that designs aren’t really taken seriously. Which explains things like android’s less-than-beautiful UI, and google’s generally noticeable lack of focus on design.
Deutsche Übersetzung:
Bei Google war es jedoch auffällig, dass Entwürfe nicht wirklich ernst genommen wurden. Das erklärte dann auch Dinge bei Android, wie zum Beispiel die weniger schön aussehende UI und Googles generell fehlender Fokus auf Design.
Auch wenn die Erfahrungen von Chris Hulbert nur auf einer Arbeitszeit von 3 Monaten beruhen und zusätzlich noch auf einem Verfechter der iOS-Plattform, so gewährt uns das einen kleinen Einblick in das Unternehmen Google. Aber etwas Gutes hatte die Zeit bei Google Australien dennoch für Hulbert: Das Essen der Kantine war anscheinend so gut, dass er sich die zugelegten Pfunde wieder abtrainieren musste.
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