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Xiaomi Mi 9T versus Redmi K20 Pro: Der längst überfällige Vergleichstest

Viel zu lang haben wir den direkten Vergleich des Xiaomi Mi 9T und dem Redmi K20 Pro – welches sich zuweilen auch als Xiaomi Mi 9T Pro zu erkennen gibt – verschoben. Wenngleich sich Xiaomi inzwischen überraschender Weise nach jahrelanger Abstinenz nun doch zu einer deutschen Präsenz entschieden hat, wollen wir euch unseren dennoch interessanten Vergleichstest nicht vorenthalten.

Mea culpa! Ausreden, warum der Vergleichstest zwischen dem Xiaomi Mi 9T und dem Redmi K20 Pro erst jetzt folgt hätten wir viele, wie beispielsweise die IFA 2019. Doch darum geht es hier nicht. Selbstverständlich gibt es inzwischen auch in Deutschland das baugleiche Xiaomi Mi 9T Pro ab 379 Euro (06/10/19) zukaufen, als welches sich unser K20 Pro im Übrigen hier und da zu erkennen gibt. Nur eben mit dem LTE-Band 20. Doch dazu später mehr.

Xiaomi sorgt im Augenblick auf dem Smartphone-Sektor für ordentlich Bewegung hierzulande. Nicht nur dass das Unternehmen nach jahrelanger Abstinenz überraschend seinen Deutschland-Start offiziell angekündigt hat – nein, fast wöchentlich stellt und der chinesische Hersteller neue Smartphones vor. Und Eines günstiger als das Andere. Das führt natürlich auch zur allgemeinen Verunsicherung beim Endverbraucher. Den Überblick darüber zu behalten ist fast unmöglich. Auch für uns.

Verarbeitung des Xiaomi Mi 9T und Redmi K20 Pro

Aber kommen wir zurück zum eigentlichem Thema: Dem Xiaomi Mi 9T und dem Redmi K20 Pro. Das Mi 9T in Rot und das K20 Pro in Blau zur besseren Unterscheidung. Beide Smartphones kommen sehr gut verarbeitet daher. Lediglich auf der Vorderseite ist für sehr sensible Menschen wie mich, der Übergang vom Corning Gorilla Glass 5 zum Aluminium Rahmen zu spüren.

Die Rückseite mit dem zur Mitte hin schwarzen Verlauf zur jeweiligen Grundfarbe ist schon ein Hingucker und Fingerabdruck-Magnet gleichermaßen. Aber es gibt ja noch als dritte Option den Carbon-Look in Schwarz. Beide Smartphones (denn sie sind äußerlich komplett identisch) liegen mit 191 Gramm sehr gut in der Hand und die Tasten für die Lautstärke und den Standby lassen sich gut auf der rechten Seite erreichen. Die rote Akzentuierung kommt jedoch nur bei dem blauen und Carbon-Modell zur Geltung.

Zwei der drei Kameras – welche vertikal mittig angeordnet sind – schauen ein wenig aus dem Gehäuse. Das stört jedoch nicht weiter, wenn das Smartphone auf dem Tisch liegt, wie bei manch anderen Geräten, die dann gern wackeln, wenn die Position eine andere ist. Die 20-MP-Frontkamera ist eines der Highlights, da sie sich oben im Gehäuse versteckt und mit großem Tara die Bühne betritt. LED-Licht und Sound lassen sich aber ausschalten. In diesem Zusammenhang: die in der Pop-Up-Kamera verbaute LED, wird auch eingefahren als optische Benachrichtigungs-Signalisierung genutzt. Dann jedoch nur von der Oberseite erkennbar. Gleich neben der 3,5 Millimeter Audio-Buchse, die ebenfalls noch bei beiden Geräten verbaut ist. Der USB-Type-C-Anschluss (2.0) ist traditionell auf der Unterseite.

Das Display

Das 6,39 Zoll große AMOLED-Display mit einer Auflösung von 2.340 x 1.080 Pixel im 19,5:9 Seitenverhältnis, beeindruckt schon allein durch den Kamera freien Blick und einer „Screen to body ratio“ von 86,1 Prozent. Hinzu kommen ein sehr schnell und gut funktionierender Fingerabdruck-Sensor unter dem Corning Gorilla Glass 5.

Wer nicht mit einem „Waterfall“- oder „Edge“-Display zurecht kommt, wird sich über das Mi 9T und K20 Pro (aka Mi 9T Pro) freuen. Ein schmaler „Sicherheits“-Rand fasst das bis zu 600 Nits helle Display ein. Ohne direkter Sonneneinstrahlung sind es 420 Nits. Der Blickwinkel überzeugt und auch die Farben als auch der Kontrast überzeugen. Lassen sich aber auch je nach Bedarf in den Einstellungen anpassen.

Das AMOLED-Display bietet ein „Always-on-Mode“ der Dank MIUI 10 auch einiges an Modifikationen bietet. Ebenfalls „Double-Tap-to-Wake-up“, Nachtlese-Modus, Anti-Flacker-Funktion oder ein Dark Mode. By the way: Netflix ist natürlich auch in HD und HDR möglich.

Die Unterschiede

Für viele vermutlich das Wichtigste: Worin unterscheiden sich die beiden äußerlich identischen Smartphones eigentlich? Zu allererst sei neben dem Preis der verbaute Prozessor genannt. Das Pro-Modell kann mit dem Snapdragon 855 Octa-Core-Prozessor aufwarten. Im Mi 9T ist es „nur“ eine Snapdragon 730 Octa-Core-CPU. Was auf dem Datenblatt eklatante Unterschiede wie maximal 2,2 GHz zu 2,84 GHz der ARM Cortex A76-Kerne darstellt, lässt im Alltag keine Unterschiede spüren. Weder in der Bedienung noch beim Extremtest beim Ressourcen hungrigen Spiel PUPG Mobile. Lediglich die Spiel interne Bildrate ließ sich beim 9T nicht auf „Ultra“ oder „Extrem“ stellen. Das war es dann aber auch schon. Kein ruckeln, kein Delay oder sonstigen Spiel relevanten Nachteile.

Ein weiterer Unterschied ist, das es das K20 Pro und auch nur dieses (nicht beim Mi 9T Pro) eine 8 GB RAM und 256 GB interne Speicher-Version gibt. Hierzulande wird bei beiden Modellen 6 GB RAM und 64 oder 128 GB interner Programmspeicher geboten. Angesichts des Tatbestandes, dass eine Erweiterung via microSD-Speicherkarte nicht möglich ist, sollte das vor dem Kauf gut überlegt sein.

Eher zu vernachlässigen ist, dass zwar beide Modelle einen 4.000 mAh starken Akku verbaut haben, aber nur der des Pro Modells lässt sich mit 27 Watt, anstelle von 18 Watt schnell Laden. Einen spürbaren Unterschied macht das aber nicht aus. Zwischen den beiden vollständigen Ladezyklen liegen gerade einmal 10 Minuten Differenz. Bei durchschnittlichen Umgang sind zwei Tage Laufzeit durchaus möglich. Qi-Ladung unterstützen beide Modelle nicht.

Die Kamera

Auf dem Datenblatt nur schwer zu erkennen, ist das unterschiedliche Kamera-Setup. Beide Smartphones sind mit einem 48-, 8- und 13-Megapixel-Sensor ausgestattet. Beim Pro gibt es jedoch anstelle eines Sony IMX582 einen IMX586 Sensor ebenfalls von Sony. Während sich der Telephoto- (8 MP/ f/2.4) und der Weitwinkel-Sensor (13 MP/ f/2.4) 1:1 gleichen. Beide Sensoren können mit einer speziellen Einstellung im Kamera-Setup wirklich mit 48 Megapixel fotografieren. Beide Sony-Sensoren haben dieselbe Sensorgröße (1/2 Zoll), Pixelgröße (0,8 µm 48-MP-Mode / 1,6 µm 12-MP-Mode) , Ausgabeauflösung und Blende (f/1,75). Die Bildergebnisse sollten also komplett identisch sein. Alles andere wäre Einbildung.

Der tatsächliche Unterschied ist nur, dass der IMX582 Videos maximal in 4K und 30 Bildern pro Sekunde aufzeichnen kann und der IMX586 mit 60 fps. Grund hierfür ist, das der Snapdragon 730 keine 60 fps unterstützt und Xiaomi so auf den günstigeren Sony-Sensor zurückgegriffen hat.

Im Standard-Modus nehmen beide Smartphone-Kameras Fotos nach dem Pixel-Binning-Prinzip auf. Das bedeutet, aus den 48 Megapixel werden am Ende 12 Megapixel (4.000 x 3.000 Pixel). Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Natürliche Farbsättigung, ein guter Kontrast und am PC erkennt man deutlich mehr Schärfe als mit den vollen 48 Megapixel (8.000 x 6.000 Pixel). Diese Einstellung sollte meiner Meinung nach nur im Zoom verwendet werden.

In Low-Light-Bereich zeigen sich natürlich hier – wie bei den meisten anderen Smartphone-Kameras – die Schwächen. Zwar kann der Nachtmodus noch ein wenig Licht ins Dunkle bringen, doch bei näherer Betrachtung ist auch hier das aufkommende Rauschen im Bild zu erkennen. Nun gut – ist halt keine Leica Quad-Kamera von Huawei. Kostet ja auch nur ein Drittel. Und dafür ist die Kamera beider Smartphones komplett ausreichend.

[Nachtaufnahmen folgen in Kürze]

LTE-Band 20

Nein ich habe es nicht vergessen. Das Redmi K20 Pro besitzt kein LTE-Band 20. Beide Mi 9T-Modelle jedoch schon. Witziger weise gibt sich das Redmi K20 Pro in allen Belangen als Mi 9T Pro zu erkennen. Egal ob in den Geräte-Informationen oder als Wasserzeichen auf den Fotos. Ist mir das fehlende LTE-Band 20 bei meinem Test aufgefallen? Nein. Lässt sich das überhaupt überprüfen? Ebenfalls Nein. Ist das auf 800 MHz und Maximal 50 MBit/s recht langsame Band für Deutschland überhaupt wichtig? Wenn man in Berlin oder einer anderen Großstadt lebt, sicherlich nicht.

Doch lebt man auf dem Land oder in Gegenden wo der Netzausbau noch stattfindet, sehr wohl. Denn hier wird favorisierend das LTE-Band 20 und Band 29 verbaut. Ihr solltet euch also einfach einmal über den Netzausbau eures Providers erkundigen, in wie weit welche Bänder in eurer Nähe genutzt werden.

Software

Was bleibt uns am Ende noch zu sagen. Klar die Software. Die große Liebe zu Apple lässt sich nach wie vor nicht verstecken. Seien es die Icons, der fehlende App-Drawer oder andere Kleinigkeiten. Das alle Anwendungen auf dem Desktop angeordnet werden müssen, stört mich nach wie vor am meisten. Gab es da nicht schon einmal Ansätze in einem Alpha-Build 4.10.6.1025-06141703? Bis dato bleibt aber nur der Launcher des Poco-Phones oder 3rd-Party-Alternativen wie den Nova Launcher.

Nova Launcher
Nova Launcher
Entwickler: Nova Launcher
Preis: Kostenlos

MIUI 10 bietet jedoch ähnlich dem einstigen Cyanogen oder dem OxygenOS von OnePlus viele nützliche Features. Egal ob Zweitprofil, duale Anwendungen oder das umfangreiche Bereinigungstool. Auch der Dark Mode ist bei Xiaomi angekommen, wenngleich noch nicht so konsequent durchgesetzt. Klar, es ist bunt und kein Vanilla-Android. Aber das wird in China auch schwer zu finden sein, gerade wenn man einmal in den Design-Shop für neue Themes Ausschau hält.

Fazit der Xiaomi Mi 9T und Redmi K20 Pro

Wir waren verwundert wie wenig sich die beiden Smartphones voneinander unterscheiden. Trotz unterschiedlichen Sensoren mit jedoch identischen technischen Daten, bieten beide Kameras über dem Durchschnitt gute Foto-Ergebnisse. Eine Lücke zur Premiumklasse mit Quad-Kamera ist jedoch noch erkennbar.

Die Pop-Up-Kamera ermöglicht nicht nur neidische Blicke am Stammtisch, sondern eine besonders schöne Optik auf das Kamera freie AMOLED-Display. Die 4.000 mAh Akku-Kapazität bereiten viel Freude, wenngleich der fehlende Qi-Support einige ärgern wird. Auch das der wahlweise 64 oder 128 GB interne Speicher nicht via microSD-Karte erweitert werden kann, sollte beim Kauf bedacht werden.

Für einen Preis von knapp 300 Euro ist das Xiaomi Mi 9T ein „no brainer“. Die Unterschiede der beiden ist im täglichen Einsatz nicht spürbar, weswegen sich mir die zusätzlichen Euro für das Pro und einem 855er nicht erschließen. Dann lieber in die 128 GB investieren und ihr habt erstmal viele Monate Freude an eurem neuen Android-Smartphone.

Wir danken TradingShenzhen für die beiden Test-Samples!

Test Xiaomi Mi 9T vs. Redmi K20 Pro
  • Hardware - 8.5/10
    8.5/10
  • Verarbeitung - 8.9/10
    8.9/10
  • Software - 6.8/10
    6.8/10
  • Performance - 8.2/10
    8.2/10
  • Kamera - 8.2/10
    8.2/10
  • Akku - 8.7/10
    8.7/10
  • Preis/Leistung - 9.3/10
    9.3/10
8.4/10

Kurzfassung

Beide Geräte sind für den Preis eine ihr Geld wert. Kritik gibt es nur auf Seiten des fehlenden SD-Karten-Support und der Triple-Kamera bei Nacht.
Trotzdem bekommt das Mi 9T unsere Kauf-Empfehlung, da der Snapdragon 730 gegenüber dem 855 im Alltag kaum Unterschiede zeigt. Auch der 4.000 mAh starke Akku ist bei beiden gleich. Dann lieber Geld in 128 GB Speicher stecken.

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MaTT

Mit dem Palm groß geworden und dem Qtek 1010, sowie HTC Hero die unstillbare Lust an dem OS Android bis zum heutigen Tage entdeckt. Als Gründer von Android TV (heute GO2mobile), pflasterten Meilensteine bei Areamobile (Head of Video Content) oder NextPit (Senior Editor) den Weg von Bestenlisten, News, Tests und Videos. Auch heute noch Spezialagent für alles Kreative.

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