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[Test] HTC One M9 – Facelift statt Neuanfang

HTC One M9 Test

Letztes Jahr hatte HTC mit dem HTC One M8 ein richtig gutes Android Smartphone auf den Markt gebracht, welches äußerlich mit nur minimalen Anpassungen dieses Jahr als HTC One M9 vorgestellt wurde. Ob sich der taiwanische Hersteller nur auf seinem preisgekrönten Design ausruht oder nicht, soll unser Test zeigen.

Der MWC 2015 war dieses Jahr eine durchaus spannende Vorstellung, denn mit Samsung und HTC haben gleich zwei große Smartphone-Hersteller völlig gegensätzliche Flaggschiff-Smartphones vorgestellt. Während Samsung mit dem Flaggschiff-Duo Galaxy S6 und Galaxy S6 edge einen mehr als deutlichen Neustart wagt (zum Beitrag), setzt HTC lieber auf bewährtes. Das HTC One M9 untescheidet sich optisch fast nicht von seinem schon hervorragenden Vorgänger, aber reicht es auch aus, an einem bewährten Design festzuhalten und nur in Details zu optimieren?

 

Technische Daten des HTC One M9

Technische Daten


Prozessor

Qualcomm Snapdragon 810 Octa-Core mit 4x 2+1,5 GHz und 64-Bit
GPU: Adreno 430

Betriebssystem

Android 5.0.2 Lollipop mit HTC Sense 7

Interner Speicher

32 GB Interner Speicher (erweiterbar per MicroSD)

RAM

3 GB

Modellbezeichnung

M9

Display

5 Zoll IPS Display mit 1.920 x 1.080 Pixel
und Gorilla Glass 3

Anschlüsse

MicroUSB, 3,5mm Audio Klinkenanschluss

Sensoren

Beschleunigung, Gyroskop, eKompass, Sensor Hub, Magnet, Annäherung und Licht

Abmessungen (HxBxT mm)

144,6 x 69,7 x 9,61 mm

Gewicht

257 Gramm

Gehäusematerial

Aluminium

Kamera

20 Megapixel Kamera, Ultrapixel Frontkamera

Internet

WLAN a/b/g/n/ac

Bluetooth

4.1 HS BLE mit aptX

Akkutyp

Fest verbauter Li-Ion

Kapazität

3,8 V/2.840 mAh

Gesprächszeit

Bis zu 25,4 Std. (2G)/Bis zu 21,7 Std. (3G)

Standby-Zeit

Bis zu 391 Std. (2G)/Bis zu 402 Std. (3G)

Netz

GSM 850/900/1800/1900,
UMTS 900/2100 MHz,
LTE 800/1.800/2.600 MHz

Preis

UVP 749 Euro, 32 GB (ab 616,- Euro, Stand 03.05.15)
Besonderheit BoomSound-Lautsprecher, Infrarot-Sensor, Status-LED, Leistungsfähige Themes Engine

 

Zubehör

Ein schickes Smartphone braucht auch eine schicke Präsentation und das bedeutet einen schicken Karton. Im Fall des HTC One M9 ist das ein weißer Papp-Karton mit einem Muster aus kleinen schwarzen Punkten, die ein wenig an das Dot View Cover erinnern. Leider ist dieses nur ein optionales Zubehör, denn in der Verpackung des aktuellen Flaggschiff Smartphones aus Taiwan befinden sich neben dem Gerät selbst nur noch ein Kabel-Headset mit Gummi-Aufsatz, zwei optionale Gummi-Aufsätze für größere oder kleinere Ohren, ein USB-Kabel nebst USB-Netzteil, ein Piekser mit HTC-Logo zum Öffnen des SIM-Slots und die Schnellstartanleitung plus eine Garantiekarte. Also all das was man auch von anderen Smartphones her kennt. Überraschungen gibt es somit keine.

Uns wurde freundlicherweise ein HTC Dot View Cover für unseren Test mit zur Verfügung gestellt, sodass wir an dieser Stelle auch einmal auf dieses praktische Zubehör eingehen wollen. Denn dabei handelt es sich um ein gummiertes Flip-Cover mit vielen kleinen Löchern auf der Front, durch welche sich diverse Informationen wie Uhrzeit oder auch verpasste Anrufe anzeigen lassen. Auf diese Weise ist nicht nur das Display geschützt, sondern auch noch alle wichtigen Informationen einsehbar.

Das Case selbst macht einen sehr soliden Eindruck und schaltet das HTC One M9 beim Aufklappen automatisch ein und beim zuklappen entsprechend wieder aus. Allerdings ist nur die Klappe selbst gummiert, denn die Rückseite ist aus transparentem Kunststoff und dementsprechend nicht ganz so rutschfest.

 

Design und Verarbeitung

HTC galt schon immer als ein Hersteller, dessen Smartphones in Sachen Verarbeitung allerhöchsten Ansprüchen gerecht werden. Das war schon zu Windows-Mobile-Zeiten so, das war mit dem HTC One X in einem Kunststoff-Gehäuse so und auch das HTC One M9 kann sich absolut sehen lassen. Wie seine beiden direkten Vorgänger steckt das Smartphone in einem Gehäuse aus Aluminium, welches wie aus einem Stück wirkt. Bei genauerem Hinsehen sieht man allerdings, dass es sich um zwei Aluminium-Schalen handelt. Der Rahmen hat eine deutliche Kante, die nach vielleicht 1,5 mm zur Front des Gerätes übergeht.

Das Gehäuse wird dennoch nach wie vor aus einem einzigen Aluminium-Block gefräst, nur eben wie gesagt in zwei Hälften, was auch im iFixIt Teardown sieht. Durch das Metall merkt man dem HTC One M9 jedoch auch sein Gewicht an, denn mit gut 157 Gramm spürt man es bei längerem Halten auch im Arm. Für manchen ist das ja auch ein gutes Zeichen für ein hochwertiges Android Smartphone. Das kühle Metall ist sowieso ein Qualitätssiegel oberster Sorte und mittlerweile ein Markenzeichen für die Top-Smartphones von HTC.

Auch wenn sich optisch nur wenig zum Vorgänger getan hat, lässt sich in einigen Details eine Evolution feststellen. Grundsätzlich hat HTC das Design des HTC One M8 (zum Test) übernommen, aber das HTC One M9 an sich ein wenig kürzer und schmäler gemacht, was bei der Gehäusedicke nicht gelungen ist. Mit 9,6 mm ist es minimal fülliger als der Vorgänger, was durch die kurvige Rückseite allerdings hervorragend kaschiert wird. Dadurch liegt es besser in der Hand als so mancher Konkurrent mit einer flachen Rückseite. Ob man es nun als Nachteil sehen will oder nicht, Fakt ist aber: Das Gehäuse des Smartphones ist scharfkantiger geworden. Wer den Vorgänger kennt und liebt, der muss sich damit erst einmal anfreunden. Andererseits kann man auch die Meinung vertreten, dass das Android Smartphone aus Taiwan damit eine markantere Erscheinung erhält.

Die Front des HTC One M9 ist noch immer dominiert vom 5 Zoll großen Display mit dem bei seinem Vorgänger kritisierten HTC-Logo und den beiden Lautsprechern. Diese nennt HTC nach wie vor BoomSound und sind ebenfalls ein Markenzeichen für die besseren HTC-Modelle. Diese machen richtig viel und vor allem verdammt guten Krach, aber dazu später mehr. Denn auf der Front unterscheidet sich das Smartphone nicht von seinem Vorgänger, was man gutheißen kann oder nicht.

Der erste und optisch vielleicht größte Unterschied zum Vorgänger findet sich indes auf der Rückseite wieder und das ist die Kamera. Den zweiten Sensor für die nachträglich zu verändernde Fokussierung eines Fotos hat sich HTC nun gespart, da die Funktion anscheinend auf zu wenig Gegenliebe gestoßen war. Den zwei-farbigen LED-Blitz hat der Konzern im HTC One M9 übernommen, aber die Einfassung der Kamera wiederum leicht verändert. Die Linse steht nun etwas aus dem Gehäuse hervor, aber da die Einfassung wiederum quadratischer ist, liegt es ohne zu Wackeln auf einer glatten Oberfläche auf.

Eine weitere Veränderung gegenüber dem Vorgänger ist die nun an die Seite des Rahmens gewanderte Power-Taste, welche mit ihrer geriffelten Oberfläche unter den Lautstärke-Tasten sitzt. Das macht die Bedienung um einiges einfacher, da man nun nicht mehr zur Stirnseite greifen und sich beim Einschalten des HTC One M9 nicht mehr halb verrenken muss. Die Tasten selbst stehen nur minimal aus dem Gehäuse heraus und haben einen deutlich spürbaren Druckpunkt. Jedoch könnte der Tasten-Hub selbst etwas knackiger ausfallen.

Über den Lautstärke-Tasten findet sich übrigens der SIM-Karten-Slot für eine Nano-SIM wieder, während auf der gegenüberliegenden Seite der MicroSD-Slot ist. Unter der schwarzen Kunststoff-Abdeckung auf der Stirnseite des Rahmens ist der Infrarot-Sensor des HTC One M9 verbaut und auf der Unterseite des Rahmens befinden sich die MicroUSB-Buchse und die 3,5 mm Audiobuchse. Der Rahmen selbst ist als optischer Akzent in einem Goldton gehalten, der je nach Lichteinfall auch mal einen leichten Kupferton annimmt. Ob das einem gefällt – die Standardfarbe des HTC One M9 nennt sich Gold on Silver – ist Geschmackssache.

So oder so ist es ein mutiger Schritt von HTC, das Design des letztjährigen Flaggschiffs beizubehalten. Andererseits ist der Konzern aus Taiwan nicht der einzige Smartphone-Hersteller mit genau dieser Strategie: Auch Apple und Sony machen das, allerdings wird bei diesen beiden eine solche Entscheidung nicht so stark kritisiert.

 

Display

Da das HTC One M9 lediglich um wenige Millimeter kleiner als sein Vorgänger ist, kommt dasselbe 5 Zoll große IPS-Display zum Einsatz. Entgegen der Konkurrenz bleibt HTC bei 1.920 x 1.080 Pixel, was erneut in 441 PPI resultiert und mehr braucht man nüchtern betrachtet nicht auf einem Smartphone an Auflösung. Erst Recht wenn Helligkeit, Farben und Blickwinkel hervorragend ausfallen wie bei diesem Smartphone. Einzig bei zu steilen Winkeln entstehen minimale Farbverfälschungen, aber wie oft schaut man das Display schon von einem extrem steilen Winkel aus an. Auch wenn das Display richtig hell ist, so hat man dennoch wie bei nahezu jedem Smartphone so seine Probleme unter freiem Himmel bei direktem Sonnenlicht.

 

CPU & GPU

Technisch setzt HTC im HTC One M9 auf das Beste was der Markt derzeit hergeben kann. Könnte man meinen, aber der 64-Bit fähige Achtkern-Prozessor Snapdragon 810 von Qualcomm war dieses Jahr sehr oft im Gespräch mit einer zu hohen Wärme-Entwicklung unter Last und das HTC-Smartphone war einer der ersten unrühmlichen Vertreter mit dem Beweis. Allerdings hat der Konzern mit einem Update dem wirkungsvoll entgegen gewirkt und das Android Smartphone bleibt cooler als noch vor einigen Wochen. Auch wenn die Lösung nicht allzu elegant ist – die einzelnen Kerne werden früher gedrosselt – so ist das Ergebnis rein von der Temperatur her sehr wirkungsvoll. Dennoch erreicht das HTC One M9 im AnTuTu-Benchmark respektable 51.028 Punkte, welche dem Smartphone eine große Leistungsfähigkeit attestieren.

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Als Grafikchip kommt eine aktuelle Adreno 430 GPU zum Einsatz, welche mit 650 MHz eine ordentliche Leistung an den Tag legt. Es gibt eigentlich kaum ein Spiel welches diese GPU ernsthaft an den Rand ihrer Leistungsfähigkeit bringt, sodass theoretisch jedes derzeit erhältliche Spiel für Android ohne Probleme gespielt werden kann. Lediglich GTA Vice City oder Real Racing 3 bringen das HTC One M9 wortwörtlich zum Glühen.

Allerdings hat der Snapdragon 810  über einen längeren Zeitraum erhebliche Probleme die anfänglich verfügbare Leistung über einen längeren Zeitraum aufrecht zu erhalten. Durch das schnellere runtertakten der Kerne bricht die Leistungsfähigkeit ein, was sich im Alltag so gut wie überhaupt nicht bemerkbar macht. Die volle Leistung über einen längeren Zeitraum wird so gut wie nie gefordert und wenn dann nur bei Spielen. Bei solchen Anwendungen tritt das Phänomen zwar nicht nach wenigen Minuten ein, aber wer etwas länger spielt, wird das bemerken.

 

Akku

Nach wie vor ist der Akku und die damit verbundene Ausdauer bei HTC so eine Sache. Mit 2.840 mAh ist dieser zwar erneut größer als der des Vorgängers, aber in einer längeren Ausdauer resultiert das leider nur bedingt. So hielt das HTC One M9 bei Dauerbenutzung gute viereinhalb Stunden durch und kommt auch bei normaler Nutzung – ein bisschen Telefonieren, Chatten via WhatsApp sowie Hangouts, Fotos machen, etwas Musik hören und hier und da mal ein Foto aufnehmen – einen guten Tag durch, bevor es an die Steckdose muss. Die Konkurrenz schafft da zum Teil mehr und das vor allem bei den noch aktuellen Xperia Z3 Modellen von Sony. Warum genau das HTC One M9 keine besseren Werte erzielt, wo doch der Akku etwas größer ist und durch die big.LITTLE-Technologie von ARM auch noch Energie-Effizienter, ist nicht bekannt. Im Idealfall kann HTC mit einem der künftigen Updates hier noch etwas an Ausdauer herauskitzeln. Wünschenswert wäre es.

Zum kompletten Aufladen sollte man ein wenig Zeit einplanen: Mit dem mitgelieferten Netzteil ist der Akku innerhalb von zweieinhalb Stunden wieder voll aufgeladen, während die 50 Prozent in einer Stunde erreicht werden. Ein Schnellladegerät wie es zum Beispiel bei dem Samsung Galaxy S6 / Galaxy S6 edge schon dabei liegt, muss man bei HTC separat erwerben.

 

Konnektivität

Natürlich bietet en Flaggschiff-Smartphone alles Erdenkliche an Kommunikationstechnik an, was man sich vorstellen kann. So finden sich im HTC One M9 nicht nur LTE Cat6 mit bis zu 300 Mbit/Sekunde im Download wieder, sondern auch Bluetooth 4.1 inklusive aptX-Bluetooth-Protokoll für besonders hochwertige Audio-Qualität, ein WLAN-Modem mit Dualband-Unterstützung und dem 802.11ac-Standard für theoretisch bis zu 1,3 Gbit/Sekunde im Download, sowie NFC, GPS inklusive GLONASS-Unterstützung und ein Infrarot-Sensor zum Steuern heimischer Multimedia-Technik. Über mangelnde Verbindungsmöglichkeiten oder eine zu langsame Verbindung braucht man sich jedenfalls nicht zu beklagen.

Das gilt vor allem für Telefonate: Diese sind angenehm laut und vor allem sehr klar. Selbst das sonst bekannte Hintergrundrauschen tritt so gut wie nie auf, wie die Gegenseite berichten konnte. Auch die Empfangsqualität kann sich sehen lassen, die wie schon bei den beiden Vorgängern mit kleinen Kunststoffstreifen auf der Rückseite gewährleistet werden. Diese lassen sich gewissermaßen auch als Design-Element für das HTC One M9 betrachten.

 

Kamera

Smartphones ersetzen heutzutage in den meisten Alltagssituationen die klassischen Kameras nicht ohne Grund, denn die Qualität der Smartphone-Kamera hat in den letzten Jahren erheblich zugelegt und ein Smartphone hat man immer dabei. Im HTC One M7 und HTC One M8 versuchte es HTC mit der Ultrapixel-Kamera mal mit etwas Neuem, was allerdings einiges an Kritik hervorrief. Zwar konnte durch die sehr großen Pixel deutlich mehr Licht aufgenommen werden, aber durch die vergleichsweise sehr niedrige Auflösung waren die Bilder letzten Endes dennoch nur bedingt konkurrenzfähig. Während der Ultrapixel-Sensor auf die Frontseite gewandert ist, setzt der taiwanische Smartphone-Hersteller nun wieder auf eine klassische Kamera auf der Rückseite. Diese kommt dieses Mal von Toshiba und besitzt eine Auflösung von 20 Megapixeln, was auf hohe Bilddetails hoffen lässt.

Auch wenn die Bildqualität bei guten Lichtverhältnissen deutlich zunimmt – vor allem was die Details des Bildes betrifft – so reicht die Kamera des HTC One M9 nicht an die Bildqualität der Konkurrenz heran. Zwar sind Farben, Kontraste und auch Bildrauschen auf Top-Niveau und auf Augenhöhe zur Konkurrenz, aber dennoch stören mitunter bei vergrößerten Bildausschnitten leichte Farbsäume und zu weich gezeichnete Details den ansonsten guten Eindruck. Nimmt allerdings das Licht ab, nimmt neben der Helligkeit der Fotos vor allem auch der Detailgrad sichtlich. Auch Artefakte in einigen Bildbereichen können auftreten, sodass HTC trotz deutlicher Verbesserung der Bildqualität und eine nominell sehr hohen Auflösung weiterhin hinter der Konkurrenz bleibt.

Unser Testfoto im Vergleich zur Sony Smart Shot QX10, einer Canon EOS D600 und dem Samsung Galaxy S6 dürfte das recht gut zeigen:

Interessant ist jedoch, dass HTC der Kamera-App nachträglich ein Update spendiert hat, womit das HTC One M9 auch RAW-Fotos aufnehmen kann. Diese werden im populären DNG-Format gespeichert und lassen sich mit den entsprechenden Desktop-Programmen öffnen und diverse Parameter wie Belichtung, Helligkeit und so weiter manuell beim digitalen Entwickeln festlegen. Auf diese Weise dürften einige Bilder noch besser werden.

Aufgrund des deutlich größeren Sensors kann die Kamera des HTC One M9 nun auch 4K Videos mit einer maximalen Auflösung von 3.840 x 2.160 Pixel bei 30 Frames/Sekunde aufnehmen, was dem im TV-Bereich gebräuchlichen UHD-Standard entspricht. Außerdem kann das Smartphone FullHD-Videos mit 60 Frames/Sekunde aufnehmen und Zeitlupen-Videos. Bei schnelleren Kamera-Schwenks treten die bekannten Verzerrungen der Objekte auf. Ansonsten ist die Bildqualität ganz okay, könnte aber dennoch schärfer sein. Wirklich negativ bemerkbar macht sich der fehlende optische Bildstabilisator, sodass Videos zum Teil der verwackelt daher kommen.

Die Kamera-App selbst ist recht funktional gehalten und die wichtigsten Optionen für die Foto-Aufnahme verstecken sich am unteren Displayrand der Kamera-App: Foto-Modus, Video-Modus, ISO-Wert, Belichtung, Weißabgleich, Zugriff auf die Einstellungen und der Button für speziellere Aufnahme-Modi wie Selfie, Panorama, die RAW-Kamera und weitere nachinstallierbare Modi (Bokeh, Passfoto, Split-Aufnahme) zieren die Oberfläche. Rechts sind lediglich die Tasten zur Foto- und Videoaufnahme zu sehen und in der rechten oberen Ecke die Verknüpfung zur Galerie. Mehr braucht es nicht für eine Kamera-App. Warum sich HTC jedoch für gleich zwei Menüs für Kamera-Modi entschieden hat – der RAW-Modus und so weiter hätte locker im ersten Modi-Menü Platz finden können – ist eine Frage, deren Antwort wohl nur die HTC-Entwickler kennen. Etwas verwirrend ist das schon.

 

Multimedia

Während die Kamera auch weiterhin die Schwachstelle des Flaggschiff-Smartphones von HTC bleibt, so kann das HTC One M9 im Multimedia-Bereich wiederum voll überzeugen. Sicherlich ist der 32 GB interne Speicher mit tatsächlich frei verfügbaren 21,06 GB nicht gerade sonderlich üppig ausgestattet, aber dafür lässt sich dieser mit einer MicroSD problemlos erweitern. Gemäß dem SDXC-Standard wären das bis zu 2 TB, aber derzeit liegt die im Handel erhältliche maximale Größe bei 128 GB. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil, gerade gegenüber dem Samsung Galaxy S6 (zum Test). Genügend Platz also für Fotos, Videos und natürlich auch Musik, denn gerade letzteres ist das Highlight: Die BoomSound Stereo-Frontlautsprecher machen ihrer Bezeichnung alle Ehre: Der Ton des HTC One M9 ist sehr laut, kräftig und vor allem voluminös. Zwar sind es technisch dieselben wie aus dem HTC One M9, aber der Hersteller hat den Lautsprechern zwei Profile spendiert: Musik und Theater.

Den Musikplayer hat HTC einfach und funktional gehalten, der nicht viel mehr macht außer Musik abspielen. Neben einer klassischen Wiedergabe-Liste, diversen Filtermöglichkeiten für Musik (Album, Künstler, Titel) und der Möglichkeit, Musik auf einem DLNA-fähigen Fernseher oder Lautsprecher wiederzugeben, findet man keine weiteren Optionen. Das schließt leider auch einen Equalizer mit ein.

 

Software

Da es sich bei dem HTC One M9 um ein Flaggschiff-Modell handelt, kommt dementsprechend natürlich auch das neuste Android in Form von Android 5.0.2 Lollipop zum Einsatz. Dieses erweitert HTC mit seiner Oberfläche namens HTC Sense 7, welche durch ein schickes Design aufwartet. Rein von der Optik her unterscheidet sich diese kaum von HTC Sense 6 des HTC One M8, kann jedoch mit einer ungleich größeren Freiheit bei der optischen Gestaltung aufwarten.

Wie gesagt ist die Oberfläche des HTC One M9 nahezu identisch zum Vorgänger, nur das man nun eine vierte Taste mit einer Funktion seiner Wahl einfügen kann. Auf diese Weise lassen sich zum Beispiel die Schnelleinstellungen sprichwörtlich schneller öffnen, die Tastenleiste ausblenden oder das Display ausschalten. Ebenfalls neu ist ein Homescreen-Widget, welches automatisch je nach Aufenthaltsort verschiedene Apps anzeigt. Als Profile stehen Unterwegs, Zuhause und Arbeit zur Auswahl, wobei sich letztere Profile mit einer Adresse genauer definieren lassen. Leider kann man diese Auswahl an Apps nicht an seine Bedürfnisse anpassen: Nicht jeder dürfte mit der App-Auswahl rundum einverstanden sein. HTC steht jedoch neuen Funktionen in Zukunft aufgeschlossen gegenüber, sodass mit künftigen Updates der Sense Startseite durchaus genau das möglich sein wird.

Die größte Neuerung an der Software des HTC One M9 ist die Themes Engine, welche das ungemein einfache Erstellen eines eigenen Themas ermöglicht. Einfach ein Foto oder Bild auswählen das einem gefällt und die HTC-Software analysiert das Quellbild nach verschiedenen Dingen. So werden nicht nur passende Farben vorgeschlagen, sondern auch Klingeltöne, Icon-Packs und sogar Schriftarten. Ist man mit dem automatisch generierten Ergebnis zufrieden, kann man dieses direkt übernehmen oder seinen Wünschen noch ein wenig mehr anpassen. Denn über den integrierten Themes-Store lassen sich eine Vielzahl von zusätzlichen Schriftarten, Klingeltönen, Icon-Packs und selbst Dot-View-Cover Hintergründe herunterladen und installieren.

Fazit zum HTC One M9

So schick das HTC One M9 auch aussehen mag und so viel neue Technik auch verbaut wurde, summa summarum hinterlässt das 749 Euro teure Android Smartphone den Eindruck eines kleinen Stillstandes und das leider in mehrfacher Hinsicht. Zwar ist eine bessere Kamera auf der Rückseite verbaut und einer der schnellsten aktuell verfügbaren Smartphone-Prozessoren, aber dennoch hinkt die Fotoqualität vergleichbaren Geräten hinterher und der Snapdragon 810 wird notgedrungen stark in seiner Leistungsfähigkeit gezügelt. Eine nach wie vor führende Qualität bei der Verarbeitung und Haptik reicht heutzutage leider nicht mehr aus, um Käufer zu begeistern. Erst Recht nicht, wenn sich die Akkulaufzeit nicht nennenswert verbessert hat. Da trösten auch umfangreiche Möglichkeiten der persönlichen Anpassbarkeit nur bedingt hinweg.

HTC hätte dieses Jahr etwas mehr wagen sollen, denn die mangelnden Neuerungen lassen sich sehr leicht als Rückschritt betrachten, erst Recht wenn man ein fast radikal anderes Samsung Galaxy S6 dagegen hält. Insofern wird es das HTC One M9 wirklich schwer haben gegen die Konkurrenz zu bestehen. Trotz der umfangreichen Kritik ist es unterm Strich ein hochwertiges Android Smartphone, welches mit der aktuellsten Technik ausgestattet ist und in Form und Design eine große Fangemeinde gefunden hat, was eventuell auch das dezente Facelifting zum Vorgänger dem HTC One M8 erklärt.

[button size=“large“ icon=“plus“ color=“green“]Positiv[/button]

  • Nach wie vor sehr hochwertige Haptik und Verarbeitung,
  • Umfangreiche Möglichkeiten zur Anpassung
  • Aufnahme von RAW-Fotos
  • BoomSound-Lautsprecher
[button size=“large“ icon=“minus“ color=“orange“]Negativ[/button]
  • Design-Stillstand
  • Snapdragon 810 mit zwangsweise gezügelter Leistung
  • Ähnliche Akku-Ausdauer wie Vorgänger

htc_one_m9_testurteil

Wertung
Geschwindigkeit 3/5
Display 5/5
Funktionalität 5/5
Verarbeitung 5/5
Preis 4/5

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Stefan

Mann mit Bart und Faible für Smartphones und Tablets jeder Plattform, doch eindeutig bekennender Androidliebhaber.

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