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Huawei: Diskriminierende Arbeitsbedingungen wie in China

Ein umfangreicher Medienbericht wirft Huawei schwere Diskriminierung seiner Mitarbeiter in Düsseldorf vor. Von Eingriffen in die Privatsphäre, Kündigungen wenn das Mindestalter erreicht ist, sowie rassistisch orientierten Personalbesetzungen und Nazirhetorik ist die Rede. Huawei führt sein Unternehmen in Europa nach chinesischen Vorgaben und Gesetzen. Gerichtsverfahren ehemaliger Mitarbeiter sind die Folge.

Schwere Diskriminierungsvorwürfe gegenüber Huawei

Heftige Vorwürfe gegenüber Huawei kommen aktuell von den Berliner Aktivisten für digitale Freiheit und politische Umsetzung Netzpolitik.org. In Kooperation mit Journalist:innen des „The Daily Telegraph“ in Großbritannien, der „Republik“ in der Schweiz und „El Mundo“ in Spanien, decken sie nach monatelanger Recherche diskriminierende Arbeitsbedingungen bei Huawei in ganz Europa auf. Darunter auch die als „kleine chinesische Botschaft“ bezeichnete Europazentrale in Düsseldorf. Die Kriegsrhetorik des Firmengründers und CEO Ren Zhengfei ist hinlänglich bekannt. Zitate des Wehrmachtsgenerals Erwin Rommel sind dann aber auch für nicht-chinesische Angestellte im höchsten Maße irritierend.

 

Eine diskriminierende Ausrichtung des Konzerns lässt sich gleich an mehreren Beispielen beweisen. So soll der Konzern in seiner deutschen Niederlassung klar zwischen chinesischen und deutschen Mitarbeitern unterscheiden. Deutsche Mitarbeiter erhalten weniger Zugang zu Informationen und würden aus wichtigen internen Entscheidungen ausgeschlossen. Bei Meetings wird an entscheidenden Stellen in die chinesische Sprache gewechselt. Huawei sende aus dem Heimatland sogenannte „Meeresschildkröten“. Gut ausgebildete, junge Manager, welche in Europa für eine Zwei-Klassen-Gesellschaft sorgen. „Meeresschildkröten geben den Ton an“ heißt es bei Netzpolitik.org.

Beziehungen zwischen Chinesen und Europäern sind verboten

Ihr Aufenthalt ist pro Standort von vornherein auf 5 Jahre limitiert. Ton- und Video-Material beweisen, wie es chinesischen Mitarbeitern verboten ist, mit europäischen Kollegen freundschaftlichen Kontakt zu pflegen oder noch schlimmer eine Beziehung einzugehen. Die „Entsendungs- und Mobilitätsmanagementverordnung“ sieht vor, Mitarbeiter die einen ständigen Wohnsitz in Europa beantragen umgehend zu kündigen. So geschehen bei einer Schweitzer „Meeresschildkröte“, dessen europäische Frau schwanger wurde und er verpflichtet wurde, das Land zu verlassen.

Tatsächlich bestätigt ein Huawei-Sprecher auch derartiges Vorgehen:

„Expats wüssten im Vorhinein um die Bedingungen ihres Auslandsengagements. Wenn es zu Konflikten zwischen diesen und dem Privatleben des Beschäftigten komme, muss der Mitarbeiter die internationale Einsatzrichtlinie von Huawei und die vom Mitarbeiter unterzeichnete internationale Einsatzvereinbarung einhalten“.

Weiterhin ist von einer Altersdiskriminierung gegenüber europäischen Mitarbeitern zu lesen. Huawei soll Mitarbeiter welche älter als 50 Jahre sind, konsequent kündigen. Von weltweit 194.000 Angestellten sind nur zwei Prozent über 50 Jahre alt, so der Konzern auf seiner eigenen Website. Gleich mehrere ehemalige Huawei-Mitarbeiter haben bestätigt, das der Konzern es nicht gern sehe, wenn seine Mitarbeiter den 60. Geburtstag in der Firma feiern. Wer nicht vorher selbstständig gekündigt hat, den „befördert Huawei mit Druck hinaus“. Einige deutsche Gerichtsverfahren von Menschen über 50 Jahren, die von Huawei ohne Angaben von Gründen gekündigt wurden, pflastern den Weg. Huawei zahlt gern hohe Summen als Entschädigung, weil es sich für den Konzern allen Anschein nach rechnet.

Meine persönliche Meinung:

Dies war nur ein kleiner Auszug aus dem sehr umfangreichen Bericht, der gern bei Interesse hier<– komplett gelesen werden kann. Dennoch will ich es mir nicht verkneifen, meine eigene Sicht der Dinge bekannt zu geben.

Zum einen finde ich es aktuell sehr merkwürdig, dass sich augenscheinlich die kritischen Beiträge gegenüber Huawei in den letzten Wochen häufen. Warum jetzt? Netzpolitik.org zitiert Recherchen aus dem Jahre 2018. Vermutlich weil das Unternehmen gerade am Boden ist und fremde Mächte ihre Chance darin sehen, dem Unternehmen jetzt den finalen Rettungsschuss zu geben.

Selbstredend verachte ich derartige Diskriminierung gegenüber seinen Mitarbeitern, keine Frage. Doch das ist die chinesische Philosophie, welche schlussendlich die Unternehmen erst an diese Machtposition gebracht hat. Wer will es ihnen verdenken, dass sie im „Ausland“ an ihren erfolgreichen Strategien festhalten. Wir Europäer waren es schlussendlich die preiswerte Smartphones in hervorragender Qualität haben wollten und nach wie vor kaufen. Glaubt denn irgendwer das es in anderen chinesischen Konzernen wie OnePlus, Oppo, Xiaomi und Vivo anders zugeht? Auch die USA kann sich da nicht von freisprechen. Denn Apple iPhones werden nicht in den USA gefertigt, sondern bei Foxconn in der Republik China (Taiwan).

Ich will hier nicht den Moralapostel spielen, zumal ich ebenfalls ein „preiswertes“ OnePlus zu meinem privaten Daily Driver erkoren habe. Doch auch hier hat eine Medaille zwei Seiten. Ich persönlich würde mich freuen, wenn Huawei sich unter der neuen Regierung von Joe Biden wieder aufrappelt. Wenngleich die Aussichten dafür nicht so rosig stehen. Wenn wir nicht versuchen würden Huawei aus dem Land zu treiben, besteht ja auch die Möglichkeit, dass sie sich einige westliche Eigenschaften abschauen. Wer weiß?

[Quelle: Netzpolitik.org | via MobiFlip]

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MaTT

Mit dem Palm groß geworden und dem Qtek 1010, sowie HTC Hero die unstillbare Lust an dem OS Android bis zum heutigen Tage entdeckt. Als Gründer von Android TV (heute GO2mobile), pflasterten Meilensteine bei Areamobile (Head of Video Content) oder NextPit (Senior Editor) den Weg von Bestenlisten, News, Tests und Videos. Auch heute noch Spezialagent für alles Kreative.

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