HarmonyOS: Huawei im Größenwahn
Da scheint sich das chinesische Unternehmen wieder schnell erholt zu haben. Oder besser gesagt, sind das die Pläne von Gründer Ren Zhenfei. Der will nämlich bereits in zwei Jahren mit HarmonyOS, Apple iOS ebenbürtig sein. Dabei drohte der Konzern bereits längst das Betriebssystem in Umlauf zu bringen. Hat er auch – jedoch nur auf einem Fernseher und keinem Smartphone.
Angesichts der aktuellen Situation, gab Huawei-Gründer und CEO Ren Zhengfei ein recht optimistisches Interview dem „Fortune Magazine„. Darin behauptete Zhengfei, dass sein Unternehmen HarmonyOS in zwei oder drei Jahren soweit etabliert hätte, das es Apple iOS ebenbürtig, wenn nicht sogar überlegen wäre.
„Ich denke, es wird weniger als zwei bis drei Jahre dauern. Da ich Teil der Unternehmensführung bin, muss ich bei der Diskussion von Zeitplänen etwas konservativer sein. Andernfalls könnte ich am Ende zu viel Druck auf unsere Mitarbeiter ausüben.“
Diese Aussage mag im Heimatland Patriotismus hervorrufen, hierzulande eher ein müdes Lächeln. Schon einmal hat das Unternehmen große Töne gespuckt, als es darum ging im Kampf gegen das US-Embargo, HarmonyOS für Smartphones als einsatzbereit zu deklarieren. Im Nachhinein war alles ein großer Bluff und Huawei kann seine aktuellen Flaggschiffe – das Huawei Mate 30 und Mate 30 Pro – nur im Heimatland China verkaufen. Denn weder darf Huawei die Google-Dienste installieren, noch ist HarmonyOS für Smartphones final. Lediglich der ausschließlich in China erhältliche Huawei Vision TV ist mit dem hauseigenen Betriebssystem ausgerüstet.
HarmonyOS erfolgreicher als Apple iOS?
Apple hat im Augenblick mit dem Betriebssystem iOS weltweit einen Marktanteil von 15 Prozent. Der AppStore ist etabliert und Cupertino arbeitet mit Diensten wie Apple Arcade, Apple TV+, Apple News+ und einer eigenen Kreditkarte weiter an einem Ausbau. Wie will Huawei hier in zwei Jahren mithalten können.
Zugegeben, den Erfolg von HarmonyOS im Heimatland China möchte ich dem Unternehmen nicht abstreiten. Doch das wird Analysten zufolge maximal einen Marktanteil von 2 Prozent ausmachen. Das US-Embargo hat dem Unternehmen einen Umsatzeinbruch von knapp 10 Milliarden US-Dollar eingebracht. Ich erinnere mich nur an Microsoft und Windows 10 Mobile, die an der Etablierung des eigenen Betriebssystem jämmerlich gescheitert sind und Unmengen von Geld verbrannt haben. Entwickler waren einfach nicht dazu zu bewegen, ihre Anwendungen für ein weiteres Betriebssystem zur Verfügung zu stellen. Warum sollte das nun Huawei gelingen?
Am Ende des Interviews lenkt Ren Zhengfei aber doch noch ein wenig ein:
„Wir hoffen weiterhin, das Betriebssystem von Google zu verwenden und wir setzen weiterhin auf eine freundschaftliche Zusammenarbeit mit Google. Wir hoffen, dass die US-Regierung dem Antrag von Google zustimmen wird.“
Das scheint auch in meinen Augen das Sinnvollste zu sein, sofern das Unternehmen auch in Zukunft auf dem westlichen Markt erfolgreich bleiben möchte. Schön wäre, wenn Donald Trump einmal bei seiner Meinung bleiben würde. Doch innerhalb weniger Tage hören wir von dem US-Präsidenten, dass die Ausnahmegenehmigung nicht verlängert werden würde und dann dass mehre Konzerne – darunter auch Google – die Sonder-Lizenz vom Handelsministerium erhalten hätte, um wieder mit Huawei Geschäfte machen zu dürfen.